Das Versuchsjahr ist zu Ende, nicht aber die Massnahmen – das hat der Stadtrat in Sachen Säliquartier beschlossen. Die jüngsten Messungen und die Bevölkerungsumfrage würden zeigen: Weder eine Aufhebung noch eine Verschärfung der verkehrsberuhigenden Massnahmen sind sinnvoll.
Rückblick: Vor etwas mehr als einem Jahr hat der Stadtrat Massnahmen beschlossen, um den von Anwohnenden seit langer Zeit beanstandeten Fluchtverkehr im Säliquartier zu reduzieren. Anlass zur raschen Umsetzung gab insbesondere auch die Baustelle am Bahnhofquai, auf welche im April dieses Jahres diejenige zwischen Sälikreisel und Postplatz folgt. Ohne Massnahmen hätte sich die Situation im Säliquartier wohl zusätzlich verschärft. Konkret umfasste die Verkehrsberuhigung der Stadt folgende Massnahmen: Je eine Barriere an der Gartenstrasse und an der Riggenbachstrasse sowie eine Sperre mit Betonblöcken im Bereich des Maria-Felchlin-Platzes. Die unberechtigte Durchfahrt wurde zudem mit neuen Regelungen im Bereich Einbahnstrassen erschwert. Im Sommer 2021 wurde im Zuge einer zweiten Versuchsphase beschlossen, die Barriere an der Gartenstrasse aufgrund der Rückmeldung aus der Bevölkerung nur noch zu Stosszeiten zu schliessen.
Druck dürfte sich noch erhöhen
Verkehrsmessungen zeigten: Die Massnahmen erreichten, wenn auch mit leichten Verschiebungen, ihr Ziel: Der Verkehr im Säliquartier hat abgenommen. Das werde auch von den Bewohnerinnen und Bewohnern mehrheitlich anerkannt und als wichtig betrachtet, schreibt der Stadtrat in einer Medienmitteilung. Zeigen würden das die Rückmeldungen aus der Bevölkerungsumfrage vom Januar (siehe Kasten). Deshalb sieht der Stadtrat die definitive Regelung weder in der Entfernung der aktuell bestehenden Massnahmen noch in einer (Wieder-)Verschärfung. Ersteres nicht, da sich mit den bevorstehenden Arbeiten auf der Kantonsstrasse zwischen Sälikreisel und Postplatz der Druck noch erhöhen dürfte. Und Letzteres nicht, da eine Total- oder erweiterte Schliessung der Gartenstrasse laut Stadtrat auf wenig Akzeptanz stossen oder zu verstärkten Wendemanövern von «anrennenden» Fahrzeuglenkenden führen dürfte. Er hält deshalb an den aktuell geltenden Massnahmen fest, die ab März nahtlos weitergeführt werden. Trotz des Definitivums: Veränderungsbedarf, wie etwa mehr Kontrollen durch die Polizei oder zusätzliche Beschriftungen, könnten weiterhin geprüft werden.
Eine umgedrehte Einbahnstrasse
Nach diesem Entscheid des Stadtrates wird nun an der Riggenbachstrasse eine Polleranlage eingerichtet. Auch die Barrierenanlage an der Gartenstrasse soll als definitive Einrichtung verbessert werden, auch wenn mit Blick auf die noch unsichere Entwicklung nach den Bauarbeiten auf der Aarburgerstrasse die Form als Barriere beibehalten werden soll. Der Stadtrat sei zudem bereit, die in der Umfrage teils gewünschte Einführung von Tempo-20-Zonen in geeigneten Strassenabschnitten zu prüfen. Konkrete Veränderungen wird es beim Krummackerweg Ost geben, der als Umfahrung zweier Ampeln auf der Aarauerstrasse genutzt wird. Deshalb wird die Einbahnstrasse in diesem Bereich umgedreht, so dass sie künftig von Südwest nach Nordost befahrbar sein wird. Hier werden laut Stadtrat voraussichtlich gezielte Kontrollen durch die Polizei erforderlich sein.
Verzichtet wird hingegen weiterhin auf den Einsatz elektronischer Mittel, die den Quartierbewohnenden die Möglichkeit geben würden, die Barrieren oder Poller zu öffnen. Bei geschätzt rund 1600 Öffnungen pro Tag, die sich auch auf die Hauptverkehrszeiten konzentrieren dürften, würden sich die Schranken phasenweise gar nicht mehr senken und damit faktisch ihre Funktion weitgehend verlieren, so der Stadtrat.
Grosse Meinungsunterschiede in der Umfrage
Im Januar führte der Stadtrat eine qualitative Bevölkerungsbefragung im Säliquartier durch. Die 428 ausgewerteten Fragebogen bieten ein uneinheitliches Meinungsbild: Die Verkehrsberuhigung nimmt die Quartierbevölkerung zwar mehrheitlich war, 14 Prozent der Antwortenden betonten jedoch, dass dieser Effekt nur um den Preis von Verkehrsverlagerungen erreicht werden konnte; ebenso viele monierten, dass sie durch die Massnahmen zu Umwegfahrten gezwungen würden, die ihre Fahrzeiten verlängerten und zu Klimabelastungen führten. Generell reicht die Kritik vom Ruf nach weitergehenden Massnahmen etwa in Form einer vollständigen Verkehrsscheide durchs Quartier bis hin zur Forderung nach einer kompletten Entfernung aller ergriffenen Massnahmen. Und ebenso viele betonen, dass die «Umwege» gering im Verhältnis zum Gewinn in Sachen Wohnqualität, Lärmschutz und Sicherheit sind und eine Rückkehr in den Zustand vor den Massnahmen für sie deshalb nicht akzeptabel wäre. Dennoch: 60 Prozent der Befragten erachteten zusätzliche Massnahmen als nicht notwendig.
Die Auswertung zeigte auch grosse Unterschiede nach Altersgruppen, Strassen und Familiensituation. So erhöhte sich etwa die Zustimmung zu den Massnahmen, wenn Primarschulkinder im gleichen Haushalt wohnen.
Die Auswertung im Detail unter: www.olten.ch/aktuelles informationen