Diese Woche haben meine Kollegin und ich in der Mittagspause am Nebentisch eine Gruppe Menschen unterschiedlichen Alters belauscht. «Muss das denn sein», fragte eine junge aufgestylte Frau genervt in die Runde. Der Grund für ihren Ärger war die Push-Nachricht einer News-Plattform. «Chaos am Zürcher Flughafen» lautete der Inhalt, wie sie lauthals verkündete. Offenbar wollte sie mit ihrem neuen Flirt am Tag darauf auf eine griechische Insel in die Ferien fliegen, wie sich bald herausstellte.
Ihr Sitznachbar, ein älterer Herr, machte sich derweil Sorgen darüber, ob er denn nun für den Besuch bei der Tochter in Kanada einen negativen PCR-Test vorweisen müsse oder nicht. Geimpft und geboostert sei er ja, aber Kanada sei da strenger. «Das ist nicht mehr nötig, glaube ich», sagte darauf die junge Frau, während sie ihrer Reisebegleitung eine Sprachnachricht schickte und dafür den Text des aufgebauschten Newsartikels vorlas. Derweil fasste sich die dritte am Tisch, eine Frau mittleren Alters im Deux-Pièce, an den Kopf und meinte: «Na, wenn ihr sonst keine Probleme habt, ist ja alles gut.» Sie selber müsse allerdings noch ein Programm für die Städtereise im Sommer zusammenstellen, ihrem Mann werde es sonst schnell langweilig.
Während meine Kollegin und ich diese Szene am Nebentisch heimlich genüsslich beobachteten, sagte ich: «Ich fahre im Sommer gemütlich mit dem Zug ans Meer und mache da überhaupt nichts, ausser vielleicht ein Buch lesen.» Worauf sie entgegnete, sie verbringe ihre Ferien dieses Jahr lieber im Solothurner Jura. Recht hat sie, da ist es am schönsten.