Auf dem Weg nach Hause könnte ich bei Bedarf jeweils die Wohnung neu einrichten sowie meine Garderobe ersetzen. Von gebrauchten Cowboystiefeln, Jeans und Jacken über Teller und Besteck bis hin zu Sofas, Matratzen oder Bettgestellen fände sich alles. In meiner Strasse stellen die Leute mittlerweile alles Erdenkliche vor die Haustüre mit der Aufschrift «gratis zum Mitnehmen». Oft sind die Gegenstände nach kurzer Zeit tatsächlich von jemandem mitgenommen worden. Daran gibt es nichts auszusetzen, im Gegenteil.
Als wir also kürzlich die Wohnung ausmisteten, beschlossen wir, ebenfalls einige Gegenstände mit besagter Aufschrift vor die Türe zu stellen und notfalls tags darauf mit einer SperrgutMarke zu versehen. Das erwies sich als unnötig. Von der Fonduepfanne, der eine Ecke fehlte, bis zu den ausgelatschten Wanderschuhen schien alles einen neuen Besitzer oder eine neue Besitzerin gefunden zu haben. Ich freute mich und dachte nicht weiter darüber nach.
Bis zum vergangenen Wochenende. Weil eine Freundin von mir am Quartierflohmarkt mitmachte, beschloss ich, einen kurzen Spaziergang zu unternehmen und ihr einen Besuch abzustatten. Auf dem Weg blieb ich an einem anderen Stand stehen und staunte nicht schlecht: «Dieser Fonduepfanne fehlt eine Ecke, die ist mir keine 20 Franken wert», sagte gerade eine Frau zu ihrer Tochter. Ich sagte nichts, beschloss aber, nächstes Mal vielleicht doch das Angebot meiner Freundin anzunehmen, bei ihrem Flohmi-Stand mitzumachen.
Nora Bader ist Journalistin und wohnt in Basel.