Am 1. Dezember ist es ein halbes Jahrhundert her, seit der Skilift in Welschenrohr seinen Betrieb aufgenommen hat. «Die letzten Jahre waren schwierig. Aber wir machen trotzdem weiter», sagt Andreas Scheuner, Präsident der Skiliftgesellschaft Welschenrohr. Tatsächlich waren im letzten Winter die beiden Lifte nie in Betrieb, im vorletzten nur an zwei Tagen, und vorher ging wegen Corona gar nichts. Das Skifahren im Jura ist schwierig geworden, besonders in Regionen unter tausend Meter.
Schneereiche Winter in den Sechzigerund zu Beginn der Siebzigerjahre ermunterten begeisterte Skifahrer, eine Skiliftanlage im Gelände des Schattenbergs in Welschenrohr zu bauen. 16 Mitglieder schlossen sich im Frühling 1973 zur Skiliftgesellschaft zusammen und finanzierten mit je 1000 Franken den Kauf eines neuen Borer Skiliftes aus Büsserach und einer Occasionsanlage aus Prés d’Orvin. Im Sommer wurden die Bewilligungen eingeholt. Die betroffenen Landeigentümer waren einverstanden und wurden gleich Mitglieder der Gesellschaft. Auch das Baudepartement bewilligte die Skiliftanlage unter der Bedingung, dass im Frühling alles weggeräumt wird. Bereits im Herbst wurde die Anlage realisiert. Dazu brauchte es vorerst eine Geländekorrektur, die elektrische Zuleitung von der Pumpstation, Verankerungen für die Lifte, die Beleuchtung der oberen Piste für das Nachtskifahren, einen Bedienungswagen und einen Rettungsschlitten. Somit waren die beiden Lifte betriebsbereit.
Am Samstag, 1. Dezember 1973, startete der Betrieb – gratis für alle Skifahrerinnen und Skifahrer. Tags darauf herrschte Hochbetrieb, aber bereits am nächsten Tag war der Schnee weg und kam erst im März zurück. Auch die zweite Saison war nicht besser – zu Buche steht hier ein einziger Betriebstag!
Skifahren vor der Haustüre lernen
Doch weitere Arbeiten folgten, so die Verlegung der elektrischen Kabel in den Boden. Die beiden Motoren kamen zur Mittelstation, was die Bedienung erleichterte. Die Beleuchtung für das Nachtskifahren wurde erweitert und Schneezäune aufgestellt. Sorgen bereitete immer die Pistenpräparierung. Verschiedene Pistenfahrzeuge wurden angeschafft. Das erste, ein Prinoth, kam sogar aus Val Gardena. Es folgten gute Jahre mit viel Schnee, aber auch Saisons ohne Betrieb. Schulklassen aus den Nachbargemeinden und aus Crémines benutzten die Gelegenheit zum Skifahren. Hochbetrieb herrschte oft am Mittwochnachmittag, wenn schulfrei war. Höhepunkte waren die Schülerskirennen mit grosser Beteiligung und vielen Schaulustigen.
Generationenwechsel
Krisenstimmung kam im Lauf der Achtzigerjahre auf. Oft blieb der Schnee aus. Einige Gründungsmitglieder wollten aussteigen. Der Betrieb war damit nicht mehr gewährleistet. Man sprach von Verkauf der Lifte und Auflösung der Gesellschaft. Doch es liessen sich immer wieder Idealisten finden, die weiter machen wollten. Die Gemeinde bot finanzielle Unterstützung an. Es folgten gute Jahre, die Finanzen stimmten. So kam gar die Idee für den Bau eines Bügelliftes auf. Aus diversen Gründen liess sich dies aber nicht realisieren. Die Sicherheit der Anlagen war immer wieder ein Thema. Kontrollen wurden durchgeführt, Unfälle gab es zum Glück nur wenige. Die grösste Investition war für neue Steuerungen notwendig. Wieder half die Gemeinde mit.
Der Blick in die Zukunft
«Wir hoffen auf neue Mitglieder, die bereit sind mitzuarbeiten und die Anlagen zu bedienen,» sagt Präsident Andreas Scheuner und denkt dabei an junge Väter, die ihren Kindern das Skifahren ermöglichen wollen. Die zehn Mitglieder der Gesellschaft machen jedoch weiter, stellen die Anlage wieder auf und hoffen zuversichtlich auf einen schneereichen Winter. Trotz Klimawandel und veränderten Freizeitverhaltens der Kinder hofft man auf das Fortbestehen der Skilifte im Schattenberg. Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt. So konnten über all die Jahre viele Kinder vor ihrer Haustüre das Skifahren erlernen. Alles ist bereit für die 51. Saison.
Die 16 Mitglieder der ersten Stunde
Walter Schmid (Initiant und Präsident), Erwin Kissling (Vizepräsident), Peter Uldry (Aktuar), Kurt Maibach (Kassier), Willy Allemann-Bickel, Helmut Dallapiazza, Bruno Fink, Oswald Germann, Ernest Gribi, Hans Gribi, Hans Läuffer, Kurt Meister, Fredy Rebholz, Urs Ris, Paul Siegenthaler, Wolfram Uebelhart.