Neulich im Zug von Olten nach Oensingen. Ich will nach einer Weiterbildung meine Eltern im Thal besuchen. Sonst bin ich freitags um 17 Uhr kaum im öV in der Anzeiger-Region unterwegs, aber falls Sie das regelmässig sind: Meine Güte, das braucht ja wirklich Nerven! Der Bahnhof Olten kann dann locker mit dem HB Zürich mithalten und die Züge sind so gut und dicht gefüllt wie eine Sardinenbüchse. Item, ich will also den Zug um 17.02 Uhr nehmen und merke dann, dass er zehn Minuten Verspätung haben wird. Kein Problem, schliesslich fährt um 17.11 Uhr ja noch ein Bummler, oder in der SBB-Fachsprache ausgedrückt: die S20 in Richtung Solothurn.
Natürlich bin ich nicht die Einzige mit dieser Idee – eben, die Kombination von Freitag und 17 Uhr tut in den Köpfen und Beinen der Reisenden ihr Übriges. Das Abteil proppenvoll, im Gang kein Durchkommen mehr. Dann kommt kurz vor Egerkingen die Durchsage: Der Zug werde wegen eines Personenunfalls ab Oensingen nicht weiterfahren. Alle bitte aussteigen, Ersatzbusse stünden parat, Alternativ- Zugverbindungen ebenfalls. Da ruft einer lautstark: «Gopferdammi, het sich dä usgrächnet am Fritig i der Stosszyt müesse vore Zug schmeisse?»
Ich schlucke leer. Bevor ich mich versehe, steige ich in Oensingen aus und werde mich bald nerven, dass ich nichts gesagt habe. Also wünsche ich diesem Menschen in meinen Gedanken viel Licht und jemanden, der ihn an diesem Abend in den Arm nehmen wird. Denn dieser Ausruf sagt mehr über ihn aus, als ihm wohl bewusst ist.
Sabrina Glanzmann wünscht sich auch in der Stosszeit mehr Menschlichkeit.