Wir alle haben ihn schon unzählige Male verpasst im Leben. Den richtigen Moment. Ob es so etwas wie den perfekten Zeitpunkt für bestimmte Dinge überhaupt gibt, daran scheiden sich bekanntlich ja sowieso die Geister. Stichwort Umziehen Ü70: Meine Eltern haben sich nach über 40 Jahren in ihrem Haus dazu entschieden, es zu verkaufen und in eine Mietwohnung zu ziehen. Kein leichter Entscheid, sich von den eigenen vier Wänden nach so langer Zeit zu trennen – aber für sie ist der passende Moment jetzt da. Für andere in derselben Situation ist er vielleicht noch nicht gekommen. Oder er wäre umgekehrt schon längst vor ihren Augen, doch dies tatsächlich zu erkennen (und es sich auch ehrlich einzugestehen) fällt ihnen schwer. Noch zu schwer.
Ich denke, vermeintlich richtige Zeitpunkte sind oft auch mit einer immensen Erwartungshaltung verbunden. Etwas muss jetzt sein, jetzt passieren, jetzt über die Bühne gehen. Oder könnte man sich nicht auch fragen: Muss etwas wirklich jetzt sein, wirklich jetzt passieren, wirklich jetzt über die Bühne gehen? Nicht erst in Zeiten von sozialen Medien kann das Vergleichen mit anderen gehörigen Druck auslösen, wenn es um so genannte richtige Momente geht. Dabei ist jeder einzelne davon so persönlich wie unser Fingerabdruck: Niemand anderes hat denselben und keinen gibt es in der identischen Art und Weise zweimal auf dieser Welt. Und so kann es sein, dass wir ihn doch noch nicht unzählige Male verpasst haben im Leben. Den richtigen Moment.
Sabrina Glanzmann findet, jetzt sei der richtige Moment gekommen, um über richtige Momente nachzudenken.