1. August-Brunch Boningen / Anzeiger Thal Gäu Olten
Das Buffet bei Wyss’ in Boningen lockt mit vielen selbstgemachten Leckereien.

Zusammenrücken am Nationalfeiertag

Familie Wyss in Boningen plant den 1. August-Brunch dieses Jahr zum bereits 29. Mal

Was relativ klein begann, ist längst ein Anlass für mehr als 500 Gäste, die es sich am 1. August bei Leckereien, viel Selbstgemachtem und in herausgeputzter, aber authentischer Hofatmosphäre bei Familie Wyss in Boningen gut gehen lassen wollen.

Es gibt gute Gründe, weshalb der Geschäftsführer des Solothurner Bauernverbandes, Edgar Kupper, kürzlich einigen Bauernfamilien explizit für die «grosse geleistete Arbeit am Nationalfeiertag» gedankt hat. Er tat dies im Wissen darum, dass die Anbieter des 1. August-Brunches die Familien sind, die sowieso schon zur Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege der hiesigen Landwirtschaft beitragen, wie Kupper unterstrich.

Zu den Urgesteinen des besagten Brunches zählt die Familie Wyss in Boningen. Wyss’ bieten den Brunch am 1. August bereits seit Beginn der Kampagne im Jahr 1993 regelmässig auf ihrem Bauernhof an. Letztes Jahr bereits zum 28. Mal – und dies für mehr als 500 Besucherinnen und Besucher. «Stimmt, eigentlich hätten wir das 30-jährige Jubiläum feiern können », sagt Annemarie Wyss. Aber einmal machte die Schulter-Operation ihres Mannes dem Event einen Strich durch die Rechnung, ein anderes Mal die Pandemie.

1. August-Brunch Boningen / Anzeiger Thal Gäu Olten
Die Premiere am 1. August 1993. Seither ist der Anlass stetig gewachsen.


Vorbereitung nimmt eine ganze Woche in Anspruch
Sie las seinerzeit in der Bauernzeitung davon, dass Höfe gesucht würden, die einen Brunch am Nationalfeiertag ausrichten möchten. «Als gelernte Köchin und Bäuerin fand ich das eine spannende Herausforderung », erzählt Annemarie Wyss. Die Premiere fand dann in vergleichsweise kleinem Rahmen statt, vor etwa hundert Personen. Das sei sicher noch nicht allzu professionell gewesen, erzählt sie. Man habe auf dem Hof Tische aufgestellt, ein Buffet mit Rösti und Spiegeleiern. «Das wars.» Immerhin: Der Anlass war erfolgreich und kam bei den Gästen gut an, so dass für alle Beteiligten klar gewesen sei: Nächstes Jahr würde man wieder mit dabei sein. «

Wir haben in all den Jahren gespürt, dass die Besucher unser Angebot am 1. August sehr schätzen», sagt die Initiantin. Entsprechend verbesserte man sich stetig. Längst nimmt die intensive Vorbereitung bis zu einer ganzen Woche in Anspruch: Alle Scheunen werden jeweils leergeräumt, gereinigt und hergerichtet. Bis zu 30 Helfende aus der Familie und dem Dorf, Nachbarn und Berufskollegen sind am Tag selber im Einsatz und unterstützen die Familie Wyss tatkräftig.

Das Buffet ist mittlerweile zweispurig aufgestellt: Die Rösti und Spiegeleier werden an Ort und Stelle auf dem Kochherd gebrutzelt. Dazu gibts warmen Schinken, verschiedene Käsesorten und natürlich allerlei Selbstgemachtes wie Butter, Konfitüre, Birchermüesli, Brot und Zopf. Speziell auch, dass Milch und Kaffee direkt an die Tische serviert werden. «Ein einfaches Angebot also zu einem erschwinglichen Preis», meint Annemarie Wyss.

1. August-Brunch Boningen / Anzeiger Thal Gäu Olten
Das Sujet 2022 hat Lust auf mehr gemacht.


Sohn stellt ihnen Platz zur Verfügung
Der Brunch ist nicht in allen Regionen des Kantons Solothurn gleich beliebt, Gleiches gilt für die Verteilung übers ganze Land gesehen. Sie hat Verständnis dafür, wenn es Betriebe gibt, die das Angebot nicht oder nicht mehr aufrechterhalten wollen oder können. Der 1. August fällt zudem für die Landwirtschaft auf eine arbeitsintensive Zeit. Sie selber und ihr Mann Hugo hatten die Grundsatzfrage 2017, bei der Übergabe des Hofes an ihren Sohn Stefan, gestellt. Nachdem er Vor- und Nachteile abgewogen hatte, stellte er ihnen den Platz zur Organisation vom Brunch zur Verfügung. Annemarie Wyss arbeitet in Teilzeit im Altersheim Ruttiger in Olten. Ihr Mann ist pensioniert. «Ich helfe unverändert gerne auf dem Hof mit.» Was den Brunch betrifft, so müsse ja jemand «am Charre ziehen, damit er ins Rollen kommt», sagt sie. «Wenn man gerne arbeitet, ist die Organisation und Durchführung des Brunches sehr motivierend und eine zufriedenstellende Aufgabe!»

Wegschicken musste sie auf ihrem Hof noch nie jemanden Ob die Familie Wyss dieses Jahr zum 29. Mal zum 1. August-Brunch einlädt, entscheidet sich bei Ablauf der Anmeldefrist Ende April. «Wir haben eine sehr treue Stammkundschaft, welche geduldig in der Buffett-Schlange ansteht», weiss Annemarie Wyss und lacht. 2023 bot die Familie Wyss über 400 gedeckte Sitzplätze und ungefähr deren 100 unter freiem Himmel an, was das Risiko birgt, nass zu werden. Wer spät anrufe oder auf den letzten Drücker erscheine, müsse halt mit den Sitzenden sprechen und sie bitten, zusammenzurücken. «Jedenfalls mussten wir auf unserem Hof noch nie jemanden wegschicken, weil er keinen Platz ergattern konnte», unterstreicht sie.

Aus ihrer Sicht hat es durchaus Symbolcharakter, «dass man am Nationalfeiertag erst recht zusammenrückt».

Text: NIK & Bilder: ZVG