Unser ältester Sohn ist 25, der jüngste 15 Monate. Ich habe also die nicht sehr häufige Möglichkeit, 24 Jahre Entwicklung in Sachen Kinderfreundlichkeit zu überblicken. Was ging so ab in der Schweiz in Sachen Kleinkinder in den letzten 24 Jahren?
Der einst sperrige Kinderwagen ist heute so wendig, dass man ihn im CoopCity-Lift drehen kann. Die Kindersitze, mit denen wir den Ältesten angegurtet haben, würden heute wohl die Kindsschutzbehörde auf den Plan rufen. Windeln muss man nicht mehr im Multipack schleppen. Die gibt’s jetzt im Abo. Bei den Wickeltischen hat die Gleichberechtigung Einzug gehalten: Den Ältesten musste ich seinerzeit chronisch auf Damentoiletten wickeln. Dafür wurde es schwieriger, selbst zur Toilette zu gehen, wenn man allein mit Kind unterwegs ist. Die Behindertentoiletten – die einzigen, in die ein Kinderwagen reinpasst – sind heute oft mit dem Euro-Schlüssel abgeschlossen.
Das sind alles nette Details. Aber Details. Wichtiger ist doch die Frage: Wie hat sich die Gesellschaft verändert? Nun, die Holzköpfe, die den Eltern mit weinenden Kindern strafende Blicke zuwerfen, wurden eine Generation später durch neue Holzköpfe ersetzt. Aber auch die Herzenswärme jener Menschen, die jedem Kind mit Augenzwinkern oder einem «Zaubertrick» ein Lächeln herbeizaubern, glüht noch. Alles beim Alten also – bis auf die «Mitväter», die viel jünger geworden sind…
Stefan Müller-Altermatt (Herbetswil), Jungvater mit Erfahrung.