Moebel Kamber 70 Jahre / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die zweite Generation: Christoph und Marianne Kamber (aussen) und Marlis und Martin Kamber.

«Es ist das Schönste,Leute glücklich zu machen»

Die Firma Möbel Kamber in Mümliswil feiert heuer bereits ihr 70-Jahr-Jubiläum

Bei Möbel Kamber in Mümliswil findet heute, 70 Jahre nach der Gründung, teilweise die dritte Generation von Stammkunden ihre Einrichtung. Geschäftsführer Martin Kamber folgt dem Rezept, das schon sein Vater befolgt hat: Nah bei der Kundschaft sein.

Der Duft von Stoff und Holz steigt einem in die Nase, wenn man das Geschäft von Möbel Kamber an der Hinteren Gasse in Mümliswil betritt. Ob Sofa, Tisch, Vorhänge oder einen neuen Boden – hier findet sich beinahe alles, was es für die eigenen vier Wände braucht. Ein Möbelhaus im tiefen Thal, das würde man so vielleicht nicht erwarten. Und doch hält sich das Familienunternehmen bereits seit 70 Jahren an diesem Standort. Ab kommender Woche wird dies mit einer Jubiläumsausstellung gefeiert.

Gegründet wurde die Firma für Möbel und Bodenbeläge 1953 vom Mümliswiler Linus Kamber, der sie mit den Jahren und Jahrzehnten an verschiedenen Standorten im Dorf stetig vergrösserte (siehe Box). Sein Vater sei immer nah bei den Kundinnen und Kunden und im Geschäft gewesen, erinnert sich Sohn Martin Kamber. Der 60-Jährige führt gemeinsam mit seinem Bruder Christoph das Familienunternehmen in zweiter Generation. Sein Vater habe sich nicht irgendwann ins Büro verabschiedet und die Chrampfarbeit anderen überlassen – im Gegenteil. «Er ist morgens in die Überhosen gestiegen und erst abends wieder raus», sagt Kamber mit einem Lächeln. Er, sein Bruder und die zwei Schwestern sind quasi im Möbelgeschäft aufgewachsen. «Auf dem Küchentisch hat die Mutter Vorhänge zugeschnitten und das Büro des Vaters war in unserem Wohnzimmer.»

Moebel Kamber 70 Jahre / Anzeiger Thal Gäu Olten
Firmengründer Linus Kamber bei der Wochenrückschau am Sonntagmorgen. Sein Büro befand sich im Wohnzimmer der Familie.


Reibungslose Stabübergabe
Dass er mit seinem drei Jahre älteren Bruder dereinst ins Unternehmen einsteigen würde, das sei nicht von vornherein klar gewesen. «Eigentlich wollte ich Koch lernen, aber heute bin ich froh, es nicht gemacht zu haben», sagt Kamber. Er machte stattdessen eine Lehre zum Innendekorateur und ist heute diplomierter Bodenleger und Tapeziermeister. Auch sein Bruder Christoph schlug beruflich passende Wege ein. Er machte eine Ausbildung zum Hochbauzeichner sowie zum Teppich- und Bodenbelagsberater. 1989, mit Mitte 20, übernehmen die beiden das Geschäft offiziell vom Vater. Noch vor seiner Pensionierung hatte Linus Kamber damit die Nachfolge geregelt. Die Stabübergabe sei reibungslos vonstattengegangen. Statt noch überall die Finger im Spiel zu haben, habe der Vater seine Söhne machen lassen. «Er konnte loslassen.»

Ein zweites Geschäft
Auch die Zusammenarbeit mit seinem Bruder klappe sehr gut, sagt Kamber. «Jeder respektiert den anderen, in dem, was er macht.» Immer wieder suchte man Chancen und Herausforderungen, um weiter zu wachsen. Im Jahr 2005 entschied man sich, die Firma Möbel Meier in Brugg zu übernehmen. Diese gehörte einem Mitglied der Einkaufsgruppe, in der die Kambers sind. Das Geschäft in der Brugger Industrie ist von der Ausstattung und Unternehmensphilosophie ähnlich aufgebaut wie Möbel Kamber. Seit der Übernahme kümmert sich Christoph Kamber grösstenteils um Möbel Meier. Wohnen geblieben ist er aber in Mümliswil. Die beiden Brüder sind im Dorf stark verankert und engagieren sich auch in verschiedenen Vereinen. Teil des nun aus zwei Geschäften bestehenden Unternehmens sind auch die beiden Ehefrauen. Martin Kambers Frau Marlis ist Dekorationsnäherin und kümmert sich um die Vorhänge und Dekoration sowie Beratungen. Christoph Kambers Frau Marianne macht die Buchhaltung. Darüber hinaus hat die Familie in beiden Läden insgesamt sieben Angestellte.


Dritte Generation Kundschaft
Wer über das hohe Jubiläum eines familiengeführten Möbelgeschäfts auf dem Land schreibt, der kommt kaum drumherum, über die vermeintliche Konkurrenz eines grossen schwedischen Möbelhauses zu sprechen. Doch da winkt Martin Kamber sofort ab. «Unsere Konkurrenz ist nicht Ikea, sondern es sind die grossen Möbelanbieter entlang der Autobahn.» Im Tiefpreis-Segment könne und wolle man nicht mitspielen. Vielmehr seien Qualität und die persönliche Beratung das Merkmal von Möbel Kamber. Zum Service des Möbelhauses gehören etwa die Gratis-Lieferung, der Aufbau sowie die Entsorgung der Möbel. Wer bei ihnen shoppt, bekomme das RundumPaket, versichert Kamber, und: «Bei uns haben die Kunden keine Nummer, der Herr Huber ist bei uns der Herr Huber.» Dieser Umstand wird vor allem von den zahlreichen Stammkunden geschätzt. Teilweise ist es die zweite oder dritte Generation einer Familie, die ihre Einrichtung in Mümliswil kauft. «Deren Eltern oder Grosseltern sind schon auf einem Sofa von Möbel Kamber gesessen», sagt der Geschäftsführer stolz. Es scheint, als profitiere man bis heute von der grossen Kundennähe von Gründer Linus Kamber. Viele Kundinnen und Kunden würden mittels Mund-zu-Mund-Propaganda auf sie aufmerksam. Dann komme es auch schon mal vor, dass jemand eine Stunde oder länger nach Mümliswil fahre, um sich beraten zu lassen. «Oft sind die Leute dann erstaunt, was wir alles anbieten.»

Einfacher ist es in den letzten Jahren trotzdem nicht geworden. Der Preiskampf auf dem Markt sei aggressiver geworden. Die grossen Player würden mit grosszügigen Rabatten den Markt verfälschen. «Die grossen Rabatte sind meistens nur Lockangebote», sagt Kamber. Er sei bei den Preisen immer ehrlich. «Für uns steht das Preis-Leistungsverhältnis und die Qualität an oberster Stelle», aber: Auch bei ihnen finde man Eckpolstergruppen ab 1900 Franken, aber keine für 400 Franken. Dafür überlebe das Möbel auch mehrere Umzüge und sei zuweilen Jahrzehnte nach Kauf noch in Schuss.

Nachfolge noch nicht geklärt
Auf die Frage, was er an seinem Job am meisten liebe, muss Martin Kamber nicht lange überlegen: «Es ist kein Tag und kein Kunde gleich», sagt er. Ausserdem vergleicht er seinen Beruf mit dem eines Blumenverkäufers, der jeden Tag seine Kundschaft zum Lächeln bringen kann. «Es ist das Schönste, Leute glücklich zu machen.» In rund fünf Jahren werden die Kamber-Brüder pensioniert. Ob das Unternehmen dann an die dritte Generation übergeben wird, ist noch unklar. Aus der Familie gebe es momentan noch keinen Nachfolger, der Interesse bekunde. Falls sich dies nicht ändere, könne er sich auch vorstellen, das Geschäft in fremde Hände zu übergeben. «Natürlich wäre es schön, wenn es in der Familie bleiben würde, wenn nicht, wäre ich aber nicht zu Tode betrübt.»

Die Eröffnung der Jubiläumsausstellung bei Möbel Kamber findet vom Donnerstag, 23. März, bis zum Sonntag, 26. März, mit vielen verschiedenen Angeboten statt.

Informationen zum Unternehmen: www.moebelkamber.ch

Text: MB & Bilder: ZVG