Siaxma Oensingen / Anzeiger Thal Gäu Olten
Übernehmen von Eltern und Schwiegereltern: Daniela Keller und Roland Hass.

Neues Jahr und eine neue Generation

Im Familienunternehmen Siaxma in Oensingen fand eine Stabübergabe statt

Alles Gute hat ein Ende. Und einen Neuanfang. Nach 25 Jahren gemeinsamer Unternehmensleitung haben Max und Manuela Keller per Ende 2022 die Siaxma AG in Oensingen, ein Familienunternehmen in der Sicherheits- und Zeiterfassungsbranche, verlassen. Mit Daniela Keller und Roland Haas tritt die nächste Generation in deren – grosse – Fussstapfen.

«Ich fühle mich sehr gut und freue mich», gibt Max Keller unumwunden zu. Ebenso, dass sich langsam auch Abschiedsschmerz bemerkbar mache. Manuela Keller, seiner langjährigen Ehefrau und Geschäftspartnerin, geht es ähnlich. Es ist das berühmte lachende und weinende Auge: «Ich habe gemischte Gefühle», bestätigt sie Mitte Dezember im Gespräch ihr momentanes Befinden. Sie werde vor allem die vielen tollen Menschen vermissen, die nicht mehr zu ihrem Alltag gehören werden. Weniger fehlen werde ihr die Verantwortung, oder das ständige Rennen von Termin zu Termin. Bei allem Abschiedsschmerz kommt da auch viel Vorfreude auf: Die Tage frei gestalten zu können, mehr wandern, biken und spontan reisen zu gehen und – Manuela Keller scheint allein die Vorstellung davon zu geniessen – am Morgen auch einfach mal liegen zu bleiben.

Tochter und Schwiegersohn übernehmen das Ruder
Daniela Keller, Tochter von Max und Manuela Keller, sagt: «Natürlich habe ich Respekt vor der grossen Verantwortung, aber genau das reizt mich auch an der Aufgabe; Freude und Motivation überwiegen bei weitem!» Daniela ist eidg. dipl. Wirtschaftsprüferin, hat ein CAS in Steuerrecht und bringt Erfahrung aus dem Konzernrechnungswesen mit. Seit Anfang 2022 ist sie in der Geschäftsleitung der Siaxma und als Bereichsleiterin Administration, Finanzen & Personal tätig. Ihr Schwager Roland Haas ist das zweite Familienmitglied, welches das Siaxma-Ruder übernimmt. Er ist Elektroplaner, Projektleiter Sicherheit STFW und Betriebswirtschafter NDS. Seit 2020 ist er in der Geschäftsleitung und leitet den Bereich Projekte & Technik.

Mit Edgar Weingärtner verbleibt ein Mann der ersten Stunde in der vierköpfigen Geschäftsleitung. «Ich habe mich bewusst gegen den Posten des Geschäftsleiters ausgesprochen und unterstütze selbstverständlich die neue Zusammensetzung.» Weingärtner ist das Hirn hinter der firmeneigenen Software und wird während der nächsten zehn Jahre für die Kontinuität sorgen, die bei solchen Ablösungen unerlässlich ist. Der vierte Mann im Führungsgremium ist Markus Schönberger, seit 2020 bei Siaxma und Bereichsleiter Verkauf und Engineering.

Ein kurzer Blick zurück
1990 fing Max Keller als Berater, Planer und Errichter bei der damaligen Sitec Systems AG an, ein Jahr später war er deren Geschäftsführer. 1997 machten sein Kollege Edgar Weingärtner und er sich durch ein Management-Buyout selbstständig. Kurz darauf übernahm Manuela Keller – die beiden waren seit gut 20 Jahren ein Paar – erste administrative Aufgaben. Als Allrounderin mit kaufmännischem Background kümmerte sie sich allmählich auch um die Finanzen, die Buchhaltung, die Lehrlingsausbildung und das Personalwesen. Max Keller dazu: «Meine Frau war eine strenge Finanzministerin, hatte die Kasse total im Griff. Wir mussten nie Schulden machen, das ist ihr Verdienst.»

2017 offenbarte Max Keller erstmals seine Absicht, sich mittelfristig aus der operativen Leitung zurückzuziehen. Zwischen Vater und jüngerer Tochter sei die Nachfolge immer wieder Gesprächsthema gewesen, aber sie wollte nie, hatte andere Pläne. «Mein Vater liess das Ganze dann mal ruhen, bis ich 2021 schliesslich signalisierte, dass ich in meinem Job nicht mehr glücklich bin und offen für alles sei.» Ein Projekt im Zusammenhang mit einem neuen Entlöhnungssystem für die Siaxma war dann der Auslöser. Der Wechsel von Konzernstrukturen in eine kleine Familien-AG bringt genau jene Qualitäten, die sie dort vermisste: Alle identifizieren sich mit dem, was die Firma macht und wofür sie steht.

Roland Haas erinnert sich: «Meine Schwiegermutter hatte mich schon auf die Geschäftsübernahme angesprochen, als ich sie kennenlernte, damals noch mit einem Augenzwinkern. Trotzdem nahm die Idee allmählich Form an. Ich war noch als Elektroplaner in Zug tätig, als Max mich 2015 als Projektleiter nach Oensingen holte.»

Was wird anders?
Daniela Keller und Roland Haas sind zwar nicht verheiratet, aber immerhin verschwägert. Wie gehen sie damit um? «Wir sind in erster Linie gute Freunde, und das seit 12 Jahren», sagt sie. «Unsere Zusammenarbeit dauert ja jetzt auch schon rund eineinhalb Jahre, das läuft prima.» Und ihr Schwager meint: «Über unsere ‚Verwandtschaft‘ haben wir uns eigentlich nie Gedanken gemacht. Viel wichtiger ist mir, dass wir nach wie vor gemeinsam an die Lozärner Fasnacht gehen können!», sagt er. Und lacht.

Die beiden wollen die Verantwortung teilen. Sie sind sich einig, dass es «buchstäblich dumm» wäre, alles auf den Kopf zu stellen. Siaxma sei sehr erfolgreich unterwegs, es gebe keinen Anlass, etwas Grundlegendes an der Strategie oder der Organisation zu ändern. Man werde jedoch immer wieder prüfen, wann und wo moderate Veränderungen sinnvoll sein könnten. Herausforderungen gibt es genug: «Die aktuellen Lieferengpässe zwingen uns zur Suche nach Alternativen und Neuentwicklungen, das ist mit Risiken verbunden, bietet aber auch grosse Chancen», erklärt Roland Haas.

Und der abtretende Firmenchef bleibt dem neuen Team als Verwaltungsratspräsident erhalten. Er sagt mit Nachdruck: «Ich werde mich hüten, ‹gute› Ratschläge zu erteilen. Die neue Geschäftsleitung muss das jetzt selber können – und kann das auch!»

Text: MGT & Bilder: ZVG