Übermorgen Samstag bringen Langenbrucks Viehzüchterfamilien ihr Simmentaler Reinzucht-Vieh geschmückt und unter Glockenklang ab morgens acht Uhr auf den Schauplatz. Darunter sind auch die Familien Zbinden-Moser und Vogel.
Im Jahr 1995 zog die Berner Familie Zbinden-Moser nach einem Zwischenhalt im Kanton Solothurn ins Oberbaselbiet und pachtete den Hof Unterer Dürrenberg. «Uns gefiel es sofort hier», erinnern sich Heidi und Urs, «die anderen Viehzüchterfamilien Langenbrucks nahmen uns herzlich auf.» Am Bauernhaus war in den vorangegangenen Jahren nicht mehr viel gemacht worden. «Es störte uns nicht, weil wir tagsüber arbeiteten und nachts schliefen», sagt Urs Zbinden und lacht. Das Verhältnis zum Verpächter sei gut gewesen und schon bald habe er ihnen angeboten, den Hof zu kaufen. Seit 2001 gehört er Zbindens.
Ihre drei Kinder hätten bei den Arbeiten auf dem Hof stets geholfen. «Der älteste unserer acht Enkel, Kevin, war sozusagen immer bei uns», freut sich Grossmutter Heidi, «und er wusste früh, dass er Bauer werden wollte.» Er absolvierte die Ausbildung am Wallierhof, sein zweites Lehrjahr auf dem Eimatthof in Halten. Dort lebte die gleichaltrige Justine, welche die Lehre als Köchin durchlief. Die jungen Menschen fanden Gefallen aneinander, sind seit einem Jahr verheiratet und leben im obersten Stock des Bauernhauses. Ab Januar 2023 werden sie Pächter des Unteren Dürrenbergs sein.
«Zu einer Kuhherde gehört ein Stier»
Die Grosseltern sind glücklich über diese Lösung. Urs Zbinden schmunzelt, so könne er weiterhin als Landwirt und Viehzüchter tätig sein. Er hängt an seinem Vieh, die 28 Kühe und 28 Kälber im Freilaufstall stammen aus eigener Zucht. Zugekauft ist nur Stier Aladin. «Ich hielt stets einen Stier, weil das für mich wichtig war und ist», blickt er zurück. «Sozusagen alle meine Tiere entstanden durch Natursprung.» Es liege ihm fern, Landwirtschaft wie vor 100 Jahren zu betreiben, aber von ihm aus gesehen gehöre zu einer Kuhherde ein Stier.
Die 23-jährigen Nachfolger wollen in Grossvaters Sinn weitermachen. Beide arbeiten vorläufig auswärts: Justine als stellvertretende Abteilungsleiterin Food bei der Prodega (Bellach) und Kevin als Maschinist bei der Reinhold Dörfliger AG (Egerkingen). Ab dem neuen Jahr wird er den Landwirtschaftsbetrieb leiten.
Zeit zum Erklären
«Auch für mich ist die Lösung ideal», sagt Heidi Zbinden. Das Bauernhaus ist dreistöckig: Im Erdgeschoss wohnen die Grosseltern, der ersten. Stock ist als komfortable Ferienwohnung (FeWo) ausgebaut, und im dritten Stock leben die Jungen. «Die FeWo ist mein Bereich», hält die Grossmutter fest, «ich habe mir einen netten Kundenstamm erarbeitet.» Sie stelle immer wieder fest, wie wichtig ihre Arbeit sei im Hinblick auf die schweizerische Landwirtschaft. Wenn Bauernfamilien nichtbäuerliche Feriengäste direkt ansprechen würden, nütze das mehr als ein teures Inserat. «Manchmal braucht es Zeit, um Zusammenhänge zu erklären», sagt sie lächelnd, «aber diese Zeit nehme ich mir.» Auch an der Viehschau sind Züchterinnen und Züchter gerne bereit, Fragen zu beantworten. Besonders das junge Paar freut sich, wenn nichtbäuerliche Personen sie zur heutigen landwirtschaftlichen Situation befragen.
Viehschau auf dem Schauplatz
Die Familiengeschichte von Zbinden und Vogel liest sich fast wie ein Märchen. Grosseltern und Enkel sind einander zugetan, sitzen meistens zusammen am Esstisch. Wobei von den zwei Frauen jene kocht, die im Moment Zeit hat. Wichtig sei, dass jede Familie, auch die Mieter der FeWo, ihren eigenen Wohnungseingang besitzen.
Zbindens und Vogels bringen übermorgen Samstag, 17. September, wie ihre Vereinskameraden, ab acht Uhr morgens ihre Kühe festlich geschmückt und unter Glockenklang auf den Schauplatz. Für Speis und Trank sowie musikalische Unterhaltung ist gesorgt.