Mit spitzer Feder

Norbert Eggenschwiler

Es ist schon fast ein wenig unverschämt, wenn ich nun schreibe, dass ich auf einem alten, hölzernen Liegestuhl sitze, über mir der sanfte Wind in das deckende Blattwerk eines grossen Baumes zieht und sich vor mir die Wellen des Meeres überschlagen.

Ich bin in Thailand. Das erste Mal in meinem Leben. Es gefällt mir sehr gut. Das Land ist üppig grün und die Menschen sind sehr freundlich und humorvoll. Es fällt auf, dass sich praktisch vor jedem Haus noch ein kleines Häuschen befindet. Meist ist dies auf Sockeln gestellt, mit Blumen bunt geschmückt und gewährt immer Einblick in das Innenleben. Da befinden sich ganze Installationen. Da stehen und sitzen Figuren des Alltags oder irgendwelche göttliche Gestalten. Buddhas in aller Form.

Manchmal kann man auch Essensreste entdecken. Es sind dies Opfergaben. In Thailand besitzt jedes Grundstück einen eigenen Geist. Wenn nun dieses Grundstück mit einem Haus bebaut wird, dann muss man diesem Geist eine neue Heimat bieten. Also wird ein separates, kleines, goldiges Haus gebaut. Als Dank, dass der Geist seine Heimat nicht verlassen muss, soll er für das Wohlergehen des neuen Grundstückbesitzers sorgen und fremde und böse Geister abhalten.

Es gibt da gewisse Parallelen in die Schweiz. Wobei es sich bei uns immer um den gleichen Geist handelt. Den Postgeist. Sein Haus nennt sich Briefkasten.