Die 47-jährige Juristin Bernadette Gasche präsidiert seit letzten Sommer den Gewerbeverein Balsthal, der sich neu Gewerbe Balsthal nennt und mit aktualisiertem Auftritt daher kommt. Sie wolle nahe bei den Leuten sein, sagt sie, und verkündet, dass im Frühjahr 2023 zum allerersten Mal eine Gewerbeausstellung stattfinden wird, welche alle drei Gewerbevereine im Thal gemeinsam tragen.
Bernadette Gasche, Sie sind seit Juni letzten Jahres Präsidentin von Gewerbe Balsthal: Es gibt bessere Momente, als mitten in einer Pandemie ein solches Präsidium zu übernehmen.
Bernadette Gasche: Dass ich 2021 das Präsidium unseres Vereins übernehme, war schon vor Corona angedacht. Für mich war klar: Wer A sagt, und muss auch B sagen – Pandemie hin oder her. Aber klar: Es ist tatsächlich eine Herausforderung.
Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Es macht sicherlich Sinn, dass eine offene Persönlichkeit wie ich die Leitung übernommen hat. Ich denke, ich bin jemand, der mit allen Menschen reden kann und mit ihnen zuwege kommt. Ich hoffe, in Balsthal gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen und unseren Mitgliedern etwas bewirken zu können. Ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen und suche zielorientiert nach Lösungen.
Eine echte Teamplayerin also.
Ja, das würde ich unterschreiben. Als gebürtige Oberaargauerin (Lotzwil, die Red.) hatte ich mit Balsthal lange Zeit wenig Berührungspunkte, ausser dass meine Anwaltskanzlei mit Sitz in Niederbipp Mitglied des Gewerbevereins war. Aber jetzt bin ich einige Jahre im Vorstand, wohne in Balsthal und erarbeite mir mein Netzwerk gemeinsam mit meinem Vorstandsteam Schritt für Schritt.
Sie sind Juristin: Wird Ihnen dies für Ihre Aufgabe dienlich sein?
Es kann sicher hilfreich sein. Doch spielt es für das Präsidium keine Rolle, aus welcher Berufsgruppe man kommt, ich leite den Verein nicht alleine, wir sind ein Team.
Wenige Tage vor der Durchführung letzten Dezember musste der Chlaus-Märet abgesagt werden. Keine schöne Aufgabe …
Aber eine, der wir uns stellen mussten. Am Ende war die Absage unumgänglich – ein Entscheid, den ich nicht alleine fällte, sondern mit einem kompetenten Vorstandsteam im Rücken. Wir wären parat gewesen, haben eine knappe Woche vor Beginn des Märets die Briefe mit den Standeinteilungen verschickt – und einen Tag später mussten wir den Anlass schweren Herzens absagen. Das war wirklich gemein! Aber wir stiessen ringsherum auf Verständnis, die Betroffenen waren froh, wenigstens rechtzeitig Klarheit zu haben.
Neuer Name, neues Logo: Trotz Pandemie herrscht in Ihrem Verein Aufbruchstimmung. Das müssen Sie uns erklären.
Angestossen hat diesen Relaunch noch vor dem Ausbruch der Pandemie mein Vorgänger Daniel Christ. Ein neuer Auftritt sorgt immer auch für frischen Wind, für eine neue Motivation. Wir wollten signalisieren, dass wir offen sind für jegliche Art von Gewerbe, dass wir dynamisch und aktiv sind.
Die Klus findet sich nicht mehr im Namen.
Richtig, wir haben das diskutiert und sind zum Schluss gekommen, dass die Klus ein Ortsteil von Balsthal ist und demzufolge im neuen Namen Gewerbe Balsthal bestens enthalten und vertreten ist. Zudem haben wir ja die Ruine NeuFalkenstein als markantes Wahrzeichen im Logo behalten. Dies sehr bewusst und mit Blick auf ihren grossen Wiedererkennungswert.
Laut Website bezeichnen Sie den Branchenmix des Balsthaler Gewerbes als «beinahe umfassend», dazu kann man nur gratulieren. Welche Lücken gäbe es zu füllen, wenn Sie einen Zauberstab hätten?
Folgende Botschaft ist mir wichtig, auch wenn sie nach Floskel tönen mag: Es ist wichtig, dass wir alle uns bemühen, in erster Priorität unser lokales Gewerbe zu unterstützen. Es ist erstrebenswert, jede Branche im Dorf zu haben – und ich bin der Meinung, in Balsthal ist wirklich ein Rundumservice möglich, vom Detaillisten bis zum Kleingewerbe existiert bei uns alles. Wir haben sogar noch eine richtige Post, die eben gerade sanft renoviert worden ist. Zwei Bahnhöfe, einen Kiosk, ja sogar eine kantonale Verwaltung. Um auf Ihre Frage zu antworten: Im Bereich Unterhaltungselektronik haben wir kein Geschäft mehr. Und wir haben auch keinen Bau- und Hobbymarkt – aber ganz ehrlich: Das muss auch nicht sein! Dafür haben wir Kleingewerbler, die uns nebst dem benötigten Material noch den entsprechenden Service bieten – und womöglich obendrauf noch einen kleinen Schwatz. Was will man mehr?
Im Thal existieren drei Gewerbevereine respektive Gewerbeverbände: Wäre ein Zusammenschluss zu einem einzigen, grossen Verein nicht angebracht?
Ich bin überzeugt, ein Zusammenschluss und ein entsprechend grösserer Verein müsste zwingend mit einer Professionalisierung einhergehen. Wir gehen ja alle noch einem angestammten Beruf nach. Drei Vereine heisst drei Präsidenten, welche alle nahe an ihren Gewerblern sind. Aber natürlich schliesst dies eine engere Zusammenarbeit und entsprechende Synergien nicht aus. Ich pflege einen regen Austausch mit dem Präsidenten des Gewerbevereins Thal, Ernst Christ, sowie mit Thomas Bader, dem Präsidenten des Gewerbevereins Mümliswil-Ramiswil.
Wann und in welchem Kontext findet in der Region die nächste Gewerbeausstellung statt? Ist eine gemeinsame Durchführung denkbar?
Grundsätzlich hat man dies alternierend alle drei Jahre durchgeführt. Gemäss Turnus wäre in Balsthal in diesem Jahr eine Gewerbeausstellung dran – aber ich darf verraten: Die nächste Gewerbeausstellung wird erstmals durch alle drei Gewerbevereine im Thal gemeinsam getragen.
Das bisher Unmögliche ist also doch möglich – das ist definitiv?
Ja, dieser Entscheid steht. Wir sind aktuell am Zusammenstellen des Organisationskomitees, mit Köpfen aus allen drei Vereinen. Die Ausstellung wird im Frühjahr 2023 stattfinden, aller Voraussicht nach im Balsthaler Moos. Die ersten Reaktionen sind durchwegs positiv, à la: Endlich macht ihr das zu dritt!
Sie selber werden auch im OK sein?
Nein. Die beiden anderen Präsidenten aber schon. Das wäre mit Blick auf meine beruflichen Verpflichtungen zeitlich schlicht nicht machbar. Aber das OK wird auch ohne mich bestens funktionieren, meine Inputs werde ich bei Bedarf geben können. Das Organisationskomitee wird in den nächsten Tagen aktiv werden, bei möglichen Kandidaten haben wir die Bereitschaft zur Mitarbeit bereits abgeholt. Eine tolle Ausgangslage!
Ganz generell stellt sich ja die Frage, ob herkömmliche Gewerbeausstellungen noch zeitgemäss sind. Ihre persönliche Meinung dazu?
Ich bin überzeugt, dass Begegnungen und der persönliche Eindruck enorm wichtig sind. Sympathie ist ein wichtiger Aspekt, denn gerade auch bei einem Kaufentscheid spielt sich doch vieles auf der menschlichen Ebene ab. Wir werden deshalb eine zwar zeitgemässe, aber letztlich herkömmliche Ausstellung auf die Beine stellen.
Die nach der Pandemie wichtiger sein wird denn je.
Genau! Und der Besuch ist ja freiwillig. Wem das nicht zusagt, der wird daheim bleiben.
Welche Aktivitäten plant Gewerbe Balsthal als nächstes?
Wir werden das Rad nun nicht gleich neu erfinden, sondern in diesem Jahr hoffentlich alle bekannten und bewährten Anlässe endlich wieder durchführen können. Zu einem Gwärb-Lunch mit einem interessanten Referat möchten wir sicherlich wieder einladen, dann natürlich die Anlässe für die Bevölkerung wie den ChlausMäret durchführen oder im Advent die Goldenen Geschenkideen lancieren.
Ihre Vorfreude ist spürbar.
Das ist schön. Ich bin gerne nahe bei den Leuten, ich möchte, dass die Bevölkerung das spürt. Auch mit der Einwohnergemeinde Balsthal möchte ich intensiv das Gespräch suchen mit dem Ziel, ein dynamisches Miteinander in Balsthal gestalten zu können.
Neuer Name, neues Logo und eine neue Präsidentin
An der Generalversammlung des Gewerbevereins Balsthal-Klus im Juni 2021, die schriftlich durchgeführt werden musste, wurde die 47-jährige Anwältin Bernadette Gasche zur neuen Präsidentin und zur Nachfolgerin von Daniel Christ gewählt. Aus familiären Gründen schied Nadine Meister aus dem Vorstand aus, mit David Perez, Geschäftsleiter Raiffeisenbank BalsthalLaupersdorf, wurde ein kompetenter Nachfolger gefunden.
An der GV 2021 wurden auch die überarbeiteten Statuten gutgeheissen, welche unter anderem die Änderung des Namens von Gewerbeverein BalsthalKlus in Gewerbe Balsthal beinhalten. In der Zwischenzeit hat Vorstandsmitglied Kurt Meyer ein neues Logo entwickelt. Die Idee hinter der Auftrittsänderung war eine Modernisierung und Vereinfachung des Namens. Er soll auch die Offenheit für alle möglichen gewerblichen oder auch industriellen Interessenten an einer Mitgliedschaft ausdrücken. Das Erkennungszeichen von Balsthal und des Gewerbevereins, die Ruine Neu-Falkenstein, wurde beibehalten, aber etwas aktueller und freier umgesetzt.
Gewerbe Balsthal mit seinen rund 110 Mitgliedern ist mit der Verjüngung des Vorstandes und der zeitgemässen Erscheinung für die zukünftige Vertretung der Interessen der Detaillisten, Handwerker und Dienstleister von Balsthal bestens gerüstet.