Aerni / Anzeiger Thal Gäu Olten
Das wird definitiv eine Ausstellung der nicht ganz alltäglichen Sorte. Fünf kreative Köpfe mit Namen Aerni präsentieren ihre Werke in der Alten Kirche Härkingen (von links): Jolanda Masa Aerni, Rebecca Aerni, Christoph R. Aerni, Helen Aerni und Monika Aerni.

Urvater Sepp hätte seine helle Freude

Fünf Kunstschaffende mit Namen Aerni stellen in der Alten Kirche Härkingen aus

Alle heissen sie Aerni. Alle sind sie Bürgerinnen und Bürger von Gunzgen. Und alle sind sie irgendwie miteinander verwandt. Insbesondere aber sind die vier Frauen und Christoph R. Aerni allesamt als Kunstschaffende tätig. Reichlich Gründe also, weshalb das kreative Quintett ab 27. Januar zu einer nicht alltäglichen Ausstellung in die Alte Kirche Härkingen lädt. Deren launiger Name mit Blick auf den gemeinsamen Stammbaum: «Dr Sepp isch d’schuld!».

Vor vier Jahren, an einem KünstlerinnenTreffen, haben die beiden sich zufällig kennengelernt: Monika Aerni und Jolanda Masa Aerni. Schnell fanden sie heraus, dass sie wohl in irgendeiner Form miteinander verwandt sind. Sein müssen, wo sie doch auch feststellten, dass sie beide Bürgerin von Gunzgen sind. Die zwei blieben in Kontakt, und irgendwann erzählte Monika Aerni dem Cousin ihres Vaters, Walter Aerni, von Jolanda. Der Stammbaum-Spezialist der Familie bestätigte die Verwandtschaft – und liess sie wissen, dass da noch weitere kreative – und eben auch verwandte – Aernis existieren. «Die Idee einer gemeinsamen Ausstellung war dann relativ rasch geboren», sagt Monika Aerni. Auch der Ort war gegeben, die Fulenbacherin ist Vorstandsmitglied im Verein Alte Kirche Härkingen. Vor rund einem Jahr fiel der gedankliche Startschuss für die einzigartige Familiensache, deren Vernissage am 27. Januar stattfindet. Ihr Titel: «Dr Sepp isch d’schuld!». Schliesslich wars der am Neujahrstag 1782 in Gunzgen geborene Josef Aerni, dessen Ehe mit Anna Maria Frickert eine Tochter und fünf Söhne entsprossen – drei dieser Söhne sind direkte Vorfahren der fünf Aerni-Kreativen. Chronist Walter Aerni ist sein Ururenkel.

Unterschiedliches Schaffen, identische Leidenschaft
Die Vorfreude ist auch beim bekanntesten Kopf des Quintetts gross. «Eine Ausstellung in dieser Form mag ich sogar viel lieber als eine Einzelausstellung, da bin ich weniger nervös», sagt Christoph R. Aerni. Das Schaffen des schweizweit bekannten Gunzger Kunstmalers muss an dieser Stelle nicht näher vorgestellt werden. In seinem Atelier in Egerkingen gewährte er der Gruppe jeweils Gastrecht für die Besprechungen. In Härkingen will er «einige neue Werke, die noch nirgends ausgestellt wurden», zeigen. Mit dabei ist selbstredend auch seine Tochter Rebecca, vor gut einem Jahr erst haben die beiden zu zweit in der Alten Kirche ausgestellt. Sie, die permanent versucht, sich künstlerisch weiterzuentwickeln, wird ebenfalls neue Bilder in ihrem für sie so typischen impressionistischen Stil präsentieren. «Es ist einfach grossartig, dass ich nun schon wieder mit meinem Vater und dazu noch mit drei weiteren Verwandten dort ausstellen darf», sagt Rebecca Aerni.

Initiantin Monika Aerni ist die dritte im Bunde, die in der Region aufgewachsen ist und auch hier wohnt. Die Grafikerin arbeitet im Spannungsfeld zwischen Fotografie und Malerei, hebt mit transparenter Malerei die Vorzüge collagierter Fotografien hervor und verbindet diese so zu einem perfekten Ganzen. Lange habe sie eher im Verborgenen gearbeitet, erzählt sie, bis sie vor zehn Jahren am Zofinger Kunstmarkt mal ihr Schaffen ausgestellt habe und eine lokale Galeristin zu schwärmen begann, so etwas habe sie noch nie gesehen. «Das war der Startschuss», sagt Aerni, die in ihrem Wangner Atelier kreativ tätig ist und die ebenfalls «einige neuere Werke» für die kommende Ausstellung in Aussicht stellt.

Mix zwischen Comics und Manga
Kunstmalerin Jolanda Masa Aerni, die im luzernischen Rothenburg zuhause ist, hat in ihrer künstlerischen Laufbahn viele Techniken mit unterschiedlichen Materialien ausprobiert und pendelt heute unverkrampft zwischen abstrakter und gegenständlicher Malerei hin und her. Ihre Werke erinnern beim Betrachten am ehesten an das Schaffen von Christoph Aerni. Die kreativen Fünf werden komplettiert durch Helen Aerni, mit Jahrgang 1984 die Jüngste im Bunde. Aufgewachsen in der Region Bern, wohnt sie in Obergerlafingen. Die Grafikerin und Illustratorin hat sich als Comic- und Mangazeichnerin einen Namen gemacht und 2011 sogar einen Werkjahrbeitrag des Kantons Solothurn erhalten. «Aktuell mache ich einen Mix zwischen Comics und Manga», erzählt sie. Da könne sie mit ihren Geschichten Regisseurin, Stylistin, Konzeptkünstlerin und Architektin in einem sein.

Das familiäre Gemeinschaftswerk mit rotem Faden ist ab 8000 Franken zu haben.

Der rote Faden für einen guten Zweck
Was also dürfen die Besucherinnen und Besucher in der Alten Kirche erwarten? «Jede und jeder kriegt seinen Platz für seine Werke», sagt Monika Aerni. Kein Schaffensmix also, mit einer Ausnahme: An der Hauptwand wird ein familiäres Gemeinschaftswerk zu sehen sein, fünf Bilder, ein jedes ein Unikat, verbunden durch einen roten Faden. Wer diesen roten Faden, das Werk als Ganzes also, erstehen will, muss mindestens 8000 Franken bezahlen – oder auch gerne mehr, denn er tut dabei Gutes: Die Hälfte des Erlöses spenden die fünf Aernis an «raceforlife». Das Geld geht also an eine Organisation, welche für die Krebsforschung sammelt. Geführt wird sie von Markus … Aerni. Monika Aerni lacht. «Er ist ein bekannter Berner Musiker – und sicherlich auch mit uns verwandt…». Wer würde daran zweifeln wollen?

Sicher ist: Dass die fünf verwandten Kunstschaffenden sich gefunden haben, ist ein echter «Glücksfall», wie Walter Aerni in der Ausstellungsbroschüre schreibt. Ein Glücksfall, an welchem der Sepp, der alles überhaupt erst möglich gemacht hat, ganz bestimmt seine helle Freude hätte.

Ausstellung vom 27. Januar bis 12. Februar in der Alten Kirche Härkingen. Vernissage: Freitag, 27. Januar, 19.30 Uhr, mit Apéro. Einführung: Walter Aerni, Chronist. Musik: Johanna Schneider, Pianistin. Finissage: Sonntag, 12. Februar, 14 Uhr, mit Apéro.

Öffnungszeiten Samstag/Sonntag 14 – 18 Uhr. Die Künstlerinnen und der Künstler sind jeweils an den Sonntagen anwesend.

Weitere Infos:
helenaerni.ch / ch-aerni.com / kunst-aerni-rebecca.com / aernimonika.ch / jolandamasa.ch

Text: NIK & Bilder: ZVG