Wenn die Brass Band Frohsinn Laupersdorf diesen Samstag zum Jubiläumskonzert lädt, so tut sie dies als zweitältester Musikverein im Kanton Solothurn. So sehr die Verantwortlichen dieses Jahr auch feiern wollen und dies auch tun werden, so sehr sind sie auch bemüht, dafür zu sorgen, dass die «Frohsinn» auch ihr drittes Jahrhundert auf stabilen Pfeilern wird angehen können.
Soll keiner sagen, die Brass Band Frohsinn Laupersdorf begehe ihr 200-jähriges Bestehen in diesem Jahr nicht würdig und ausgiebig. Übermorgen Samstag lädt sie zum Jubiläumskonzert in der Mehrzweckhalle ein, unter gleichzeitiger Eröffnung der Jubiläumsausstellung. Gleich während dreier Tage finden vom 6. bis 8. September die eigentlichen Jubiläumsfeierlichkeiten statt, unter anderem mit einer Thaler Marching Parade. Am 3. November wird das Jubeljahr mit einem Gedenkgottesdienst abgeschlossen. «So sind wir eben, wir machen das im Dorf und für unser Dorf», sagt Ehrenaktivmitglied Gabriel Schaad. Eigens für das Jubiläum hat eine vierköpfige Arbeitsgruppe eine hochwertige, 50-seitige Chronik angefertigt, die mit vielen Bildern von anno dazumal glänzt und die zwei Jahrhunderte des Vereinslebens mit viel Liebe fürs Detail schildert. So ist in der Broschüre etwa zu lesen, dass Urs Joseph Büttler vom Hofgut Bremgarten es war, der mehrere Jünglinge von Höngen und Laupersdorf zur Gründung einer Musikgesellschaft zu begeistern vermochte. Am Dreikönigstag 1824 unterzeichneten sieben Initianten die noch erhaltene Gründungsurkunde der «Musikgesellschaft Laupersdorf». Die allerersten Instrumente: Je zwei Trompeten, Posthörner und Fagotte und eine kleine Flöte.
Umstellung auf Blechinstrumente
In den Fünfzigerjahren des vorletzten Jahrhunderts fanden jährlich nur einige Proben statt, im Juli 1867 begann eine eigentliche Neugründung des Vereins, wie das erste bekannte Vereinsprotokoll belegt. Ab diesem Zeitpunkt gehörten alle Instrumente dem Verein, gespielt wurde nur noch auf Blechinstrumenten. 30 Jahre später traten fünf Mitglieder aus und gründeten die MG «Harmonie». Nun waren die Gesellschaften in zwei politische Lager ausgeschieden, wie dies in unserer Region so oft der Fall war oder noch ist: Die Freisinnigen musizierten in der «Harmonie», dem heutigen Opus One Orchestra, der «Frohsinn» bekannte sich zur (ehemaligen) CVP. 1911 wurde das erste Vereinsbanner eingeweiht, am 1. August 1914 unterschrieben mittlerweile 38 Musikanten die Vereinsstatuten. Am 1. Juni 1924 wurde das hundertjährige Bestehen des Vereins feierlich, mit einem grossen, historischen Festumzug, begangen. 1932 erfolgte die Aufnahme in den Musikverband Thal-Gäu und 1937 der Beitritt zum Solothurnischen Kantonalmusikverband.
Livekonzert aus dem Radiostudio
«Die Kriegsjahre waren für alle Vereine immer sehr schwierig», sagt Gabriel Schaad. Die Vereinstätigkeit musste jeweils auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde zur finanziellen Stärkung der Vereinskasse ein Mattenfest durchgeführt, wie auch immer wieder in späteren Jahren. Ein Jahr voller Highlights war 1952: Die vierte Vereinsuniform wurde eingeweiht, zudem gab die «Frohsinn» Laupersdorf ein direkt übertragenes Konzert im Radiostudio Basel. Die Aufnahme der ersten Musikantin im Jahr 1975 beendete die 151-jährige reine Männergesellschaft. Im folgenden Jahr wurden sechs Tambouren aufgenommen. Mit der Wahl von Peter Baumann als neuem Direktor 1980 begann eine eigentliche musikalische Neuorientierung im Verein. Er trieb die Umstellung von einer Fanfare- auf eine Brass Band- Besetzung voran und plädierte dafür, rege an Musikfesten teilzunehmen. «Das ist heute ein zentraler Punkt in unserer Vereinstätigkeit, sagt Toni Rüegg, in der Vereinsleitung als Repräsentant tätig. Beide, Schaad und Rüegg, erinnern sich gerne an die Teilnahme an ausserkantonalen Anlässen wie die Olma oder an den Marché-Concours in Saignelégier. Peter Baumann übrigens, längst Ehrendirigent der «Frohsinn», hat eigens einen Jubiläumsmarsch komponiert: das Opus 224 «Duecento». Er wird selbstverständlich übermorgen in der Mehrzweckhalle erstmals zu hören sein.
Dem Verein viel zu verdanken
1987 übernahm die «Frohsinn», durchaus auch zur Entlastung der Vereinsfinanzen, das Brunnenfest in Eigenregie und liess so auch gleich die alte Tradition der Fronleichnams- Kilbi wieder aufleben. Ein Novum in der langjährigen Geschichte der «Frohsinn» war 2003 die Umstrukturierung in der Vereinsführung. Anstelle eines Vorstandes mit Präsidium wurde eine Vereinsleitung mit Repräsentant und einem Ressortsystem für die übrigen Chargen eingeführt. Im gleichen Jahr dann auch die Namensänderung, von MG «Frohsinn» auf Brass Band «Frohsinn ». «Gabriel hat einen Riesenjob gemacht », kriegt Schaad ein dickes Lob von Repräsentant Toni Rüegg. Bei Gabriel Schaad fänden alle wichtigen Sitzungen statt, er sei Drehscheibe und Koordinator der Arbeitsgruppen der Feierlichkeiten, sagt Rüegg. «Ich habe dem Verein nun mal viel zu verdanken», gibt dieser die Blumen zurück. Als 15-Jähriger sei er seinerzeit zur Musik gekommen, und weil es immer schon ein Mehrgenerationenverein gewesen sei, habe er dort sehr viel fürs Leben lernen dürfen. «Man hilft einander, man akzeptiert einander», sagt Schaad. Was macht denn die «Frohsinn» aus? Es sei der Zusammenhang, den man in diesem Verein spüre, sagt Toni Rüegg. «Es gab immer auch schwierige Zeiten und wir mussten stets dafür sorgen, dass Nachwuchs vorhanden ist. Aber das gemeinsame Mitmachen und Musizieren ist durch nichts zu ersetzen!»
Im Herbst wird Zukunftsgruppe tätig
Und morgen? Aktuell zählt die Brass Band Frohsinn Laupersdorf knapp 30 Mitglieder. Schaad und Rüegg wissen: Es fehlt, weshalb auch immer, eine Generation im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. «Das wird die Herausforderung sein: die Jungen ans uns zu binden», sagt Gabriel Schaad. An der GV habe man beschlossen, eine Zukunftsgruppe einzusetzen, die spätestens ab Herbst, wenn die Feierlichkeiten beendet sind, Lösungen entwickeln soll. «Die Gruppe wird konkrete Gedanken und Ideen aufs Tapet bringen, wie die Brass Band in die Zukunft gehen soll», sagt Schaad. Beide sind sie der Überzeugung, dass man künftig vermehrt regional denken sollte. Im Thal gebe es mehrere Brass Bands, man kenne einander. «Also wärs doch nur logisch, wenn sich hier auf regionaler Ebene etwas entwickeln würde», sagt Toni Rüegg.
Vorerst aber wird in Laupersdorf zünftig gefeiert. Das hat die «Frohsinn» sich verdient.