Sie waren die Easy Rider der Dorfstrassen, die coolen, rüpelhaften Töfflibuben, die sich von einem frisierten, stinkenden Zweitakt-Triebwerk über den ländlichen Asphalt katapultieren liessen. Rotzfrech, uniformiert mit angefleckter Jeans und abgewetzter Lederjacke, brauchten sie bloss die cool zwischen den Lippen sitzende Zigarette aufglimmen zu lassen, um das Blut der für uns anderen unerreichbaren Klassenschätzeli in Wallung zu versetzen. Ich mied sie ängstlich, die Schulhofrebellen mit dem Testosteronspiegel von Zuchtmunis, doch insgeheim beneidete ich sie um ihre Selbstsicherheit… und um die Klassenschätzeli.
Was sich unserer Tage über die Trottoirs anschleicht und arglose Passanten erschreckt, ist lautlos. Salzsäulenartig stehen fahle Figuren mit ausdruckslosen Mienen wie festgeschraubt auf ihren E-Scooter und geben Strom, wo früher Gas war. Für sie ist nicht länger der Weg das Ziel, sondern das Ziel, und dort angekommen, werden die fahrbaren Unterlagen ignorant liegengelassen. Rücksichtslosigkeit scheint die einzige Konstante im Wandel der Zeit. Beim Vergleich von früher zu jetzt trifft die gute, alte Spass- auf die dumpfe, neue Bespass-mich-Gesellschaft.
Ich fragte mich oft, was aus den Anarchisten von damals geworden sei, bis ich neulich einen von ihnen traf. Geschäftsmann sei er, berichtete er. Dem Auftreten nach ein erfolgreicher. Was er so mache, wollte ich wissen, und wo seine Wut auf das System geblieben sei. Er grinste süffisant und meinte, heute lasse er durch seine Kunden Angst und Schrecken verbreiten; er verkaufe E-Scooter.
Der Autor wünscht allen Gleitenden gute Fahrt und allen Erschreckten gute Nerven.