Es sind stolze Feierlichkeiten, die der Frauen-Treff Niederbuchsiten am kommenden Sonntag begehen kann: Der Verein blickt auf eine wechselvolle hundertjährige Geschichte zurück. 109 Mitglieder zählt er heute, im Jahr 2004 waren es sogar einmal deren 129. Die Verantwortlichen feiern aber nicht nur Geburtstag, sie stellen sich auch die Frage, wohin der Weg für den Frauen-Treff denn gehen soll.
Am 26. September 1922 haben 41 Frauen und Mütter von Niederbuchsiten sich in das Mitgliederbuch der Bruderschaft christlicher Mütter der Pfarrei St. Nikolaus eintragen lassen – und mit diesem Akt ihr Mitwirken erklärt. Das Gemeinschaftsleben war laut den Berichten der als Aktuare fungierenden Pfarrherren vielseitig. Der erste Vorstand wurde 1938 gewählt, im November 1941, während des Zweiten Weltkriegs, wurde eine Mütter- und Säuglingsberatung gegründet. Schon 1942 war die Rede von einem Krankenverein und einem Kindergarten.
1983 wurde der Katholische Mütterverein, wie die Bruderschaft mittlerweile hiess, sinnvollerweise in Frauen- und Müttergemeinschaft umbenannt. Dank Pfarrer Max Kaufmann wurden auch die Laien sehr gefördert, nebst religiösen Zielen hatten nun auch soziale und gesellschaftliche Aufgaben ihren Platz im Pflichtenheft; sein Vorgänger Albert von Arx, Pfarrer von 1955 bis 1982, hatte starke spirituelle und weltanschauliche Zeichen gesetzt. Seit der Jubiläums-Generalversammlung anno 1997 trägt der Verein den heutigen Namen: FrauenTreff Niederbuchsiten. «Uns können sich Frauen aller Konfessionen anschliessen. Wir möchten ja möglichst viele Frauen jeden Alters ansprechen», sagt Ursula Zeltner vom Leitungsteam.
Die Gemeinschaft war stets zentral
Die Ziele des Vereins, egal wie er in diesem Jahrhundert auch hiess, waren immer durch und durch hehrer Natur: In ganz unterschiedlichen Bereichen waren und sind Frauen aktiv und bieten ein abwechslungsreiches Programm für Jung und Alt. Frauen sollen eine Plattform erhalten, um sich auszutauschen, sich zu vernetzen und sich weiterzubilden – letztlich also nicht «nur» anderen, sondern auch sich selber Gutes zu tun.
Stets wichtig war die Gemeinschaft. «Der Gottesdienst, das Zusammensein mit dem Ziel, Gutes zu bewirken, das war zentral», sagt Therese Zeltner. Sie war während 15 Jahren im Vorstand, 10 Jahre davon Präsidentin. Auch Margret Berger, Präsidentin von 1987 bis 1993, schwelgt in Erinnerungen. Die beiden Frauen, die jahrelang an der Spitze des Vereins mitgewirkt und ihn geprägt haben, wissen vieles zu erzählen.
Überhaupt: Wenn die Frauen aufzuzählen beginnen, was alles ihr Verein macht oder im Verlaufe der letzten hundert Jahre hervorgebracht hat, dann kommt einiges zusammen. Da sind die Anlässe der Kirchgemeinde wie der «Spaghettitag», mit den legendären Teigwaren von Max Huser oder der Erbsensuppe von Klara Zeltner-von Arx, Erna Moll und Therese Zeltner-Kamber und jeweils im August die Waldgottesdienste im Buechban. Da ist das Pfarreifäscht, welches der FrauenTreff früher offiziell organisiert hat. Heute ist es zwar immer noch der Verein, der das auf die Beine stellt, aber ganz offiziell im Auftrag des Pfarreirates.
Auch forderten die Frauen in den achtziger Jahren vom Kirchgemeinderat den Umbau im Unterbau – heutiges Forum St. Nikolaus – der Kirche. Daraufhin wurden Bazare durchgeführt, welche von der ganzen Gemeinde getragen wurden. Frauen, Männer und Kinder halfen mit. Hinzu kam der Erlös aus dem Kafistübli, welches in der Adventszeit geführt wurde. Auch da kamen regelmässig tausend oder zweitausend Franken zusammen.
50000 Franken zusammengetragen
Einige Helferinnen dieser Bazare gründeten die erste Handarbeitsgruppe. Diese Frauen wirkten viele Jahre unabhängig vom Frauentreff. Da keine Kasse vorhanden war, suchte man per Inserat in einem Modeblatt im ganzen Land nach kostenloser Wolle. Der Verkauf der Strickware erfolgte im Forum mit Kaffeestube, im Sommer im Altersheim und an den Weihnachtsmärkten in Neuendorf und Niederbuchsiten. «Unsere Handarbeitsgruppe hat ordentlich Geld zusammengetragen. 2005 konnten wir Frauen der Kirchgemeinde 50000 Franken an die Renovationskosten der Kirche, symbolisch an die Decke im Innenraum, übergeben», sagt Margret Berger. Seither scherzen sie, die Decke in der Kirche, sie «gehöre» ja eigentlich ihrem Verein …
Das Fundament des Schaffens bilden Anlässe «von Frauen für Frauen». So wird seit zehn Jahren der Ferienpass für die Primarschulkinder durchgeführt, und zwar während einer ganzen Woche im Sommer, mit zahlreichen Events. Für die jüngeren und ganz kleinen Kinder und ihre Mütter gibt es den Krabbel- und Spieltreff. Eine weitere Gruppe organisiert den jährlichen Kindermaskenball, jedes Mal mit grossem Erfolg.
Auch der Mittwochs-Gottesdienst ist seit Jahrzehnten beim Verein angesiedelt und findet jeweils um 9 Uhr statt. Wortgottesdienste organisieren und führen die Frauen selbstständig durch. Bei einer Messe unterstützen sie als Lektorinnen.
Und was bringt die Zukunft?
Zum Wesen eines Vereins, der so viel Gutes tut und tun will, gehört es aber halt auch, dass gewisse Anlässe nur noch bedingt oder gar nicht mehr nachgefragt werden. So ist der «Füürobe» eingestellt worden. Monatlich trafen sich Frauen und Männer zu einer Lesung, einem Diavortrag, einem Ausflug oder zu einer Betriebsbesichtigung im Forum. Monatlich an einem Donnerstagnachmittag fand der «Plaudertreff» statt, organisiert jeweils von zwei Frauen.
Herausfordernde Zeiten also für das aktuelle Leitungsteam, will doch herausgefunden werden, wohin der Weg für den Frauen-Treff führen soll. Die Sichtweise habe sich halt geändert, sagen sie. Früher sei ein Programm für mehr als hundert Vereinsmitglieder organisiert worden, man habe immer einen Flyer mit dem Programm im Briefkasten vorgefunden. Nachdem die letzte Präsidentin demissionierte, führte eine kleine Gruppe den Verein weiter. Nach weiteren Demissionen im Vorstand folgte eine Brachzeit, in der keine Anlässe mehr für Frauen stattfanden. Den Verein führten zwei Frauen interimistisch, eine davon Pfarreiseelsorgerin Monika Poltera-von Arb.
An sogenannten «Zukunftsabenden» trafen sich mehrere Frauen, die am gleichen Strick ziehen und den Verein wiederbeleben wollen. «Was tun wir? Was tut uns gut?», fragen sie sich. Vielleicht müsse man von innen nach aussen wachsen, sind die Frauen sich einig, und im Kleinen beginnen. An der GV 2022 konnten fünf Frauen ins Leitungsteam gewählt werden. «Guten Anklang findet der neu initiierte bewegte/bewegende Frauenabend. Bei Spiel und Spass verbringen wir einen Abend. Bald wird das Jahresprogramm für nächstes Jahr zusammengestellt. Mal sehen, was wir noch alles für Ideen haben», meint Ursula Zeltner.
Die öffentliche Feier zum 100-jährigen Bestehen des Frauen-Treffs findet am Sonntag, 11. September, um 16 Uhr in der Mehrzweckhalle statt. Danach sind alle zu einem leckeren Apéro eingeladen.