Am letzten Juli-Wochenende fliegen in Neuendorf die Eisenkugeln und die Baumstämme: Vom 29. Juli bis 1. August treffen sich die Besten der schottischen Wurfsportarten zu den vierten Highland Games Mittelland. Treibende Kraft hinter der Veranstaltung des Vereins «Black Sheep Highlanders» ist Simeon Brügger aus Niederbuchsiten.
«Die ursprünglichste Form des Kräftemessens und eines Wurfmehrkampfes», bezeichnet Simeon Brügger die Wettkämpfe der Highland Games. Insgesamt acht Disziplinen gehören zum Programm dieser Veranstaltung: Steine, Metallkörper und schliesslich Baumstämme bis zu sechs Meter Länge werden durch die Luft geschleudert. Sind es beim leichteren Stein und Hammer Gewichte von 7,26 kg – woher auch die Kugel- und Hammernormen der Leichtathletik abgeleitet sind – so sind beim Hochwurf in der Kategorie A-Heavy 25,4 Kilogramm über die Querstange zu katapultieren oder mit Stämmen von 50 Kilogramm möglichst weit zu werfen.
Der Dudelsack war massgebend
Brügger, 42-jähriger Zimmermann und Plattenleger, wirkt wie der Prototyp eines urchigen Kraftsportlers: Rund 100 Kilogramm schwer, langer Bart, Tätowierungen und Oberarme, bei denen so mancher Oberschenkel nicht mithalten kann. Nur der Kilt, der im Wettkampf vorgeschrieben ist, fehlt… Dass der gebürtige Thaler, der im RSAlter Sportkletterer war (mit 63 Kilogramm Körpergewicht…), schliesslich zum Kraftsportler wurde, war eher zufällig. «Bei der Hochzeit mit meiner ExFrau spielte einer Dudelsack. Das fand sie cool. Sie begann selber zu spielen, wir reisten auch nach Schottland, und so lernte ich die Highland Games kennen», blickt Brügger auf die Anfänge zurück. 2014 begann er schliesslich mit diesem Sport, den er heute klar als Spitzensport einordnet und betreibt. «Wir trainieren bis fünf Mal wöchentlich», sagt er über den Aufwand, wobei mit «wir» auch seine heutige Partnerin Stefanie Frey gemeint ist. Auch sie ist Highland-Kraftsportlerin, mit grossem Potenzial. «In Europa ist sie gegenwärtig ungeschlagen, und sie hat durchaus Chancen, an den Weltmeisterschaften am 20. August im deutschen Leuscheid eine Medaille zu gewinnen», sagt Brügger, der gleichentags und -orts im Team für den Länderkampf Deutschland–Schweiz steht.
Eine glückliche Fügung
Doch zurück zu den bevorstehenden Highland Games Mittelland. Nach Hägendorf (2017) und Wolfwil (2018/2019) findet die vierte Auflage in Neuendorf statt, auf einem Gelände, das teilweise vom Verein «Black Sheep Highlanders» gepachtet ist. «Ende 2019 hatte ich vernommen, dass der Besitzer des Landes den Bauernbetrieb aufgeben will», erläutert Brügger. Als er ihn aufgesucht habe, hätte es noch eine Herde schottischer Hochlandrinder auf der Weide gehabt – ein idealer Anknüpfungspunkt für das Gespräch über die baldige Übernahme des Grundstücks hinter der Dorfstrasse 189 als Trainings- und Wettkampfplatz. «Wir konnten uns hier ein kleines Paradies einrichten. Es ist fast wie ein Sechser im Lotto», freut sich Brügger. Ebenfalls gepachtet wurde eine Scheune, wo der Klub über einen eigenen Kraftraum verfügt. Mit den permanenten Einrichtungen wie Hochwurfanlage, Wurfring und -käfig habe man sich enorm viel Zeitersparnis geschaffen, was sich auf die regelmässige Durchführung von Wettkämpfen auswirkt. Insgesamt fünf Anlässe werden heuer hier stattfinden. «Damit sind wir in der Schweiz zu einem Mittelpunkt der Highlander-Szene geworden.»
Jahrmarkt und Konzerte
Die Wettkämpfe, die nun auf der vereinseigenen Anlage stattfinden, stehen im Zentrum der Highland Games. Am Samstag kommen die Schwergewichte der Kategorie «A-Heavy» zum Einsatz, am Sonntag die «Leichtgewichte» (bis 90,7kg) sowie die Leichtgewichts-Frauen (bis 70,3kg), die hier ihre EM austragen. Am Nationalfeiertag messen sich die Highlander in einem Mannschaftswettkampf.
Für das Publikum gibt es auf dem angrenzenden Stoppelfeld verschiedenste Attraktionen: Ein Jahrmarkt mit Ständen zu Themen wie Mittelalter und Fantasy sowie mit regionalem Handwerk, Essensstände, Spiele für jedermann (auch für Kinder) sowie ein Zelt mit Konzertbühne. Dort spielen am Freitag die Tortilla Flat, am Samstag Excelsis und Vogelfrey sowie am Sonntag The Ocean Orchestra. Vorgesehen ist auch eine Feuerschau am Samstag und Sonntagabend, vorausgesetzt, dies bleibt erlaubt.