Seit sich die Züge jenseits der Homeoffice-Pflicht wieder füllen, «darf» man sie wieder (mit-)hören, die guten alten «zu»-Gespräche. Was das genau ist? Voilà, ein kleiner Einblick:
Das Wetter: zu heiss, zu kalt, zu nass, zu trocken. Die Nachbarn: zu laut, zu zurückgezogen, zu bieder, zu alternativ. Die Politiker: zu farblos, zu charismatisch, zu flexibel, zu statisch. Das Fernsehprogramm: zu langweilig, zu progressiv, zu gebührenfinanziert, zu privat. Die Fussballnati: zu offensiv, zu defensiv, zu überheblich, zu unscheinbar. Das Essen im Thai-Restaurant: zu scharf, zu mild, zu authentisch, zu «eingeschweizert». Das Essen im Gasthof: zu scharf, zu mild, zu authentisch, zu exotisch. Die Wanderung in den Bergen: zu steil, zu flach, zu anstrengend, zu pipifax. Die Lehrerinnen und Lehrer der Kinder: zu streng, zu lasch, zu jung, zu alt. Die Ferien am Meer: zu kurz, zu weit, zu teuer, zu all-inclusive. Die Ferien daheim: zu lang, zu nah, zu teuer, zu unoriginell. Der Wein, den die Freunde zum Grillabend mitgebracht haben: zu fruchtig, zu trocken, zu süffig, zu billig. Das Dessert, das die Freunde zum Znacht mitgebracht haben: zu fruchtig, zu trocken, zu üppig, zu Dr. Oetker-ig.
Das ginge beliebig so weiter. Dabei überlappen sich die Adjektive bei längeren Gesprächen immer mehr oder lassen sich beliebig austauschen – völlig egal, welches Thema verhandelt wird. Seit sich die Züge wieder füllen, ist auch das Volk der Unzufriedenen wieder völlig entfesselt. Zu schade aber auch.
Sabrina Glanzmann findet die Zugabteile wieder zu voll – aber eben auch zu interessant.