Unser Quartier ist ein Staubsauger. Genauer gesagt ist es eine ganz bestimmte Sitzbank, die alles zu verschlingen scheint: Wann immer jemand aus der Nachbarschaft etwas darauf legt, ist es nach kürzester Zeit verschwunden. Ob altes Geschirr, unpassende Kleider, ausgediente Spielsachen oder auch mal Drucker, Küchenmaschinen oder Aquarien: Wer etwas loswerden will, stellt es einfach auf die Bank und muss sich zu 95 Prozent um keine Entsorgung kümmern. Nicht mehr Gebrauchtes krallen sich andere, die es ihrerseits brauchen können – eine nachhaltige Win-Win-Situation, oder? Ein nützliches Bermuda-Dreieck mitten im Berner Breitenrain-Quartier, das keine Sperrgutmarken kennt. Nur blöd, dass es die restlichen fünf Prozent noch gibt: Alle diese Dinge auf der Bank nämlich, die eben doch liegen bleiben. Die niemand mitnimmt und für die sich keiner interessiert – auch diejenigen nicht mehr, die sie ursprünglich dort abgestellt haben.
«Voll easy», sagte kürzlich die Tochter einer Nachbarin, als wir zusammen am Ort des Geschehens vorbeigingen. Sie fand meine Probleme mit den besitzerlosen Überbleibseln so unbegründet wie bünzlig. «Irgendwenn chunnt’s de scho wäg und süscht gheit’s öpper i Chübu bi dr Tramhaltstell.» Auf der Bank stand gerade eine grosse Entsafter-Maschine aus Kunststoff. Sie schien dem Teenager und seiner leeren «There is no Planet B»-Stofftasche sehnsüchtig hinterher zu schauen. Vergeblich. Und wenn sie nicht mitgenommen wurde, zermahlen Wind und Wetter sie noch heute. So wie die nächsten paar Jahrhunderte.
Sabrina Glanzmann mag die Bank ebenfalls – einfach, um sich daraufzusetzen.