Seit Anfang Jahr bringt Maria Niggli mit ihrer Hündin Dusty als Therapieteam regelmässig Freude und Abwechslung ins Leben älterer Menschen. Nun wirft die Oberbuchsiterin die Frage auf, ob nicht der Erlass der Hundesteuer möglich ist. «Einfach als kleines Zeichen der Wertschätzung für diese wichtige Freiwilligenarbeit.»
Wenn Maria Niggli mit ihrer Dusty das Zimmer dieses Bewohners im Alters- und Pflegeheim Sunnepark in Egerkingen betritt, könnte sie eigentlich genauso gut die Türe auch wieder schliessen und erst mal in aller Ruhe einen Kaffee trinken gehen. Die Szenerie ist eingespielt: Der ältere Herr, der nicht mehr gut zu Fuss ist, sitzt auf seinem Bett und klopft ein paarmal darauf. Ein Sprung – und Dusty sitzt neben ihm, räkelt sich auf dem Rücken. Die Hündin ist zufrieden, der ältere Herr glücklich. Maria Niggli lächelt. «In Momenten wie diesen bräuchte es mich eigentlich gar nicht mehr.»
Momente wie diese zeigen aber eben auch, wie wichtig ihre freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeit mit Dusty als Therapiehunde-Team ist. Seit Januar dieses Jahres besuchen die beiden regelmässig Bewohnerinnen und Bewohner im Altersheim Sunnepark der GAG in Egerkingen. Es sei ganz normal, dass es den Menschen mit ihren Altersbeschwerden psychisch und physisch nicht immer gleich gut gehe, sagt sie. «Mit Dusty kann ich ihnen für kurze Zeit etwas Abwechslung und Freude in ihr Leben bringen. Wir bringen sie zum Lachen, Staunen und Reden.» Sie beide, erzählt die 51-Jährige aus Oberbuchsiten, lösten bei den Menschen oft auch eine Reise in die Vergangenheit aus, in frühere Zeiten. Und damit auch Tränen. «Aber Tränen können auch sehr heilend sein», sagt Maria Niggli. Nicht zuletzt werde in der Zeit ihres Besuchs auch das Pflege- und Betreuungspersonal entlastet.
Ein kleines, aber wichtiges Zeichen
Nun bringt Maria Niggli einen interessanten Gedanken aufs Tapet: Sie fände es ein «kleines, aber schönes Zeichen der Wertschätzung», wenn die Gemeinden in Fällen wie dem ihren auf die Bezahlung der Hundesteuer verzichten würden. «Mit dieser Geste müsste meine Gemeinde lediglich auf hundert Franken im Jahr und der Kanton auf jährliche 40 Franken verzichten – sie würden so aber die Freiwilligenarbeit von uns und vielen anderen ein kleines bisschen honorieren und somit Therapie- und Assistenzhunde zumindest steuertechnisch gleichstellen mit Blindenhunden.» Wenn sie Hilfsgegenstände oder «Gudeli» für ihren Einsatz kaufe, bezahle sie alles privat, erzählt sie. Es gehe ihr nicht ums Geld, sondern um ein kleines, aber wichtiges Zeichen für die wertvolle Dienstleistung, die ihre Hündin erbringe. Nun, zumindest dürfte in Bälde auf politischer Ebene darüber diskutiert werden: Die Hägendörfer Kantonsrätin Nadine Vögeli findet Nigglis Ansinnen berechtigt und hat dieses in einem Vorstoss aufgenommen. Die Antwort des Regierungsrates steht noch aus. Maria Niggli weiss, dass viele Leute denken, Therapie- und Assistenzhunde stünden «nur» bei behinderten oder betagten Menschen im Einsatz. Ihre Aufzählung widerlegt dies eindrücklich: Einsatzorte von Therapie- und Assistenzhunden sind unter anderem Spitäler, psychiatrische Kliniken, Rehabilitationszentren, Senioren- und Pflegeheime, Sonderschulen, Kindergärten, Behindertenheime, geschützte Werkstätten, Institutionen für Menschen im Strafvollzug, Palliativkliniken und Privathäuser. Kein Wunder, sagt sie: «Die Arbeit mit Therapie- und Assistenzhunden ist allen viel näher, als sie vielleicht annehmen würden.»
Ausbildung ist zeitintensiv
Maria Niggli hat drei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Mann sowie mit Hunden, Katzen und Pferden auf einem Bauernhof, wo sie tatkräftig mithilft und daneben noch in Teilzeit im Büro arbeitet. Dusty ist auf dem Hof in Oberbuchsiten gross geworden, wobei Maria Niggli schon vor längerer Zeit, bei Dustys Grossmutter, die Therapieidee im Hinterkopf hatte. «Therapie dank und mit Tieren und deren heilende Wirkung hat mich immer schon fasziniert», sagt sie. Aber damals erhielt sie die Information, dass dies nur mit Hunden mit Stammbaum möglich sei, also legte sie den Gedanken beiseite. Und kramte ihn nach Familienzeit und Pandemie wieder hervor – im Wissen darum, dass Ausbildung und Training der Hunde zeitintensiv und aufwändig sind. Zu Beginn der einjährigen Ausbildung mussten die beiden einen Eignungstest bestehen, am Schluss auch eine Prüfung. Ende letzten Jahres hiess es dann: bestanden!
«Ich freue mich auf jeden einzelnen Einsatz mit Dusty», sagt Maria Niggli und lächelt wieder. Ihre Besuche erfüllen nicht nur ältere Menschen mit Glück. Sondern auch das Therapieteam selber.