Oltens Tafelsilber oder «Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Aussergewöhnliche ihren Wert.» (Oscar Wilde). Unter diesem verheissungsvollen, langen Titel widmet sich das Kunstmuseum Olten für einmal ganz den Hauptwerken seiner Sammlung. Den Amiets also, Hodlers, Giacomettis, aber auch den Morachs, Dislers, den Küchlers oder den Distelis. Damit wird, 20 Jahre nach der von Patricia Nussbaum gestalteten Ausstellung, Oltens Kunstschatz erneut in opulenter Ausstellung ins Licht gerückt. Darin finden auch überraschende oder auf spezielle Weise mit der Stadt verbundene Werke ihren Platz.
Der Begriff «Tafelsilber» bezeichnete früher die Gesamtheit der Geschirre, Bestecke und Dekorationselemente aus Edelmetall, die zu einem festlich gedeckten Tisch gehörten, beim Festmahl die Gäste erfreuten und den Geschmack und Wohlstand ihrer Eigentümerinnen und Eigentümer spiegeln sollten. Heute werden damit einzigartige und kaum mehr ersetzbare Vermögensteile einer Institution oder Gemeinde bezeichnet. Vor diesem Hintergrund wird die Bezeichnung auf den über 13000 Werke umfassenden Kunstschatz des Kunstmuseums Olten angewendet, der als einzigartige Sammlung der Öffentlichkeit gehört und somit zum Ansehen der Stadt beiträgt. Denn wie es Oscar Wilde treffend formulierte, gibt das Durchschnittliche der Welt zwar ihren Bestand, aber das Aussergewöhnliche ihren Wert. Vor diesem Hintergrund hatten die beiden Kuratorinnen des Museums, Dorothee Messmer und Katja Herlach, am vergangenen Samstag zur Vernissage dieser speziellen Ausstellung geladen.
Spannende Geschichten dahinter
Die Ausstellung im Kunstmuseum konzentriert sich auf jene meisterlichen Werke, die bis heute den Kern der Oltner Kunstsammlung ausmachen. Sie beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Präsentation, sondern zeigt auf, woher die Arbeiten stammen, wie sie in die Kollektion gelangten und welche spannenden Geschichten dahinter verborgen sind.
Die Zugänge spiegeln gleichsam den Zeitgeist und die sich wandelnden Werthaltungen und verweisen auf die Schwerpunkte der Kuratorinnen, Kuratoren und Kommissionen, welche für die Äufnung der Sammlung zuständig waren – von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute. Zudem machen die Informationen über die Provenienz das verästelte, von vielen Personen und Institutionen sorgsam geknüpfte und unterhaltene Gewebe aus Begeisterung, Engagement, Expertise und Mäzenatentum sichtbar, welches die Sammlung wachsen liess.
In Aussicht gestellte Schenkungen
Der Blick auf das Vorhandene schärft jedoch auch die Aufmerksamkeit für Lücken und Desiderate. Mit ausgewählten Leihgaben wird eine mögliche Zukunft der Sammlung skizziert. Sie sind die ersten Boten von in Aussicht gestellten Schenkungen und Deposita, die in Olten einst ihre Heimat finden werden, sobald die bauliche Situation dies erlaubt. Zudem stossen die handverlesenen Leihgaben Dialoge an und rufen in Erinnerung, dass das Tafelsilber erst im Verbund mit köstlichem Essen und wertschätzender Gesellschaft richtig zur Geltung kommen kann.
Begleitende Veranstaltungen
Die Ausstellung wird von vielen Veranstaltungen begleitet. Unter anderem von diesen: Die Kunst-Tafel, am Dienstag, 24. Januar sowie am 31. Januar, um 19.15 Uhr. Es wird in gemütlicher Runde mit geladenen Gästen und Publikum getafelt, die am gediegen gedeckten Tisch von Koch-Künstlerinnen und -Künstlern verwöhnt werden. Das Tischgespräch zu Themen wie «Sammeln für die Öffentlichkeit» oder «Die grosse Lücke – wo sind die Künstlerinnen?» erweitert die Diskussionen vor Originalen in der Ausstellung.
Kunst und Krempel, am Sonntag 26. Februar, von 10 bis 17 Uhr. Der Tag der Finissage gehört dem Tafelsilber der Gäste. Wer mehr über sein liebstes Kunstwerk oder einen besonderen Gegenstand erfahren will, bringt den Schatz vorbei. Gemeinsam mit externen Fachleuten findet sich heraus, was es damit auf sich hat. Kunst-Stadt-Spaziergang, am Dienstag, 10. Januar, 17 Uhr. Gemeinsam mit der Leiterin des Historischen Museums, Luisa Bertolaccini, geht es auf die Suche nach (silbernen) Schätzen in den Depots der Partnerinstitution. Auf dem Weg dorthin werden in der Stadt Orte entdeckt, die mit Oltens kulturellem Erbe verbunden sind.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr, wie auch an Feiertagen. Am 25. Dezember bleibt das Kunstmuseum Olten geschlossen.
Infos: www.kunstmuseumolten.ch