Mit spitzer Feder

Meinrad Kofmel

Gemeinsam mit den letzten Schlucken aus der zweiten Flasche Burgunder spende ich Peter Trost. Auch nach fast zwei Jahren ist er noch immer nicht über die Trennung von Petra hinweg. «Hab sie in die Wüste geschickt», lügt er sich, mich und die leeren Flaschen an. «Soll sie doch an einem anderen rumnörgeln und ihn zum Haushaltsklaven machen!» Noch bevor ich ihn daran erinnern kann, dass es Petra war, die seine Koffer gepackt und vor ihre Tür gestellt hatte, schreckt er auf. «So, Feierabend», verkündet er, «ich muss noch aufräumen und staubsaugen.» «Ich dachte, dafür hättest du irgendeine Zugehfrau», sage ich. «Nicht irgendeine», weist er mich zurecht, «die Rossi. Die ist die Beste. Die putzt nicht bei jedem.» «Wo liegt dann das Problem?» «Schau dir doch mal die Sauerei an!», blafft er mich an. «Was soll die Rossi denn von mir denken? Nein, nein, mein Freund, wenn die kommt, muss alles piekfein sein.» «Von Petra hast du dir auch nichts sagen lassen», halte ich dagegen. Er schüttelt den Kopf. «Du kennst die Rossi nicht! Die ist da knallhart. Womöglich erzählt sie noch rum, ich könne meinen Haushalt nicht in Schuss halten. Also, gute Nacht!», komplementiert er mich hinaus.

Ein paar Wochen später treffe ich ihn wieder. Er ist bestens gelaunt und auf meine Frage, was die düsteren Wolken über seinem Gemüt vertrieben habe, frohlockt er, er arbeite jetzt Teilzeit. So könne er am Tag, bevor die Rossi komme, seine Wohnung auf Vordermann bringen und die Wäsche machen. Die Rossi schwärme schon in den höchsten Tönen von ihm. Vor allem beim Folgetermin, und den habe sie bei Petra…

Den Autor hat eine wahre Begebenheit inspiriert.