14. Wirtschaftsapéro in Balsthal / Anzeiger Thal Gäu Olten
Der Wirtschaftsapéro in Balsthal stand ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft.

Eine Aufforderung zum Umdenken

Der 14. Wirtschaftsapéro in Balsthal stand ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft

Scharenweise strömten die Besucherinnen und Besucher aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung vor zwei Wochen an den Thaler Wirtschaftsapéro für Unternehmen mit Durchblick in der Jomos Eventhalle Balsthal. Thema des Abends: Die Kreislaufwirtschaft, mit Fokus auf zwei innovative Unternehmen. Damit unterstrich der Anlass das starke regionale Interesse an nachhaltigen Geschäftsmodellen.

Unter dem Leitthema «Nachhaltig profitabel: Kreislaufwirtschaft als Erfolgsmodell » bot der Thaler Wirtschaftsanlass, mit über 280 Gästen einer der wichtigsten kantonalen Wirtschaftsevents, eine spannende Plattform.

Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer von Swiss Recycle, erläuterte das Konzept der Kreislaufwirtschaft mit einem kurzen und prägnanten Statement: «Ich rezykliere – das reicht (nicht)». Damit wies er auf die Dringlichkeit eines Wandels hin und präsentierte alarmierende Zahlen zum Ressourcenverbrauch. «Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 17 Tonnen Rohstoffen jährlich steht die Schweiz vor der Herausforderung nachhaltiger und effizienter zu wirtschaften.»


Kreislaufwirtschaft als Erfolgsmodell
Zwei innovative Unternehmen aus der Region zeigten, wie das in der Praxis aussehen kann. «Als langlebiges und unbegrenzt recycelbares Material ist Stahl prädestiniert als Werkstoff der Kreislaufwirtschaft. » Mit dieser Aussage eröffnete Hélène Smagghe, Marketing- und Verkaufsleiterin bei Stahl Gerlafingen AG, ihr Referat. Stahl Gerlafingen setzt bei der Produktion auf fortschrittlichste Technologien und Prozesse. Dadurch sanken der CO2-Ausstoss sowie der Energiebedarf signifikant. Die Firma ist Vorreiterin in der Branche und schweizweit der grösste Recycling-Stahlproduzent. Smagghe beschrieb den optimierten Produktionsprozess und die Breite des Ansatzes der Kreislaufwirtschaft anschaulich. Der Rohstoff Stahlschrott stammt zu 75 % aus der Schweiz, auch die Kunden liegen überwiegend in einem Umkreis von 100 km. «Die Stahlproduktion benötigt einen hohen Einsatz von Strom, Gas und Sauerstoff, auch wenn wir dies signifikant senken konnten. Die Zukunft liegt im Einsatz der Wasserstofftechnologie, die noch nicht so weit ist. Wir alle müssen mit Hochdruck an Lösungen arbeiten.»

Vom industriell genutzten Kunststoffgebinde zur Fox-Spülmittelflasche: Philippe Becsey von der Recoplast AG aus Gretzenbach teilte die Erfolgsgeschichte seines Unternehmens, das sich auf die Wiederverwertung von Kunststoffen spezialisiert hat. Anhand dieses Beispiels führte Becsey eindrucksvoll in die Welt des Kunststoff-Recycling ein. «Kunststoff ist entgegen der langläufigen Meinung ein wertvoller Werkstoff mit enormen Vorteilen und kein Abfall.» 24 Tonnen Recyclingkunststoff produziert das Unternehmen jährlich. Becsey appellierte nachdrücklich an die Anwesenden, ihre eigenen Unternehmen und Prozesse zu analysieren und zu hinterfragen.

Nicht nur möglich, sondern profitabel
Für Moderator Patrick Bussmann von Weit- und Breitsicht zeigten die Beiträge in beeindruckender Weise, dass die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft nicht nur möglich, sondern auch profitabel ist. Die Bereitschaft, in nachhaltige Praktiken zu investieren, eröffne auch neue Geschäftsmöglichkeiten. Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss positionierte die Kreislaufwirtschaft erneut als ein Top-Thema für den Kanton Solothurn. «Sie ist der Gegenentwurf zur Wegwerfgesellschaft. Wir müssen es schaffen, das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.»

Text: MGT & Bilder: ZVG