Auf dem Roggen startet Landwirt Christoph Saner mit einer Zwiebelproduktion. Er tritt damit in die Fusstapfen zahlreicher Oensingerinnen und Oensinger. Im letzten Jahrhundert war der Anbau von Zwiebeln für viele Dorfbewohner ein weit verbreiteter Nebenverdienst.
Das Foto wirkt wie aus einer anderen Zeit, und doch stammt es von heute: Fünf Pferde pflügen eine Landwirtschaftsfläche auf dem Roggen ob Oensingen. Verantwortlich dafür ist Landwirt Christoph Saner vom Dubhof in Ramiswil. Der Boden, der wohl seit dem Zweiten Weltkrieg nie mehr einen Pflug gesehen haben dürfte, sei «wunderbar zum Vorschein» gekommen, sagt er. Die rund einen Hektar grosse Parzelle bekommt bald eine neue Aufgabe: In diesem Frühling startet Saner hier mit einer Zwiebelproduktion. Er haucht damit einer langen Oensinger Tradition neues Leben ein.
Frauen und Kinder verantworteten den Anbau
Heute bringt man Zwiebeln und Oensingen vor allem mit dem Zibelimäret in Verbindung. Einst war der Anbau im Dorf sehr verbreitet. «Hier hatte jeder Bauer Zibeli», sagt Christoph Saner. Doch es waren nicht nur die Landwirte, die in der Zwiebelproduktion tätig waren. Dorfhistoriker Werner Stoss schreibt in einer Dokumentation 2014: «Viele Familien haben damit einen Nebenverdienst zur Finanzierung ihrer Häuser erworben. Die Männer gingen der Arbeit nach – meist Eisenwerksarbeiter – und die Frauen und Kinder haben Zwiebeln angebaut.» 1936 wurde die «Steckzwiebelverwertungs-Genossenschaft Oensingen» gegründet. Über hundert Pflanzer hätten an deren Gründungsversammlung teilgenommen, schreibt Stoss.
Der Steckzwiebelanbau auf Kleinparzellen sei aber schon bald einmal, wie alles andere in der Landwirtschaft auch, zugunsten maschinell bearbeiteter Grossflächen aufgegeben worden. Sämaschinen, aber auch Pflanzenschutzmittel hätten den Anbau verändert. In Oensingen wurde er schliesslich aufgegeben – bis heute.
Unterstützung und Steckzwiebeln vom Bobsthof
Die Idee zur Produktion auf dem Roggen stammt von Pirmin Bobst vom Bobsthof in Oensingen. Die Steckzwiebeln für den Anbau kommen denn auch aus seinem Hofladen. Er steht Landwirt Christoph Saner mit Rat und Tat zur Seite und begleitet das Produkt vom Samen bis zur fertigen Speisezwiebel.
Bis die Steckzwiebeln auf rund 900 Metern über Meer in den Boden kommen, muss aber noch der Frühling ins Land ziehen. Wenn die «Rogge-Zibeli» dann geerntet werden, führt sie ihr Weg weiter ins Bergrestaurant Roggen. Hier werden die lokalen Delikatessen schliesslich verkocht.