Wie sich die Zeiten doch geändert haben … In meinen jungen und mitteljungen Jahren war es Usus, dass man sich auf eine Stelle beworben hat, die einem schon nur durch den Beschrieb im Inserat gefallen hat. Man wurde – wenn es passte – zum Vorstellungsgespräch eingeladen und nach einer beidseitigen Bedenkzeit wurde der Arbeitsvertrag unterzeichnet oder eben nicht.
Heute funktionierts ein wenig anders: Ein guter Freund führt einen kleinen, feinen Handwerksbetrieb. Er bietet Qualitätshandwerk und ist seit vielen Jahrzehnten stolz darauf, diesen Anspruch auch in der heutigen Zeit noch erfüllen zu können. Dafür benötigt er aber gelernte Fachleute, die ebenfalls einen hohen Anspruch an ihr berufliches Können und Wissen haben. Auf seine Stelleninserate kommen spärlich Bewerbungen rein. Kürzlich hat er einen gelernten Fachmann zum Vorstellungsgespräch eingeladen und ein zufriedenstellendes Gespräch mit ihm geführt. Nach der Bedenkzeit erhielt er ein Mail des Bewerbers, in dem dieser seine «Wünsche» kundtat. Da rangierten die «Wünsche» nach mehr Ferien und weniger Arbeitszeit an oberster Stelle. Weitere «Wünsche» fokussierte er im finanziellen Bereich (nach oben, versteht sich). Mein guter Freund konnte und wollte diese «Wünsche» nicht erfüllen und sagte dem Bewerber ab.
Sinkender Qualitätsanspruch, sinkende Arbeitszeiten, höhere Löhne, mehr Freizeit … Wie ist es künftig möglich, dass wir in unserem bisher qualitätsbewussten und arbeitsorientierten Land den auch Wohlstand bringenden Status weiter hochhalten können?
Die Schreibende wundert sich nicht mehr über gewisse Auswüchse …