Mit spitzer Feder

Tanja Baumberger

«Merci» zu sagen, ist für mich einfach. Wenn ich mich bedanke, dann meine ich das auch so. Überhaupt nehme ich für mich eine grundsätzliche Ehrlichkeit in Anspruch und wünsche mir, dass mir nahestehende Menschen es auch so handhaben. Blöd ist, dass ich merke, wenn man mich anlügt oder mir nach dem Mund redet, saublöd.

«’s Gäle vom Ei» heisst ein neues Lied von fe-m@il, welches auch davon erzählt, dass wir selten ehrlich antworten, wenn jemand fragt: «Wie goht’s?». Es ist eher nicht unsere Art, auf diese Frage wirklich zu antworten. Vielmehr machen wir «die Faust im Sack» oder lassen dann den «Knüppel aus dem Sack», um mit den Grimmschen Ausdrücken zu bebildern.

Ich wünsche mir mehr Mut zur Ehrlichkeit. Nicht zu vergessen ist, dass man dabei höflich und empathisch sein kann und soll. Dies ist eine Kunst für sich. Jemandem zum Beispiel zu sagen, dass er auf dem Holzpfad ist. Schaffen Sie es, wenn Sie nicht gleicher Meinung sind, Ihren Standpunkt zu vertreten, ohne den anderen zu brüskieren oder zu verletzen? Diese Kunst zu kultivieren, will ich pflegen. Und Sie?

Natürlich, es gibt die Variante der Heuchelei oder die Variante: «Ich bin ehrlich (also meine Sichtweise der Sache) und werfe dem Gegenüber alles vor die Füsse». Der soll dann gefälligst selbst schauen, wie er damit klarkommt! Das meine ich eben nicht! Ehrlich seine Meinung zu vertreten, ist eine Herausforderung.

Wenn sie hinter dem Rücken einer anderen Person rede und sich dabei lästernd entlade, sei das eben hinterhältig, meint Tanja Baumberger. Oder ist es Diplomatie? Auf jeden Fall eine Kunst. Die Autorin übt sich darin, klar zu sein. Das ist einer ihrer guten Vorsätze fürs neue Jahr.