Forstbetriebe Hinteres Thal und Mittleres Thal / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die beiden Förster Josef Walpert (links) und Adrian Widmer freuen sich auf den Zusammenschluss

Kräfte vereinen für die Zukunft

Die Forstbetriebe Hinteres Thal und Mittleres Thal wollen sich zusammenschliessen

ereits seit Anfang dieses Jahres arbeiten die beiden Forstgemeinschaften Hinteres Thal und Mittleres Thal zusammen. Um in Zukunft Synergien noch besser nutzen zu können, wollen sie fusionieren zu «Forst Dünnerntal».

«Wir wollen agieren statt reagieren zu müssen», sagt Josef Walpert, Förster des Forstbetriebs Mittleres Thal. Seit rund 50 Jahren – davon über 40 Jahre in leitender Position – arbeitet er in der Waldbewirtschaftung und hat die Entwicklung in der Branche miterlebt: Die Holzpreise sind in dieser Zeit gesunken, die Aufwände trotz der Mechanisierung gestiegen. «Wir haben die bestehenden Strukturen überprüft und wir gehen fest davon aus, dass wir künftig weniger Holz werden nutzen können.» Dies unter anderem, weil aufgrund des Klimawandels die Sommermonate tendenziell immer heisser und trockener werden. Darunter leidet der Wald auf unseren relativ kargen Böden und der Holzzuwachs sinkt.

Ferner ist es momentan nicht immer möglich, Personal und Maschinen flexibel und wirtschaftlich genug einzusetzen. Zu den Arbeiten der beiden Forstbetriebe gehören neben der Nutzwaldbewirtschaftung die Pflege des Schutzwaldes, WaldNaturschutzarbeiten, der Unterhalt von Waldstrassen, die Herstellung von Holzprodukten und Dienstleistungen für Dritte. Um weiterhin all diese wichtigen Dienstleistungen anbieten zu können, würde bei einer Fusion das Personal voll übernommen. Zusammen gäbe das ein Team von neun Leuten. Heute haben beide Förster auch keine Stellvertretung. «Wenn wir in unseren jeweiligen Betrieben in die Ferien gehen oder anderweitig ausfallen würden, bleibt unsere Arbeit liegen.» Der Zusammenschluss der zwei Teams mit stellvertretendem Förster würde so dann auch dieses Problem lösen.

Laupersdorf als Zentrale
«Mit einem grösseren Team und gemeinsamen Forstmaschinen wären wir sowohl beim Einsatz des Personals als auch beim Maschineneinsatz viel flexibler. Zudem entsteht so für die Mitarbeitenden auch die Möglichkeit, sich zu spezialisieren», sagt Adrian Widmer, Förster Hinteres Thal. Der Forstwerkhof in Laupersdorf würde zur neuen Zentrale für das Personal und die Maschinen. Bis auf das Büro im alten Schulhaus in Herbetswil würden die bestehenden Infrastrukturanlagen übernommen; der 29-jährige Adrian Widmer zum Betriebsleiter werden.

So hat es auch die Arbeitsgruppe vorgesehen, welche die Fusion nun schon seit längerem durchdacht hat. Diese besteht aus jeweils einem Mitglied pro involvierter Gemeinde beziehungsweise beteiligtem Partner. Im Hinteren Thal sind dies die Einheitsgemeinden Aedermannsdorf und Herbetswil, die Bürgergemeinde Welschenrohr, die Einwohnergemeinde Welschenrohr-Gänsbrunnen; im mittleren Thal die Gemeinde Matzendorf und die Bürgergemeinde Laupersdorf. Beide heute noch eigenständigen Betriebe bewirtschaften auch Staatswald, welcher in der Arbeitsgruppe durch Kreisförster Huber vertreten wird.

Grösstes Forstrevier im Kanton
Durch den Zusammenschluss der beiden Forstbetriebsgemeinschaften würde im Kanton flächenmässig das grösste Forstrevier entstehen. Die Forstbetriebsgemeinschaft Hinteres Thal betreut aktuell insgesamt 2494 Hektaren und der Forstbetrieb Mittleres Thal 1237 Hektaren. Die Fusion wird laut den beiden Förstern keine zusätzlichen Kosten generieren. Walpert: «Beide Partner bringen etwas mit in die Ehe und wir sind beide nicht auf zusätzliches Geld angewiesen.» Mit der Vergrösserung des Teams und der Zentralisierung müssten am Standort in Laupersdorf aber sicherlich ein paar bauliche Massnahmen durchgeführt werden, um die Räume anders aufzuteilen.

Widmer hat bezüglich der Fusion keine Bedenken und sieht die vielen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, als grosse Chance «Unsere Betriebe funktionieren eigentlich jetzt schon fast identisch. Das wird den Übergang um einiges vereinfachen», sagt Widmer. Die meisten Mitarbeitenden kennen sich auch schon durch die gemeinsamen Weiterbildungen. «Zusammen mit einem Stellvertreter wird das Ganze sicher machbar sein.» Und auch der grosse Aufwand, vor allem am Anfang, werde sich lohnen. «Wenn sich dann alles eingependelt hat, wird das eine super Sache», ist Walpert überzeugt.

Geplanter Start Anfang 2023
Josef Walpert ist seit kurzem pensioniert. Weil der Start für die geplante Fusion um ein Jahr verschoben wurde, bleibt er aber bis Ende 2022 dem Betrieb in einem Teilzeitpensum erhalten. Die Betriebsleitung hat er am 1. Mai an Adrian Widmer übergeben. Dieser beförstert nun den Forstbetrieb Mittleres Thal bis Ende Jahr im Auftragsverhältnis.

Von Försterseite kommt bezüglich der Fusion also ein ganz klares Ja. Nun stehen aber die Bestätigungen der betroffenen Gemeinden noch aus, die bis Ende Juni alle an ihren jeweiligen Versammlungen dem Fusionsprojekt zustimmen können. Beide Förster hoffen, dass der neue Betrieb «Forst Dünnerntal» ab Januar 2023 starten kann.

Text & Bild: ANZ