Auf Anfang Jahr haben sich die kantonalen Organisationen Aargau Tourismus und Kanton Solothurn Tourismus zur Ferienregion Aargau Solothurn zusammengeschlossen. Mit dem Projekt können die touristischen Perlen der beiden Kantone in Zusammenarbeit mit Schweiz Tourismus einfacher vermarktet werden.
Die kantonalen Organisationen bleiben eigenständig und haben sich in einem Kooperationsvertrag paritätisch zum gemeinsamen Dachmarketing verpflichtet. Kräfte können auf diesem Weg gebündelt, Synergien genutzt und touristische Aktivitäten in beiden Kantonen nachhaltig weiterentwickelt werden. Die touristischen Perlen der beiden Regionen ergänzen sich ideal und sollen dazu beitragen, dem Freizeit-, Wellness- und Kulturtourismus im Mittelland ein unverwechselbares Gesicht zu geben. Parität sei ein gutes Stichwort, meinte Walter Straumann, Präsident von Kanton Solothurn Tourismus, an der feierlichen Lancierung vergangene Woche im Oltner Stadttheater. «Die beiden Kantone sind gleichberechtigte Partner – und wir sind froh, dass die Ferienregion von beiden Kantonsregierungen unterstützt wird.»
Nicht kleiner machen, als man ist
Gleich als «Win-win-win-win-Situation» bezeichnete sein Pendant im Aargau, Kathrin Scholl, die Ausgangslage. Für den Tourismus im Mittelland, für die beiden Standortkantone, für die Bevölkerung in beiden Kantonen – und nicht zuletzt natürlich für die Gäste der Ferienregion selber. Man stecke nun mal im Sandwich zwischen Basel, Zürich und Bern – «aber die Mitte des Sandwiches schmeckt ja meistens am besten», hielt die VR-Präsidentin der Aargau Tourismus AG fest. Für Regierungsrätin Brigit Wyss und den Aargauer Regierungsrat Dieter Egli, die in ihren Kantonen für die Volkswirtschaft zuständig sind, stärkt dieser Zusammenschluss die Regionen nachhaltig, was sich positiv auf die beiden Grenzkantone auswirke. Die beiden Kantone seien Nachbarn und sich gewohnt, zusammenzuarbeiten. Beste Voraussetzungen also für Synergien, um den Tourismus gemeinsam voranzubringen. «Wir werden jetzt an den Kampagnen von Schweiz Tourismus teilhaben und deshalb sichtbarer auf der touristischen Landkarte», sagte Brigit Wyss und wies darauf hin, dass nicht zuletzt auch die heimische Bevölkerung von der gesteigerten Attraktivität als Wohnund Lebensstandort profitiere.
Dieter Egli hob das die beiden Kantone verbindende Element der Aare oder auch der Jurahöhen hervor. «Wir machen uns oft viel kleiner, als wir sind. Zeigen wir, dass das Mittelland nicht nur zum Durchfahren da ist», wurde er pathetisch. Umso wichtiger, so Egli, sei deshalb künftig die Qualität der touristischen Arbeit.
Ein mitunter beschwerlicher Weg
Die eigentlichen Schöpfer des Projektes zeigten den mitunter beschwerlichen Weg der Ferienregion Aargau Solothurn bis hin zur feierlichen Lancierung auf. Jürgen Hofer, Verantwortlicher fürs Marketing bei Kanton Solothurn Tourismus, erzählte von seinen ziemlich chaotischen Anfängen, als er 2008 erstmals sein Büro in Solothurn betrat und der Kooperation in Richtung Westen, mit der Drei-Seen-Region, von der man sich von Solothurner Seite irgendwann eingestehen musste, dass sie nichts bringt. «Als wir 2019 unseren Input für die kantonale Standortstrategie 2030 geben durften, war dies Zeichen einer veränderten Wertschätzung gegenüber unserer Organisation», sagte Hofer.
Dass an seiner Seite Andrea Portmann referierte, rührte diese sichtlich, denn: Sie ist seit letzten Herbst in der Privatwirtschaft tätig, Hofer hatte aber darauf bestanden, dass seine Partnerin aus dem Aargau an diesem Event mit auf der Bühne stehen durfte. Es sei 2015 ein mutiger Schritt des Aargaus gewesen, sich als eigenständige Region bei Schweiz Tourismus zu inszenieren, aber es habe sich rückblickend definitiv gelohnt, sagte sie. Die Wahrnehmung für den Tourismus in ihrem Kanton sei dadurch massiv gesteigert worden – «nach innen und nach aussen», wie Portmann betonte. Der Kooperation der beiden Kantone attestiert sie schlicht «ganz viel Potenzial».
Potenziale zur Geltung bringen
Als Aktivitäten sind im Rahmen der Ferienregion vorerst gemeinsame Kampagnen im Sommer und im Herbst von Schweiz Tourismus vorgesehen. In einer nächsten Phase sollen für die Gestaltung von Produkten weitere Vermarktungsplattformen genutzt werden. Und auch ein erster gemeinsamer Auftritt als Tourismusregion steht schon fix in der Agenda: Vom 29. April bis 1. Mai an der Egger Gewerbemesse im Kanton Zürich. Aufeinander abgestimmte Aktionsprogramme und Kampagnen sollen laut den Verantwortlichen dazu beitragen, Potenziale der ganzen Region besser zur Geltung zu bringen und die Sichtbarkeit sowie die touristische Wertschöpfung zu erhöhen. Kein Wunder also, sprach Walter Straumann von einem «Projekt von staatspolitischer Bedeutung».
Solothurn ist nicht einfach nur der Juniorpartner
Der neuen Ferienregion die Ehre erwies in Olten auch Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus. Er schmeichelte den Anwesenden mit der Bemerkung, sie könnten gut in der Liga mit den Steinböcken und Wölfen, mit den grossen Feriendestinationen im Lande also, mitspielen. «Immerhin kommt ihr gemeinsam nun auf mehr als eine Million Logiernächte im Jahr!» Einige weitere Zahlen, die er ins Feld führte, mögen belegen, dass Solothurn nicht einfach nur der Juniorpartner in dieser Partnerschaft ist, die insgesamt stolze 210 Hotelbetriebe beherbergt. Während 2019, also noch vor der Pandemie, die Anzahl Logiernächte im Aargau um 6 Prozent gewachsen waren, verzeichnete Solothurn einen Zuwachs von satten 20 Prozent. Und in den Pandemiejahren 2020/21 brach der Tourismus in unserem Kanton mit einem Minus von 9 Prozent deutlich weniger ein als im Aargau mit seinen minus 27 Prozent, was zumindest teilweise mit dessen grösserem Anteil an Gästen aus Übersee zu erklären ist. Laut Martin Nydegger gilt es nun, die entsprechenden Angebote zu entwickeln und diese, auch mit der Unterstützung von Schweiz Tourismus, zu vermarkten.