Am letzten Sonntag bezahlte man an der Strombörse negative Preise. Ein Stromkäufer bekam also Geld für die Abnahme von Strom. Weil die Sonne schien und gleichzeitig der Wind blies, produzierten Photovoltaik und Windräder massenhaft Pfuus. Gleichzeitig liefen weder die Industrie noch Elektroheizungen noch Klimaanlagen.
Da redeten wir vor ein paar Monaten noch von explodierenden Strompreisen, von Strommangellagen und Blackouts. Und jetzt das: Strom im Überschuss.
Ich könnte jetzt langfädig dozieren über die Verwendung und Speicherung dieses Überschuss-Stroms. Über Power-to-Gas, Methanisierung, synthetische Treibstoffe, intelligente Netze, Strommarktdesign und bidirektionale Elektromobilitätskabel. Und nach dem Referat käme ich zum Ziel, dass die Energiewende gelingen wird, wenn wir uns nur intelligent genug anstellen.
Dieses Referat würde Sie langweilen – und genau das ist das Problem und der Punkt, auf den ich hinaus will. Es wäre für Sie viel unterhaltsamer, wenn ich hier in bester Stammtisch-Manier proleten würde, das mit den Erneuerbaren könne nicht funktionieren, wenn doch Nachts die Sonne nicht scheine, der Wind nicht ständig blase und sowieso «die Grünen» alles verhindern.
Die Politik ist mitunter ein mühseliges Geschäft, weil im «Wettbewerb der Ideen» nicht immer die beste, sondern oftmals die einfachste Idee am meisten Gehör findet – auch wenn deren Erfolg am Schluss noch negativer ist als die Strompreise letzten Sonntag.
Stefan Müller-Altermatt ist sich aber sicher, dass sich hier die Intelligenz am Schluss durchsetzt.