Von der doch eher mittelmässigen Gegenwart bis zur «guten alten Zeit» dauert es genau so lange wie es dauert, bis «die heutige Jugend» zu jenen wird, die über «die heutige Jugend» klagen. Früher war halt alles besser. Vor allem wir selbst. Die Verklärung der Vergangenheit liegt offenbar in der menschlichen Natur.
Das sind schwierige Voraussetzungen für die Jugend. Die muss ganz prinzipiell viel grössere Leistungen erbringen, um Anerkennung zu finden, als es die Erwachsenen müssen. Umso schöner ist es anzusehen, dass die Kinder das auch tatsächlich schaffen. So wie neulich die drei Jungs, die meiner Grossmutter halfen. Als die 95-Jährige stürzte, sich den Oberarm brach und wegen der Kopfwunde blutüberströmt darniederlag, rannten sie nicht etwa davon, sondern handelten. Ambulanz anrufen, im Dorfladen Hilfe organisieren und die Verletzte überwachen, alles sauber aufgeteilt und fix ausgeführt – durch drei Zwölfjährige!
Und so will ich doch heute mal nicht kritisieren, sondern von Herzen «Danke!» sagen für all das Grosse, das unsere Kleinen vollbringen. Möge «die heutige Jugend» doch einfach genau so weitermachen, wie sie es schon immer tat. Mit einer Ausnahme: Die heutige Jugend sollte in ein paar Jahren – wenn dann unsere Gegenwart eben zur «guten alten Zeit» geworden ist – der nächsten Generation doch bitte zugestehen, dass sie das ist, was sie selber mal war: Eine verdammt gute «heutige Jugend».
Stefan Müller-Altermatt hält es sowieso mit Grönemeyer und sagt «Kinder an die Macht!»