Am 18. März lässt die Sonnwendfeier den Himmel über Oensingen für eine Stunde erleuchten. Endlich wieder, nach fünf Jahren Zwangspause, sagen die Macher der beiden Vereine Vogelherd- und Ravellenclub. Bis zu 50000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Dorf und auf den angrenzenden Ebenen im Gäu zieht das grösste Kunstfeuerwerk im Lande jeweils an. «Die Vorfreude ist riesig – wir sind parat», tönts von beiden Vereinen.
Alle drei Jahre an der Sonnwendfeier messen sich die Unterdörfler mit den Oberdörflern respektive der Vogelherdclub mit dem Ravellen-Club. Die beiden Oensinger Vereine, kurz VCO und RCO, sitzen einerseits als Organisatoren dieses Riesenevents, welches bis zu 50000 Leute vor Ort zu begeistern vermag, im gleichen Boot, andererseits sind sie Konkurrenten. Deren Präsidenten, Urs Ackermann vom RCO und Patrick Flury vom VCO, können sich ein Grinsen nicht verkneifen. Natürlich pflege man unverändert eine gesunde Rivalität, sagen sie beide. Aber die Zeiten, als man die anderen mit unfairen Mitteln auszubooten versuchte und im Vorfeld auch schon mal beim Kontrahenten Manipulationen vorgenommen habe, gehörten zum Glück wirklich längst der Vergangenheit an. «Heute machen wir noch Sprüche, das gehört dazu», sagt Ackermann. Aber man bekämpfe sich nicht mehr gegenseitig. «Wir pflegen ein kollegiales Verhältnis untereinander, wie das noch vor Jahrzehnten undenkbar gewesen wäre», betont Flury. Schliesslich würden beide Vereine das Spektakel für die Besuchenden realisieren und nicht zum Selbstzweck. Der VCO-Präsident: «Ich glaube schon, dass es weltweit einmalig ist, dass zwei Pyrotechniker sich nicht duellieren, sondern gemeinsame Sache machen!»
Auf Kurs sind beide Vereine
Bezüglich Planung gilt: Man ist auf beiden Seiten parat. Jeder Verein hat für den grossen Auftritt fünf Bilder à jeweils fünf Minuten zu Gute, die sie immer abwechslungsweise zünden und gen Himmel schicken werden. Klar: Verraten wird rein gar nichts. Allein schon aufgrund der topografisch unterschiedlichen Gegebenheiten kann indes ausgeschlossen werden, dass die Bilder der beiden Vereine sich ähneln. Patrick Flury, der schon «von Kindesbeinen an» eine grosse Faszination fürs Feuerwerk verspürt hat: «Wir vom VCO schiessen aus dem Wald heraus, in die Breite, der RCO ab der Ravelle.» Fakt ist auch: Sein VCO macht die Choreografie selber, während der RCO das vom professionellen Feuerwerker erledigen lässt. «Das war schon immer so und stimmt für uns», sagt Urs Ackermann. Auch elektronisch hat die ganze Sache sich in fünf Jahren Zwangspause weiterentwickelt: Heute könne man viel feiner und exakter schiessen, erklärt Flury.
Logisch: Nach fünf Jahren Pause ist in den zwei Vereinen das Kribbeln enorm gross. «Die Vorfreude ist in der Tat bei allen gewaltig!», betonen beide. Was nicht selbstverständlich erscheint: Einen Aderlass bei den Mitgliedern und Helfenden gabs in all diesen Jahren weder bei RCO noch VCO. Der interne Zusammenhalt ist gross, das Interesse, mitzumachen, scheinbar ungebrochen.
Die Sache mit dem Wetter
OK-Präsident Kurt Zimmerli kann vermelden: «Alles läuft nach Plan!» An der vergangenen OK-Sitzung habe man nochmals Grundlagen und Tagesablauf diskutiert, alle gesteckten Ziele seien schrittweise erreicht worden. Gestern Mittwoch kam das Organisationskomitee ein letztes Mal vor dem Spektakel zusammen. «Der Vorverkauf läuft auf diversen Ebenen gut, genügend Sponsoren sind an Bord», sagt Zimmerli. Einerseits gehen die beiden Vereine in Oensingen von Tür zu Tür, andererseits läuft der Vorverkauf auch via Ticketcorner, inklusive Spezialangebot der SBB. Dass an der Jurastrasse erstmals ein Streetfood-Festival die Sonnwendfeier kulinarisch aufwertet, kam in der Bevölkerung gut an. In den letzten Wochen habe man Steinchen für Steinchen zum Gesamtkunstwerk zusammengesetzt, erklärt Zimmerli bildlich. Vereine, OK, Helferinnen und Helfer, alle würden sie am gleichen Strick ziehen. «Ich habe ein gutes Gefühl», bekräftigt er. «Es ist zwar fünf Jahre her seit der letzten Austragung, aber es sind alles alte Füchse, die wissen, wie der Hase läuft!»
Bleibt bloss eine klitzekleine Unwägbarkeit: das Wetter. Welchen Deal haben die drei mit Petrus abgeschlossen? Sie verdrehen die Augen, zu sehr sind die Bilder der letzten Austragung 2018 noch präsent, vom Debakel, als Nebel, Regen und praktische Windstille dafür sorgten, dass kaum jemand etwas vom Feuerwerk zu sehen bekam. «Schlechtes Wetter? Akzeptieren wir nicht!», stipuliert VCO-Präsident Flury. Er wünscht sich klares Wetter mit stahlblauem Himmel. Er lacht: «Und leichten Wind von Osten…».
Was das hiesse, ist klar: Die lieben Kollegen vom Ravellen-Club bekämen den ganzen Rauch des VCO ab. Ja, gestichelt wird halt schon noch in Oensingen. Bestimmt ein gutes Omen.
Der Tipp des Hundeflüsterers: «Während Feuerwerk Musik laut stellen!»
Der Mümliswiler Urs Baschung ist einer der renommiertesten Hundetrainer im Lande. So erhielt er kurz vor dem Gespräch mit dem Anzeiger den Anruf eines ehemaligen Fussball-Nationalspielers, der Probleme hat mit der Erziehung seines Hundes und Tipps von Baschung im Umgang mit seinem Labradoodle wollte. Da ist der Fussballer an der richtigen Adresse: «Ich kann Hunde lesen. Wenn ich sie anschaue, weiss ich, wie sie ticken und was sie als nächstes tun werden.» Ein Hundeflüsterer also? Er lacht. «Ja, ich denke schon, dass man in meinem Fall von einer Berufung reden kann.» Nach einer Stunde Training bei ihm würden die Leute ihren «schwierigen» Hund nicht mehr wiedererkennen. Der 71-Jährige betreibt im Guldental seit vier Jahrzehnten eine Hundeschule, ist Hundetrainer und Hundebetreuer. Seine ganze Familie arbeitet in diesem Metier: Frau Gabi ist vor allem für die administrativen Belange zuständig, Sohn Manuel hat die Nachfolge seines Vaters in der privaten Hundeschule übernommen und ist zudem Militärhundeführer. Tochter Stefanie ist Hundeexpertin und Betreiberin einer Hundepension.
Welche Tipps hat Urs Baschung parat für die Sonnwendfeier in Oensingen, für die Zeit während des einstündigen Feuerwerks, wenn es tönt und knallt? Sein Zauberwort lautet Musik. «Laut Musik machen während des Feuerwerks, also Anlage oder Radio richtig laut stellen, die ganze Zeit lang!» Auf diese Weise würden die Hunde vom Lärm draussen erst gar nichts mitbekommen. Viele Hunde würden sogar extrem gerne im Auto sitzen, in ihrer Hundebox, weiss er. Auch das sei eine Lösung, wenn es knallt: Ab ins Auto und Sound an!
Ernst wird Urs Baschung beim Thema Medikamente. «Viele Tierärzte verschreiben den Hunden Antidepressiva, auch wenn sie nicht gut erzogen sind.» Man schraube das Tier dann halt einfach runter, stelle es ruhig.
Empfehlung: Unbedingt mit dem ÖV anreisen
Die Sonnwendfeier beginnt am 18. März bereits um 16 Uhr. Den ganzen Tag hindurch wird auf dem eigens für diesen Event aufgeschalteten «Radio Sonnwendfeier» auf der Frequenz 90.1 MHz alles zu hören sein, was es mit dem Brauch so auf sich hat. Dazu wird viel solothurnische Prominenz sich zum Spektakel äussern. Lokale Restaurants haben sich spezielle Ideen ausgedacht, um die Gäste zu überraschen. Ab vier Uhr nachmittags stehen zahlreiche Verpflegungsstände auf dem Festgelände bereit.
Das Feuerwerk startet um 20.15 Uhr und dauert rund eine Stunde. Der Eintritt beträgt 20 Franken, Kinder bis 16 Jahre kosten nichts. Die SBB bieten online spezielle Tickets mit 10 Prozent Rabatt auf dem Eintritt für die Feier sowie für Hin- und Rückfahrt an: www. sbb/sonnwendfeier. «Wir empfehlen allen, das Auto daheim stehen zu lassen und mit dem öffentlichen Verkehr an unsere Feier zu reisen – und dies rechtzeitig. Das ist stressfreier», appelliert OK-Präsident Kurt Zimmerli an die Besucherinnen und Besucher.
Wer das Duell der Pyrotechniker sehen will, holt sich alle Informationen zu Veranstaltung, Anreise und bestem Sichtplatz unter: www.sonnwendfeier.ch