Die oberste Querlattung der Pferdekoppel bestand aus angerosteten Blechrohren. Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, diesen Teil des Schulweges balancierend hinter uns zu bringen. Der Aufstieg aufs Rohr erforderte bereits viel Geschick. Mit seitlich ausgestreckten Armen und leicht gebeugten Knien gings flott voran. Wer ins Rudern kam, vermied durch Absprung etwas Schlimmeres. Häufiges Training führte zu einer respektablen Fertigkeit. Die Besten legten die rund 50 m «Rosshag» sturzfrei zurück. Verletzungen und Verbote konnten nicht verhindern, dass wir diesen Challenge immer wieder wagten. Nebst Balancieren und «Lass dich nicht erwischen» lernten wir, dass Gleichgewicht in jedem Lebensbereich enorm wichtig ist.
Work-Life-Balance, Ausgleich von Arbeit und Freizeit ist bekannt, aber was genau bedeutet es? Viele assoziieren damit weniger Arbeit und mehr Freizeit. Es geht um deutlich mehr. Welchen Lebensbereichen wie viel Zeit und Engagement zugeordnet wird, obliegt der persönlichen Einstellung. Man muss nicht in allen Bereichen gleich zufrieden sein! Alles, was man meint zu müssen, belastet. Wird es freiwillig, ja sogar mit Freude getan, tut es gut, macht zufrieden und ist erholsam. Auch Arbeit kann Spass machen! Wer in seiner Berufswelt happy ist, braucht weniger Ausgleich. Fehlt Freude und Befriedigung oder gar Wertschätzung oder Herausforderung, steigt der Bedarf nach Abwechslung und Challenge in der Freizeit. Dafür benötigt man Zeit und meistens auch Geld. Weniger Work, mehr Life bei gleichem Lohn, geht das?
Klein Louis lernte bereits in der Primarschule nebst 1×1 und ABC: «Balancieren kann man lernen! »