Es ist Mittwochabend, kurz nach zehn. Die Nacht hat mit ihrem Dunkel die Strassen und Häuser, die Wiesen und Auen des Gäus längst sanft in ihre Arme geschlossen. In der finsteren Turnhalle zeugt einzig der Geruch abgestandenen Schweisses, der sich zärtlich mit dem Odeur des Bodenpflegemittels paart, vom Training des örtlichen TV. Die Matten und Geräte ruhen, feinsäuberlich verstaut, im Materialraum.
Vor dem Probelokal des Kirchenchors sagen sich Alte und Baritone gute Nacht, Tenöre schäkern harmlos mit Sopranen, so, wie sie es schon vor Jahren taten, als sie noch jung waren und stimmlich potent. Man verabschiedet sich und geht gähnend nach Hause. Das Vereinsleben ruht für eine Woche. Einzig im Säli des «Löwen» brennt noch Licht. Fast alle Gemeindeoberhäupter der Gäuer Gemeinden sitzen in einträchtiger Runde zusammen. In ihren schweissnassen Händen Quartettkarten. Auf denen steht weder «Höchstgeschwindigkeit » noch «Beschleunigung», geschweige denn «Anzahl Zylinder», «Baujahr» oder «Hubraum». Vielmehr übertrumpfen sich die Spielenden mit «Bauzeit», «Rotphase», «Stau» und «geringste Anzahl Bauarbeiter pro Woche». Fröhlich ordern sie noch das eine oder andere Fläschchen, denn alle können sie mitspielen beim munteren Baustellenquartett, und sich ganz oben auf dem Treppchen wähnen. Niemand aus der Region hat in diesem oder in den kommenden Jahren schlechte Karten. Am Feierabend schwingt dennoch einer obenaus: Thomas Marbet, als er mit der absoluten Trumpfkarte «Postplatz» den Sieg verdienterweise nach Olten holt.
Der Autor schaffte unlängst im Feierabendverkehr 300 Meter in rekordverdächtigen 30 Minuten.