Die Liebe zum Velofahren ist seit meiner Kindheit Teil meines Lebens. Vom roten Dreirad über das erste Velo mit Stützrädli bis zum Kindervelo mit Rücktritt und Katzenauge hat mich dieses Gefährt schon lange vor der Veloprüfung begleitet. Als Kind liebte ich es, an Sonntagen mit meinem Vater durchs Thal zu fahren. Das Hard in Herbetswil war mein erster Berg und ich war wohl sehr stolz, als ich erstmals ohne Schieben oben ankam. So richtig entflammt ist meine Liebe aber in einer warmen Sommernacht. Ich war vielleicht 17 und war zu einer Party in Egerkingen eingeladen. Die Party war nicht mein Ding. Ich wollte heim. Ein Schulkollege lieh mir sein Militärvelo. Drei Gänge und schwer wie Blei. So fuhr ich mitten in der Nacht von Egerkingen nach Laupersdorf. Ich hätte die ganze Nacht fahren können: Ich war stark, frei, unabhängig, glücklich.
So fühle ich mich noch immer beim Velofahren. Es beseelt mich, mit eigener Muskelkraft vorwärts zu kommen, einen Berg hochzufahren, meinen Rhythmus zu finden, auch im kleinsten Gang komme ich irgendwann oben an. Wenn ich so langsam unterwegs bin, kann ich alles um mich herum genau wahrnehmen. Meditatives Velofahren ist das wohl. Ich geniesse es, auch wenn mir der Schweiss in die Augen tropft. Das Grinsen im Gesicht wird spätestens oben am Berg wieder da sein.
Auf meiner letzten Tour sind mir Kinder auf E-Bikes entgegengekommen. Kinder. Mit E-Bikes. Die fanden es cool, so schnell und so leicht vorwärts zu kommen. Halt so ganz ohne Anstrengung. Mich hat es traurig gemacht.
Martina Flück fragt sich, was E-Bike-Kinder dereinst bewegen werden – ausser E-Scootern natürlich.