Die Sägesser Stiftung Oensingen vergibt jährlich den «Anerkennungspreis Freiwilligenarbeit». Dieser wurde in den letzten Jahren vergeben an Patrick Fluri, Margrit Buchwalder, den Vogelherd- und den Ravellenclub sowie an das Team Freiwillige Alterszentrum Roggenpark. Heuer geht der Preis mit Ursula Meise und Hansueli Loosli erstmals an ein Ehepaar.
Ehrenamtliche Arbeit findet meist im Stillen und ausserhalb des Scheinwerferlichtes statt. Diese Tätigkeiten fallen jedoch immer mehr aus der Zeit; anstelle der Eigenverantwortung müssen zunehmend professionelle staatliche Stellen übernehmen. Dem Zeitgeist entsprechend bekommt die Forderung nach einem «Vollkaskostaat» immer mehr Zulauf. Diesem Trend will die Sägesser Stiftung Oensingen im Rahmen ihrer Möglichkeiten entgegenwirken. Mit dem Anerkennungspreis soll das freiwillige Engagement einerseits eine Würdigung durch die Öffentlichkeit erfahren und andererseits Personen ermuntern, selber aktiv zu werden.
Ursula Meise: Mehr als 50 Jahre Engagement
Bereits in jungen Jahren begann das Wirken von Ursula Meise für die Allgemeinheit. Die Liste ihrer geleisteten Arbeiten, die Werner Hunziker, Präsident des Stiftungsrates Sägesser Stiftung Oensingen, während der Laudatio am vergangenen Mittwoch auf dem Roggen aufzählte, war lang. «Und vielleicht nicht einmal vollständig », wie Hunziker meinte.
Sie war 16 Jahre Mitglied des Gemeinderates, 12 Jahre Präsidentin des römischkatholischen Kirchgemeinderates, 17 Jahre Präsidentin des Pfarreirates. Ursula Meise engagierte sich aber auch für den Zibelimäret und war Mitglied der Marktkommission. Weitere Stationen: Rechnungsführerin im Zivilschutz Oensingen, Verwaltungsrätin der Vebo Genossenschaft, Beauftragte für Krankenbesuche in Spitälern, Mitglied der Gruppe Freiwillige im Alterszentrum Roggenpark mit wöchentlichem Engagement, Vorstandsmitglied der Seniorengruppe Roggenfluh und «rechte Hand des Obmanns». Auch für den «Anzeiger Thal Gäu Olten» war sie aktiv: als ehemalige Aktuarin kennt sie diese Zeitung bestens.
Sie war in diversen OKs engagiert, unter anderem auch 1968 bei der 1000-Jahr- Feier Oensingen – als einzige Frau! In einer Sonderausgabe der «Solothurner Zeitung» (Untertitel: «Freisinnig-demokratische Tageszeitung »), die Laudator Hunziker zeigte, ist Meise auf einem Bild verewigt: sie ist in einer Männergruppe versteckt hinter dem späteren Bundesrat Willi Ritschard knapp zu sehen…
Wie ist sie zu so viel Freiwilligenarbeit gekommen? «Ach, ich bin da einfach reingerutscht », meinte die Preisträgerin an der Übergabe der Urkunde. Ihre Wahl in die Hauswirtschaftskommission der Gemeinde erfolgte in einer Zeit, wo Frauen noch nicht mal das Stimmrecht hatten. Portiert dazu wurde sie von den Freisinnigen. Man fragte sie gar nicht erst nach der Parteizugehörigkeit. «Mein Vater war Freisinniger. Da wurde einfach angenommen, dass auch ich Freisinnige sei.» Die 78-Jährige hat keine Mühe, vor Leute hinzustehen und zu reden. «Das sind wohl die Gene meines Vaters», meint sie schmunzelnd.
Und woher nimmt sie die Motivation für all ihre Arbeit? «Ich habe einfach Freude an der Sache. Meine Motivation war meist gross. Aber ab 70 habe ich meine Tätigkeiten etwas reduziert», sagte sie bescheiden. Als eines ihrer Highlights nennt sie die Krankenbesuche – «auch wenn diese stets anspruchsvoll waren.»
Hansueli Loosli: Start nach der Pensionierung
Deutlich später begann die Karriere ihres Gatten Hansueli Loosli in der Freiwilligenarbeit. Auch wenn er erst nach seiner Pensionierung loslegte, ist die Liste seines Schaffens eindrücklich. Er ist seit über einem Jahrzehnt Mitglied des Vorstandes Gemeinnütziger Vereins für Alterswohnen und war Mitglied der Baukommission Oensingen. Ebenso ist der 83-Jährige seit 2004 Mitglied der Seniorengruppe Roggenfluh und seit 2009 deren Obmann. Die Seniorengruppe Roggenfluh mit über 40 aktiven Frauen und Männern ist in Fronarbeit für den Unterhalt des Schlossparks zuständig. Loosli organisiert 15 mal pro Jahr von März bis November die anfallenden Termine zur Säuberung und Instandstellung des Naherholungsgebietes Schlosspark. Pro Arbeitsnachmittag nehmen durchschnittlich 25 Personen teil. Seine organisatorischen Fähigkeiten – er war Generalstabsoffizier – helfen ihm dabei.
Obmann Loosli sorgt auch für Geselligkeit. Er organisiert die jeweils sehr gut besuchten Anlässe wie Wanderungen, Ausflüge, Grillparty, Chlausenfeier und Fasnachtshöck.
Aufhören? Ist überhaupt kein Thema
Im Wirken von Hansueli Loosli für die Oensinger Öffentlichkeit ist der zeitaufwändigste Aufgabenbreich seine Funktion als «Chef» der Bänkligruppe. In all den Jahren hat die Gruppe unter seiner Leitung gut 70 neue Ruhebänkli auf Oensinger Gemeindegebiet erstellt. Die damit nun insgesamt rund 150 Ruhebänke müssen an durchschnittlich 30 Arbeitstagen pro Jahr laufend unterhalten und darum herum gesäubert, gemäht oder gejätet werden. Vor allem das Littering hat in letzter Zeit zugenommen und beschert der Gruppe Mehraufwand.
Die Arbeit scheint ihm zu gefallen. Auf die Frage, wie lange er sie noch machen wird, sagt der Preisträger nur: «Ich habe mir noch keine Gedanken zum Aufhören gemacht.»