Kunstschaffende sind bei Brigitte Itel in guten und versierten Händen: Seit 35 Jahren schon haben diese die Möglichkeit, ihre Werke in der Oltner Martins Galerie zu präsentieren und zu verkaufen. Am Samstag beginnt die Jubiläumsausstellung.
Der 22. Oktober war gesetzt, sakrosankt vorgegeben als Vernissagetermin. Es ist immer der 22. Oktober, wenn in der Martins Galerie an der Oltner Ringstrasse etwas Besonderes geschieht. Die allererste Ausstellung mit Ölbildern des Neuenburger Malers Gérald Comtesse begann am 22. Oktober 1987. Und so wurden auch alle weiteren Jubiläumsausstellungen unter der Regie von Galeristin und Kunsthändlerin Brigitte Itel an genau diesem Datum lanciert – völlig egal, welcher Wochentag gerade war.
Es ist die mittlerweile 114. Ausstellung, die Brigitte Itel am kommenden Samstag in ihrer Martins Galerie eröffnet. Zu jedem einzelnen Plakat also, welches im Eingangsbereich hängt, hätte sie ihre ganz persönliche Geschichte zu erzählen. Vor der letzten Ausstellung mit Josef Brunner etwa wusste sie schon während des Aussuchens der Bilder beim Künstler daheim in Hägendorf vor ihrem geistigen Auge ganz genau, welches Bild in ihrer Galerie welchen Platz bekommen würde. «Als ich die Bilder dann platziert hatte, beliess er ausnahmslos alle an ihrem Ort und wir hängten sie gemeinsam am nächsten Tag genau dort auf», erzählt sie. Und lächelt dabei. Dass sie Kunstschaffenden die Möglichkeit geben könne, ihre Werke in der Martins Galerie zu präsentieren, sei eine grosse Bereicherung in ihrem Leben und auch für die Stadt Olten, sagt sie.
Der Vater als Namensgeber
Eher zufällig ergeben hat es sich, dass Annette Jetter und Paul Wyss ihre Werke zum 35-jährigen Bestehen der Galerie zeigen können. Jetter hat sie schon als junge, noch nicht so bekannte Künstlerin kennengelernt. Und fördert sie seither, wie sie nur kann. «Es muss bei mir auch zwischenmenschlich stimmen, wenn jemand mehrmals bei mir ausstellen darf», erzählt Brigitte Itel. Die Malerin war schon zum 30-jährigen Bestehen ihr Gast. Es sei schön, sagt die Galeristin, die Weiterentwicklung der Künstlerin verfolgen zu dürfen. Paul Wyss hat sein Schaffen bereits bei ihr gezeigt, als die Ausstellungen noch im Einrahmungsgeschäft im Parterre des Hauses stattfanden. Ihr Vater Martin – nach ihm wurde die Galerie benannt – war Buchbindermeister und wie die Mutter sehr interessiert an Kunst. Er rahmte in seinem Geschäft nicht nur Bilder und verkaufte Kunstkarten, zweimal jährlich organisierte er auch Ausstellungen. So kam die Tochter schon in jungen Jahren mit unterschiedlichsten Werken in Kontakt, und ihre Freude an abstrakter und gegenständlicher Kunst wurde geweckt.
Unternehmerin, völlig unabhängig
Ihr Vater hatte bereits Pläne geschmiedet für eine Galerie im Obergeschoss. Nach dessen überraschendem Tod war für Mutter und Tochter klar, dass dieses Vermächtnis nun in die Tat umgesetzt werden musste. Noch heute führt die Galeristin gleichzeitig das Geschäft im Erdgeschoss. Die gelernte Kauffrau hat unverändert ihren Heidenspass an dieser Doppelrolle. «Ich mache immer noch alles allein, mir redet niemand rein», sagt sie. Will auch heissen: Sie hat keinerlei Sponsoren und finanziert die Ausstellungen alle selber. Was sie nicht daran hindert, jeweils eine stilvolle und werthaltige Einladung auf Papier erstellen zu lassen, die sie an ausgewählte Adressen verschickt. E-Mail oder gar soziale Medien? Kennt Brigitte Itel nur vom Hörensagen. Den Computer nutzt sie für die Adressdatei, für Korrespondenz (auf Papier!) und zum Schreiben von Rechnungen. «Aber ich telefoniere noch mit den Menschen und rede persönlich mit ihnen. Das bin ich», sagt sie. Unabhängig und auf niemanden angewiesen.
Umso mehr hat sie es geschätzt, dass sie 2009 die Ehrengabe der Kunst- und Kulturpreise Olten erhielt und im Jahr 2018 den Prix Wartenfels, welcher besonderes Schaffen in der Region Olten-Gösgen-Gäu ehrt.
Aufhören? Kein Thema!
Gegen das Image, dass man beim Erwerb von Kunst, auch in ihrer Galerie, viel Geld ausgeben müsse, kämpft sie vergeblich an. «Es stimmt schlicht nicht», betont sie. Schon für 150 Franken könne man tolle Kunst erstehen. Wie es weitergehe mit der Martins Galerie? Mit einer übernächsten Ausstellung, irgendwann. Weiter, immer weiter. Aufhören werde sie nie, sagt sie voller Überzeugung. Da müsse sie schon einmal hinter dem Ladentisch zusammenklappen. «Das hier ist mein Leben, hier bin ich glücklich.» Sowieso steht der nächste Höhepunkt der Brigitte Itel bereits am Horizont: Im kommenden Jahr, am 1. September 2023, feiert ihre Kunsthandlung das 75-jährige Bestehen.
Bilder und Skulpturen bis 11. Dezember
Seit 2015 organisiert Brigitte Itel fast ausnahmslos nur noch Doppelausstellungen in ihrer Galerie. Weil sie das Zusammenspiel zwischen Bildern und Skulpturen schön findet. Und, ganz pragmatisch, weil eine Doppelausstellung mehr Publikum anzieht, wovon sowohl die Künstlerinnen und Künstler als auch sie selber profitieren kann. «Die einen kommen der Bilder wegen und bleiben dann doch auch an einer Skulptur hängen, und umgekehrt», weiss sie. Paul Wyss und Annette Jetter werden sich mit ihren Werken perfekt ergänzen: Der gebürtige Kappeler Wyss beschäftigt sich nebst der Malerei mit der Bildhauerei und schafft Skulpturen aus Bronze und anderen Materialien, die von starker Aussagekraft sind. In seinen Skulpturen, die er auch in der Martins Galerie zeigen wird, liegt eine stille Schönheit und Klarheit. Bei Annette Jetters seit vielen Jahren gelebter Liebe zur Malerei stehen Farben im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Die Arbeiten in ihrem Atelier in Wangen entstehen überwiegend in Acryl, aus Pigmenten oder Ölfarben. Diese trägt sie mit verschiedenen Techniken in dicken, dünnen oder lasierenden Schichten auf, wodurch ausdrucksstarke, kraftvolle Bilder entstehen.
Öffnungszeiten der Ausstellung vom 22. Oktober bis 11. Dezember in der Martins Galerie an der Ringstrasse 42 in Olten: Donnerstags, freitags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 16 Uhr. Sporadisch werden die Künstlerin und der Künstler vor Ort anzutreffen sein. Vernissage ist am kommenden Samstag um 17 Uhr. Es spricht Kulturjournalistin Madeleine Schüpfer.