Er leitet seit Anfang Jahr die Oberämter Thal-Gäu, Olten-Gösgen und auch Dorneck-Thierstein: Stephan Berger aus Balsthal. Im Interview erzählt er, weshalb die Oberämter unvermindert wichtig sind und was sich mit der neuen Organisationsstruktur für die Oberämter selber, insbesondere aber aus Sicht der Bevölkerung ändert.
Sind Sie Superman? Sie leiten gleich drei von vier Oberämtern? Wie geht das?
(Lacht) Nein, ich verfüge über keine Superkräfte. In meiner neuen Funktion braucht es vor allem Organisationstalent und Führungskompetenz. Als langjähriger Oberamtvorsteher profitiere ich von einem reich gefüllten Erfahrungs-Rucksack. Ein grosses Lob gebührt meinem Stellvertreter Daniel Bloch, der mich bei allen Aufgaben tatkräftig unterstützt.
Die vier Standorte der Oberämter im Kanton Solothurn bleiben nun trotz Reorganisation erhalten. Ihr Kommentar?
Das finde ich wichtig und richtig. Und das wurde vom Regierungsrat auch so vorgegeben. Damit ist sichergestellt, dass die Verankerung in den Regionen des Kantons Solothurn bestehen bleibt. Abgesehen davon, dass die Schalter der Oberämter Thal-Gäu und Dorneck- Thierstein jeweils montags und donnerstags geschlossen bleiben, ändert sich für die Bevölkerung nichts. Die telefonische Erreichbarkeit ist während der ganzen Woche sichergestellt. Die Schalter an den beiden anderen Standorten Solothurn und Olten bleiben wie gehabt an sämtlichen Wochentagen geöffnet.
Vor exakt einem Jahr äusserten sich die Thaler Gemeindepräsidien in einem offenen Brief an die Regierung, sie befürchteten einen weiteren schleichenden Leistungsabbau und die Schwächung der Regionen. Später äusserte sich die GPK Gäu in ähnlicher Form. Konnten Sie diese Befürchtungen nachvollziehen?
Der Regierungsrat hatte schon im November 2022 festgehalten, dass die bisherigen Standorte und die Dienstleistungen für die Bevölkerung beibehalten werden sollen. Es gibt also keinen Leistungsabbau. Mit der jetzigen Organisation stehen sämtliche Dienstleistungen der Oberämter weiterhin für die Bevölkerung zur Verfügung.
Ist denn der Stellenwert der Oberämter in den Regionen so gross, wie die Gemeindepräsidien dies in ihrem öffentlichen Brief darstellten?
Die Oberämter sind nach wie vor als Amteiorgane und dezentrale Verwaltungseinheiten wichtige Bindeglieder zwischen Kanton, Gemeinden und Bevölkerung. Sie nehmen vielfältige Aufgaben in unterschiedlichen Themenbereichen wahr. Oft ist der Öffentlichkeit zu wenig bekannt, wofür die Oberämter überhaupt zuständig sind, das hat sich auch im Rahmen der Überprüfung durch den Regierungsrat und Kantonsrat gezeigt. Daran müssen wir arbeiten.
Trotzdem ist per 1.1. 2024 eine neue Organisationsstruktur in Kraft getreten. Was ändert konkret aus Sicht der Oberämter.
Die Leitungsaufgaben werden neu von zwei Vorstehenden wahrgenommen, vorher von vier. Gewisse Aufgaben werden neu zentral in Olten bearbeitet. Es braucht auch mehr Flexibilität von Seiten der Mitarbeitenden.
Und aus Sicht der Bevölkerung.
Es kommt zu keinem Leistungsabbau. Die Bevölkerung kann weiterhin sämtliche Dienstleistungen der Oberämter in Anspruch nehmen. Bei Dringlichkeit werde ich auch in den Amteien Dorneck- Thierstein und Thal-Gäu vor Ort sein, obschon mein Hauptstandort neu im Amthaus Olten ist.
Gibt es Themen, die quantitativ in den vergangenen Jahren stark ab- oder zugenommen haben?
Vor allem die bei uns angegliederten Schlichtungsbehörden für Miete und Pacht sind aktuell sehr belastet. Aufgrund des gestiegenen Referenzzinses haben viele Mieterinnen und Mieter eine Mietzinserhöhung erhalten. Diese kann bei der zuständigen Schlichtungsbehörde in der jeweiligen Amtei angefochten werden. Diese Thematik wird uns in den kommenden Monaten sicherlich weiterhin beschäftigen – sie ist ja ein schweizweites Phänomen und es war zu erwarten, dass eine Flut von Anfechtungen auf uns zukommen dürfte. Seit Anfang Jahr liegen bereits wieder 20 neue Fälle bei uns auf dem Tisch. Und ich rede hier nur vom Oberamt Olten-Gösgen.
Auch im Bereich der Alimentenbevorschussung und des Alimenteninkasso spüren wir eine Zunahme der Fallzahlen.
Sie selber haben als Balsthaler während Jahrzehnten in der Klus, im Schmelzihof, gearbeitet. Jetzt ist Ihr Arbeitsplatz die meiste Zeit in Olten. Ein Kulturschock der positiven oder negativen Art?
Ich sehe das eher als persönliche Horizonterweiterung. Ans Pendeln zwischen meinen Standorten musste ich mich zuerst gewöhnen. Mir gefällt die Vielseitigkeit meines Amtes und ich wurde in Olten überall freundlich aufgenommen, wofür ich dankbar bin.