Letzte Woche zoffte ich mit einem Kantonsangestellten, weil mir dieser offenbarte, dass die Kantonsstrasse, die in unser Dorf hineinführt, nun ein Jahr später saniert werden soll. Man wolle vorher noch ein «Variantenstudium» machen, um das Projekt besser abzustützen. Die Woche zuvor stritt ich mit dem Bundesamt für Umwelt, weil es neue, sinnlose Indikatoren einführt, um die «Wirkung der Schweizer Pärke besser messen zu können». Und in der gleichen Woche hatte ich Krach mit unserem Aussenminister, während dem er mir beschied, dass er in der Diplomatie also dann nirgends hinkäme, wenn er meine Worte wählen würde, mit denen ich ihn aufgefordert hatte, mal klare Kante zu zeigen nach der Vertreibung der Armenier aus Bergkarabach.
Bürokratie und Diplomatie auf allen Stufen. Wie soll man da noch irgendwas erreichen können? Man könnte verzweifeln.
Da fragt man sich: Kollabiert nicht irgendwann dieses System unseres Staatswesens, weil der Drang, eben diesen Staat fair, transparent und (paradoxerweise) effizient zu machen, überbordet?
Die Antwort: Nein. Denn es ist mitnichten erst seit ein paar Jahren so. Franz Kafka starb 1924. Doch schon er schrieb: «Die Fesseln der gequälten Menschheit sind aus Kanzleipapier.» Der bürokratische Kollaps lässt also wohl auch noch weiter auf sich warten.
Ich weiss jetzt halt einfach nicht, ob mich das beruhigt.
Der Autor verteidigt unseren Staat tagtäglich – und leidet trotzdem mitunter selber unter ihm.