Zweimal schon haben die ersten Bewohnerinnen und Bewohner nun in ihrem neuen Daheim, im Lindenpark Balsthal, übernachtet. Hier sollen sie ihren Alltag so normal wie nur immer möglich leben können. Schon Ende Jahr, so die Verantwortlichen der GAG, könnten sämtliche Plätze des Demenzzentrums belegt sein.
Den eigentlichen Stresstest wird der für 37 Millionen Franken erbaute Lindenpark in Balsthal erst in den kommenden Wochen und Monaten bestehen müssen. Jetzt, wo das Demenzzentrum von den ersten Menschen, die am Dienstag aus der Stapfenmatt in Niederbuchsiten und aus der Wohngruppe für Menschen mit Behinderung in Egerkingen nach Balsthal umgezogen sind, bewohnt wird. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Genossenschaft für Altersbetreuung und Pflege Gäu (GAG) in Egerkingen liessen es sich eine Woche zuvor aber nicht nehmen, die Räumlichkeiten ihrem ureigenen Stresstest zu unterziehen, sprich: Sie nächtigten selber vor Ort, im noch leeren Lindenpark, nachdem sie zuvor die Medienschaffenden durchs Haus geführt und über den aktuellsten Stand der Dinge in Kenntnis gesetzt hatten.
Nicht alle haben dem Vernehmen nach in ungewohntem Ambiente die übliche Mütze Schlaf bekommen. Was ja nicht zwingend ein schlechtes Omen für den anlaufenden realen Betrieb sein muss…
Holländisches Modell als Vorbild
Der Lindenpark ist ein eigentliches Vorzeigeprojekt in der hiesigen Landschaft der Alters- und Pflegeheime für Demenzkranke. Angelehnt an den Alltag im holländischen Demenzdorf «De Hogeweyk» basiert seine Philosophie darauf, dass die Alltagsgestaltung möglichst nah am normalen, gewohnten Leben der Menschen vor ihrer Erkrankung liegen soll. Dies zeigt sich darin, dass die jeweils zwei Wohnungen pro Stockwerk deckungsgleich und gespiegelt konzipiert sind. «Sie lassen sich wechselseitig bespielen», wie Gesamtprojektleiter Patrick Scarpelli vor Ort erläuterte. Er betonte auch, dass man mit allen Mitteln versucht habe, den «üblichen Spitalgroove» zu vermeiden. So ist die Toilette, wie in einer normalen Wohnung eben, ein separater Raum. Handläufe sucht man ebenfalls vergeblich. «Wir wollten den Bewohnerinnen und Bewohnern einen Alltag bieten, wie sie ihn von zu Hause in Erinnerung haben», betonte Scarpelli. Denn: Neue Situationen können demenzkranke Menschen erheblich in Stress versetzen.
Jedes Zimmer hat einen direkten Zugang zur Terrasse. Diese wiederum führt in jedem Gebäude ab der ersten Etage rundherum, auf insgesamt 138 Metern. So können die Bewohnenden ihren Bewegungsdrang jederzeit ausleben, auch wenn sie ihre Wohnung nicht einfach so verlassen dürfen. Dies ist nur mittels Badge üblich, über welchen ihre Betreuungsperson – pro Wohngruppe sind es deren zwei – verfügt.
Ausbau ist jederzeit möglich
Der Lindenpark bietet aktuell Platz für 76 Menschen mit Demenz und Menschen mit kognitiver Behinderung. Diese teilen sich auf zwölf Wohngruppen à sechs Personen auf. Mit der Züglete am Dienstag wurden bereits alle Wohngruppen mit jeweils drei bis vier Personen ins Leben gerufen, sie werden nun nach und nach aufgestockt. Hinzu kommen zehn integrierte Tagesplätze, so dass das Zentrum über insgesamt 84 Betten verfügt.
Dem Projekt zugrunde lag im Jahr 2015 eine stark steigende Nachfrage bei der GAG nach Wohnmöglichkeiten für Menschen mit Demenz, was auch auf die Überalterung unserer Gesellschaft zurückzuführen ist. Klar war auch, dass die bestehende Infrastruktur in der Stapfenmatt in Niederbuchsiten zu klein, zu veraltet und ineffizient war und das Angebot weder den soziodemographischen Gegebenheiten noch den modernen Betreuungsansprüchen entsprach. Also machte man sich auf die Suche nach einem entsprechenden Stück Land – und wurde auf der Hunzikerwiese in Balsthal fündig. Im Dezember 2018 erteilte die Balsthaler Bevölkerung an der Urne ihre Zustimmung für den Verkauf.
Laut GAG-Vizepräsident André Grolimund könnte der Lindenpark bereits Ende Jahr voll belegt sein. In einer nächsten Etappe könnte an Stelle des oberirdischen Parkplatzes ein zusätzliches Wohngebäude geschaffen werden. Raum für ein viertes Gruppengebäude gibts auf dem westlichen Teil der Parzelle. Doch das ist noch Zukunftsmusik.