Der erneuerte Oltner Ländiweg zwischen Holzbrücke und Bahnhof ist am vergangenen Freitag für die Nutzung freigegeben worden. Die offizielle Einweihung des mit 26 Bäumen und 20 Kletterpflanzen bestückten Wegs soll zusammen mit der Inbetriebnahme zweier geplanter Buvetten im Frühling 2023 erfolgen. Dann wird man auch besser beurteilen können, wie schön und grün und bunt die Aarepromenade sich effektiv präsentiert.
Pünktlich um 16 Uhr am vergangenen Freitag schnitt Oltens Baudirektorin Marion Rauber, assistiert von Stadtpräsident Thomas Marbet, nach rund einjähriger Bauzeit das Band zum neuen Ländiweg in Olten durch. Sie betonte, es handle sich bei diesem Akt erst um die Öffnung. Die Eröffnung respektive Einweihung ist im Frühjahr nächsten Jahres geplant, wenn das Wetter zu Festivitäten einlädt. Immerhin: Der Oltner Neujahrsapéro am 2. Januar um 11 Uhr soll bereits am neuen Ländiweg stattfinden.
Bezug zur früheren Schifflände
Wann genau der Ländiweg seinen Namen erhalten habe, lässt sich laut Rauber nicht rekonstruieren. Im Protokoll der Gemeinderatskommission vom 20. März 1972 sei jedenfalls von einer «Baumfällaktion am Ländiweg» die Rede gewesen; spätestens dann müsse er also so geheissen haben. Die beiden historischen Fotos, welche die Baudirektorin am Anlass herumzeigte, lösten dann aber sogar beim einen oder anderen «Berufsoltner» Erstaunen aus: Die Stadt hatte früher hier, am rechten Aareufer, eine richtige Schiffländi, ja gar einen Hafen?
In der Tat: Die Bezeichnung Ländiweg nehme offensichtlich Bezug auf die Schifflände, die sich früher am rechten Aareufer befunden habe, erzählte Rauber. In Aufnahmen aus den 20er- und 30erJahren sei unterhalb der Aarebrücke ein flaches Uferstück zu erkennen, wo Schiffe angelandet werden konnten. Dieses flache Ufer habe sich vor dem Ausbau des Bahnhofquais weiter flussabwärts erstreckt – ein Restbestand des früheren «Hafens» oder Strandes von Olten.
Sieben statt nur 2.7 Meter breit
Wie sich der Weg in der jüngeren Vergangenheit präsentiert habe, sei hingegen nicht immer nur rühmlich gewesen, betonte die Baudirektorin: eng und düster, medial auch oft als hässliches Entlein oder Schandfleck bezeichnet. Rauber schmunzelnd: «Dafür hat hier so manche und mancher im Versteckten seine erste Zigarette geraucht oder die ersten Küsse ausgetauscht.» Heute dürfe man nun nach einer anspruchsvollen und aufwändigen Bauzeit eine attraktive, sieben statt wie bisher 2.7 Meter breite Fussverbindung vom Bahnhof zur Altstadt öffnen, eine «Visitenkarte für das Aarestädtli», welche Besuchende und Heimkehrende hell und freundlich willkommen heisse und auf welcher man nun auch wirklich nicht mehr einfach nur gehen, sondern tatsächlich auch promenieren könne, wie sie stolz betonte.
«Ländiweg wird grün und bunt!»
Durch die Bildung verschiedener Grüninseln – hinten an der Stützmauer oder vorne an der Aare – sollen verschiedene Nutzergruppen eine auf sie zugeschnittene Ecke auf dem 135 Meter langen Ländiweg finden. Die zahlreichen Sitztreppen lassen auch einen längeren Aufenthalt zu und sollen zum Verweilen an der Aare animieren. Dazu tragen sicherlich auch die von der Stadtgärtnerei des Werkhofs gepflanzten 26 Bäume, 20 Kletterpflanzen, 549 Stauden und Gräser sowie insgesamt 2070 Blumenzwiebeln ihren Teil bei.
All den Skeptikern jedenfalls, welche angesichts der – mit einem Graffitischutz versehenen – Betonwand bereits von einer «Klagemauer» reden, hielt Marion Rauber entgegen, man öffne zwar den Weg, aber fertig mit der Sanierung sei man noch nicht ganz: Noch fehlen zwei Buvetten und Sitzgruppen, besagte Blumenzwiebeln müssten sich erst noch entfalten. «Der Ländiweg wird grün und bunt!», versprach die Oltner Baudirektorin. Man wird sie und den «Ländiweg 2.0, die neue Oase am Wasser», wie sie den Weg bezeichnete, an diesen Worten messen. Spätestens im Frühling.
Weshalb kein direkter Zugang zum Wasser?
Aufgetaucht ist im Rahmen der offiziellen Öffnung des Ländiwegs auch wieder die Frage, weshalb der Weg bei dieser Gelegenheit nicht mit ein paar Stufen zum Wasser versehen wurde, wie gleich nebenan, beim Aarebistro.
Zur Erinnerung: In der ursprünglichen Variante der Baudirektion war just dies so geplant gewesen. Diese Variante war etappiert und wäre auf die noch bevorstehenden Bauarbeiten für den neuen Bahnhofplatz abgestimmt gewesen. Und: Sie hätte den Oltner Steuerzahler auch weniger gekostet. Eine Mehrheit des Gemeindeparlamentes sprach sich dann aber für die Realisierung in einem einzigen Schritt aus. Ihr Argument: Die abzurufenden Mittel aus Fondsgeldern seien auch Steuermittel und eine Etappierung deshalb ebenso eine Verschwendung von Steuergeldern.
Fazit: Der Ländiweg ist nun zwar schneller fertig geworden, er kostet den Oltner Steuerzahler aber mehr – und, eben: der Steg zum Wasser fehlt. Gut möglich, dass im Parlament schon bald ein Vorstoss eingereicht wird, welcher eben diesen Steg fordert, entsprechende zusätzliche Kosten im sechsstelligen Bereich inklusive…