Mit spitzer Feder

Louis Bischofberger

Während unseren 50 Jahren Gastronomie waren Lebensmittel und Gerichte der Mise en place jederzeit vorrätig. Was änderte an der Verpflegung für uns zwei Profiköche im Privathaushalt? Jetzt muss alles selbst besorgt werden!

Gut Haushalten ist eine anspruchsvolle Logistikaufgabe. Die Krux zu Beginn war, Frischprodukte in Kleinstmengen zu besorgen. Wieviel Zeit man tatsächlich aufwendet, um täglich drei Mahlzeiten ohne Foodwaste aufzutischen, überraschte uns doch. Einkaufen, zubereiten, aufdecken, geniessen, abwaschen, Geschirr versorgen. Nebst putzen und waschen! Wen wundert’s, dass die Regale mit Fertig-Produkten immer noch breiter werden, obwohl jede Küche mit zeit- und energiesparenden Geräten ausgerüstet ist. Frisch, gut und gesund kochen muss nicht kompliziert sein, aber es braucht wirklich viel Zeit und Hingabe.

Zum Glück gibt’s in unserer Region noch Speiserestaurants. Das ist sehr angenehm. Dort gibt’s nebst feinem Essen und Trinken, wohliges Ambiente, saubere Toiletten und vor allem nette, kompetente Menschen, die ihren Beruf lieben und ihre Gäste verwöhnen. Hier Seinesgleichen zu treffen und über Gott und die Welt zu diskutieren, gehört dazu. Dass dieses Vergnügen deutlich mehr kostet als nur der Wareneinsatz zu Hause, verstehen viele Gäste nicht. Auch Löhne, Mieten, Finanzierung, Versicherungen, Ersatzanschaffungen, Werbung, Energie, Steuern und Abschreibungen müssen abgedeckt werden. Wenn für Gastwirte weder Wertschätzung noch angemessener Gewinn resultieren darf, werden wir Feinschmecker wohl oder übel bald nur noch zu Hause kochen.

Louis Bischofberger meint: «Auswärts Essen gehen ist Kultur und Unterhaltung wie Theater, Konzert oder Fussballmatch –- jedoch ohne Sponsoring!»