Mit spitzer Feder

Nicolas Russi

N (in Gedanken versunken am PC): Fast siebeneinhalb Jahre war ich in die Redaktion dieses Anzeigers involviert. Dabei habe ich Dutzende Letzte-SeiteKolumnen redigiert, gelobt – und auch kritisch kommentiert. Nun sitze ich selber vor dem weissen Blatt beziehungsweise vor einer weissen Bildschirm-Fläche und weiss keinen passenden Einstieg … (sehr, sehr lange Gedanken-Pause). Vielleicht könnte ich zum Auftakt eine Umfrage zu dieser Spalte durchführen?

R (Historiker): Spitze Feder? Federn wurden seit dem 4. Jahrhundert nach Christus als Schreibgerät verwendet. Der dazu verwendete Teil heisst jedoch Federkiel, nicht Federspitze.

M (Politiker der Grünen): Spitze Feder? Eine Feder ist nur Spitze, wenn sie von Hühnern aus biologischer Freilandhaltung stammt.

K (Politikerin der Mitte): Spitze Feder? Die Spitze der Feder ist nicht bedeutsam. Wichtiger ist der Kiel, der die Mitte der Feder markiert und so alles zusammenhält – wie wir.

C (Politiker der Rechten): Spitze Feder? Diese Frage ist mal wieder eine typische Spitze von links. Nur weil wir nicht federleicht sind, sondern politische Schwergewichte …

D (Autoposer): Spitze Feder? Also, wenn ich die Feder der Radaufhängung auf extra-hart fixiere, dann ist der Sound spitzenmässig.

A (Sportfan): Spitze Feder? Wenn es um Tennis geht, dann heisst es Spitze FederER, und wenn es um Federball geht, dann heisst es offiziell Badminton.

N (ein paar Tage später, wiederum am PC): Mist! Die Rubrik heisst ja «MIT spitzer Feder»…

Der Autor hat zwar keine Federn, aber vielleicht einen Vogel …