Im Oktober 2021 hat sie den Schritt gewagt, jetzt, knapp neun Monate später, kann sie auf eine treue Kundschaft nicht nur aus dem Thal zählen: Manuela Probst hat mit dem Café Zimetstern in Aedermannsdorf einen besonderen Treffpunkt geschaffen, der sowohl punkto Gestaltung wie auch wegen der hausgemachten Backwaren überzeugt.
«Ich war 35 Jahre lang Vollblutbürolistin, und auch mein Partner kommt nicht aus der Gastronomie», erzählt Manuela Probst. «Es hat schon Mut gebraucht, als 62-Jährige noch so etwas anzugehen.» Ganz neu war die Idee allerdings nicht. Schon 2017 habe man sie darauf angesprochen, und erst recht 2019, als sie im Mai das Geschäft für Wohnen und Gartendekoration schliessen musste. «Wir hörten immer wieder, das wären doch schöne Räumlichkeiten für ein Café.»
Die Pandemie hat das Vorhaben zwar verzögert, aber nicht verhindert, und nach zweijähriger Umbauzeit konnte im Oktober letzten Jahres eröffnet werden. «Zunächst musste ich auch noch die Wirteprüfung ablegen. Dabei musste ich feststellen, dass das Lernen nicht mehr so leicht geht», berichtet sie schmunzelnd. «Aber im Nachhinein bin ich sehr froh um dieses Wissen.»
Schrittweise gesteigert
«Wir haben es uns einfacher vorgestellt und wirklich nicht geahnt, wieviel dahinter steckt», gibt Manuela Probst unumwunden zu. «Die ersten paar Wochen waren denn auch manchmal ein Schwimmfest.»
Das Credo, alle Backwaren für das Café selber herzustellen, erwies sich zwar als aufwendig, aber letztlich auch als Erfolgsrezept. Zu Beginn gabs am Samstag acht Butterzöpfe, inzwischen hat sie pro Samstag deren 30 vorreserviert …
Mindestens so begehrt, oder gar noch mehr, sind die Crèmeschnitten ihres Partners René Rütti. «Er liebt es zu ‹bäschelen›», sagt Probst. Und so produziert er Crèmeschnitten mit selbst gemachter Vanillecrème, was man an den schwarzen Punkten aus dem Vanillestängel erkennt. «Die Kunden kommen von weither wegen dieser Crèmeschnitten. Vor allem Männer schwärmen von diesem Dessert.» Aber auch anderes Gebäck stösst auf viel Zuspruch. Täglich gibts frische Weggli, und im Winter wird auch Brot gebacken. Sukzessive hat das Wirtepaar die Infrastruktur den Anforderungen angepasst. «Wir sind keine Bäckerei», relativiert Probst. «Aber das mit den Zöpfen sind wir unserer Kundschaft schuldig.» Zumal es im Thal nur noch Bäckereien in Balsthal, Laupersdorf und Welschenrohr gibt.
Ein Treffpunkt
Nicht besser sieht es punkto Gastronomie aus. Noch gibt es zwar in jedem Dorf von Balsthal bis Welschenrohr eine Beiz, aber die Zahl ist rückläufig. Und als Café ist das Zimetstern im Thal einzigartig. «Es braucht einen derartigen Treffpunkt», war Manuela Probst von Anfang an überzeugt. Die gebürtige Innerschweizerin war es von zu Hause gewohnt, dass man sich am Samstagmorgen im Café zu Kaffee und Gipfeli trifft, für einen Schwatz oder zum Zeitunglesen. «Man muss die Leute einfach an ein Café gewöhnen.»
Der Zulauf gibt ihr recht. «Am Anfang waren wir wirklich überrascht», blickt die Wirtin zurück. Velofahrer, Wanderer und sehr viele Spaziergänger hätten den Weg in ihr Café gefunden. Auch wenn man den Standort, etwas oberhalb des Dorfplatzes unweit der Kapelle, kennen muss (Lättgass 156). «Viele Leute, insbesondere am Sonntag, fahren zur Kirche Matzendorf, spazieren von dort zu uns, und nach Kaffee und Kuchen kehren sie wieder zurück», erläutert Probst. Sehr beliebt sind auch die Brunches am Sonntagmorgen, und mittlerweile haben auch die Vereine das Zimetstern entdeckt.
Alle Getränke, aber keine Mahlzeiten
Falsch wäre übrigens zu denken, dass man hier nur einen Kaffee oder ein Mineralwasser trinken kann. Die Getränkekarte umfasst auch die gesamte alkoholische Palette, inklusive Bier vom Zapfhahn, Wein, Apérogetränk oder Kafi fertig. Hingegen gibt es keine Mahlzeiten. Ausgenommen am Wochenende, wo das Café durchgehend betrieben wird, ist es von Mittwoch bis Freitag über die Mittagszeit ebenso wie abends geschlossen.
Ein Flair für das Gestalten
Ein Porträt über das Café Zimetstern wäre letztlich unvollständig, würden nicht auch die mit viel Liebe und Details ausgestalteten Räume und der gemütliche Garten zur Sprache kommen. «Gestalten ist nach wie vor meine Leidenschaft», sagt Manuela Probst – ihr Flair für Dekoration ist unübersehbar, und die Ausgestaltung der Gartenwirtschaft sorgt in Kombination mit der äusserst ruhigen Lage für eine entspannte und entspannende Atmosphäre.
Zum Teil besteht die Einrichtung aus Überbleibseln ihres früheren Geschäfts, zum Teil sind es Sammelobjekte. Und man sieht ein Leuchten in ihren Augen, wenn sie ans Suchen und Finden von besonderen Möbelstücken und Gegenständen denkt. Was allerdings zuletzt der Beanspruchung im Café zum Opfer gefallen ist, wie sie bedauert. «Das Stöbern in den Brockenhäusern vermisse ich schmerzlich.»
Immerhin hat sie sich jüngst ein paar Tage freigeschaufelt, um nach München an eine Messe zu fahren. Auf vielseitigen Wunsch will sie nebenbei wieder etwas Dekorationsobjekte verkaufen.
Grossmutters Weltklasse
Aber im Zentrum steht natürlich der Betrieb des Cafés, dessen Name einen familiären Ursprung hat. «Meine Grossmutter hat die weltbesten Zimtsterne gebacken», sagt Manuela Probst. «Und weil es auch mein Lieblingsguetzli ist, erhielt das Café diesen Namen.» Ein Name, der nicht nur theoretischer Natur ist: In der Regel gibts zum Kaffee einen Zimtstern – egal ob an Weihnachten, im Winter oder im Sommer …