Wir treffen den Härkinger Gemeindepräsidenten André Grolimund am Lieblingsplatz in seiner Gemeinde, im Garten der Alten Kirche. «Der Ort ist eine Oase der Ruhe, der kleine Mittelgäubach fliesst daran vorbei und es ist ein wahres Kleinod in Härkingen», beschreibt er den beschaulichen Platz hinter der ehemaligen römisch-katholischen St. Johann-Kirche, die 1754 erbaut wurde. Grolimund kommt von einer mehrstündigen Sitzung und kann die ruhige Stimmung an diesem schönen Ort gut gebrauchen.
Seit rund drei Jahren ist er im Amt als Gemeindepräsident, war aber schon seit 2009 der Vize. Am beschaulichen Treffpunkt, der 2012 von Eva Jäggi und Peter Ullmann im Auftrag des Pfarreirats zu diesem kleinen Garten Eden umgebaut wurde, werden oft Apéros durchgeführt und auch die jährliche Vereidigung der Jungbürger findet dort statt. Als Vertreter der Gemeinde sitzt André Grolimund im Vorstand des Vereins «Alte Kirche Härkingen », der seit 1983 die Geschicke des Kultur-Ortes im Herzen der Gemeinde leitet. Dem Verein steht seit vielen Jahren der Gäuer Künstler Martin Heim vor, von dem Grolimund auch das Bild eines Fussballers besitzt, das er 2002 als Ehrengabe des Fussballclubs bekommen hat. «Er macht das seit langer Zeit hervorragend und die Einwohnergemeinde unterstützt die Projekte der Alten Kirche finanziell», erklärt der 53-Jährige das wichtige Engagement der Gemeinde. Es fänden vor allem Ausstellungen und Konzerte von Künstlern und Musikerinnen aus der Region statt. «Ich schätze es sehr und wir als Gemeindebehörde sind sehr stolz, dass den Kunstarbeitenden der Region eine so tolle Plattform geboten wird,» sagt Grolimund.
Er liebt sein vielseitiges Amt
1986 zog die Familie Grolimund von Egerkingen nach Härkingen, um dort ein Eigenheim zu bauen. «Ich fand sehr schnell Anschluss im Ort, nicht zuletzt, weil ich bei den FC-Junioren Fussball spielte», erinnert sich André Grolimund. Diesem FC blieb der Personalfachmann dann auch treu, von 1994 bis 2006 war er Junioren-Obmann beim Verein und kümmerte sich um den Nachwuchs. «Ich denke, durch diese Arbeit im Juniorenbereich habe ich einen guten Draht zu den Jungen im Dorf», schätzt er eine seiner Stärken ein. Als Ressortchef Jugend und Kultur habe er oft Begegnungen mit Schülern und Schülerinnen im Dorf. «Eines der Highlights für mich ist der Ferienpass, der immer in der ersten Frühlingswoche stattfindet und an dem man immer wieder leuchtende Kinderaugen sehen kann», erzählt der umtriebige Mitorganisator. Auch bei der Bewegungswoche, die in Härkingen im Rahmen von «Schweiz bewegt» fünf Tage dauert, ist er an vorderster Front im OK dabei. Er liebe sein vielseitiges Amt mit all den verschiedenen Themen aller Art. «Dabei kommt es zu vielen spannenden Gesprächen mit Einwohnern und Einwohnerinnen. Die damit verbundenen Begegnungen sind enorm spannend und oft auch lehrreich.»
Interessenabwägung wird ihn beschäftigen
Die politische Kultur in Härkingen bezeichnet er als «angenehm, sachlich und kollegial geprägt». Zudem könne er auf ein tolles Team im Gemeinderat zählen, ohne das vieles gar nicht möglich wäre. Es ist ihm wichtig, die Anliegen und Probleme der Bevölkerung ernst zu nehmen und nach geeigneten Lösungen zu suchen.
Der Gemeinderat hatte und hat laut Grolimund eine intensive Zeit, bezogen auf anstehende Projekte im Dorf, aber auch überregionaler Natur. So stehen etwa Sanierung und Ausbau des Paketpostzentrums oder die Organisation der Regionalen Arbeitsplatzzone (RAZ) an. «Die RAZ wird uns durch die damit verbundene Interessenabwägung zwischen Landverbrauch und dem Zulassen weiterer wirtschaftlicher Entwicklung intensiv beschäftigen», schaut er in die Zukunft. Zudem stünden diverse grössere Bauten und Projekte in der Region an, welche alle Beteiligten vor einige Herausforderungen stellen würden. «Gemeindeintern beschäftigt uns der Neubau der Einfachturnhalle, die Erweiterung des Schulraums und die Revision der Gemeindeordnung besonders», beschreibt er die wichtigsten Herausforderungen.
Den ländlichen Kern bewahrt
Seit Beginn seines politischen Engagements in der Gemeinde hat sich vieles geändert. Die Gemeinde Härkingen hat sich nicht nur in Bezug auf die Zahl der Bevölkerung enorm entwickelt. Die Infrastruktur der Gemeinde wurde stetig ausgebaut und saniert. So entstand 2010 ein neues Gemeindehaus, der Werkhof wurde realisiert und der Kindergarten ausgebaut, um nur einige Beispiele zu nennen. Einige Mehrfamilienhäuser und Bauten in der Gewerbe- und Industriezone kamen ebenfalls hinzu. «Der ländliche Kern des Dorfes wurde aber bewahrt.» Für die kommende Einfachturnhalle, die neben die bestehende zu stehen kommt, sei der Kredit bewilligt. Die rege Bautätigkeit und das damit einhergehende Wachstum der Bevölkerung – aktuell zählt Härkingen rund 1800 Einwohnende – bedingen mehr Schulraum. Eine Aufstockung des Schulhauses sei angesagt, weiss der Vorsteher des Ressorts Bildung im Rat. «Die Gemeinde steht finanziell sicher auf gesunden Beinen», so Grolimund. Das habe man seinen Vorgängern Markus Hofer und Daniel Nützi zu verdanken, welche die Finanzen im Griff gehabt hätten und sorgsam mit den Mitteln umgingen. Dies habe es möglich gemacht, interessante Unternehmen an Land zu ziehen.
Autobahn trennt Dorf und Industrie
Natürlich sei der tiefe Steuerfuss bestimmt ein grosser Standortvorteil und interessant für Firmen und Menschen. «Wir gehören aber auch zu den grössten Gebergemeinden im Finanzausgleich des Kantons Solothurn», gibt der engagierte Politiker zu bedenken.
Aufgrund der Autobahn grenzt sich die laute und umtriebige Gewerbe- und Industriezone vom eigentlichen Gemeindegebiet grösstenteils ab: «Die Autobahn ist der Schnitt zwischen Dorf und Industrie, der Dorfkern bleibt dadurch einigermassen ruhig», beschreibt Grolimund einen der Vorzüge der Gäuer Gemeinde.
Die Ortschaft liegt im Herzen der Schweiz und hat mit dem Wald einen schönen und beliebten Rückzugsort zu bieten. Ein Nachteil sei sicherlich das Thema Verkehr mit den damit verbundenen Immissionen. «Die perfekte Lage ist Fluch und Segen zugleich», weiss Grolimund. In Zusammenarbeit mit dem Kanton sei man dabei, Lösungen zu entwickeln für die Verkehrsachse Olten- Oensingen.
Zahlreiche engagierte Vereine
«In Härkingen haben wir einen gesunden Dorfgeist, insbesondere die sehr engagierten und zahlreichen Vereine tragen dazu bei», kommt der Gemeindepräsident ins Schwärmen. Es sei fast erstaunlich, wie viel in seiner kleinen Gemeinde jahrein, jahraus los sei. Er muss es wissen, schliesslich ist er auch für den Veranstaltungskalender zuständig. Darin finden sich neben dem grossen Dorffest, Fröschefest genannt, das heuer am 9./10. August stattfindet, beispielsweise auch der Spaghetti- Plausch des Turnvereins, das traditionelle Waldfest der Chlausenzunft, die Theatervorstellung der Dorfbühne, das Jahreskonzert der Musikgesellschaft, die Comedy Night des FC und noch viele andere grössere und kleinere Events.
«An einem Sonntagabend stand die ganze Härkinger Guggenmusik bei mir zuhause auf der Strasse und begann zu spielen», erinnert sich André Grolimund lachend. Er sei völlig erstaunt gewesen und habe zuerst gedacht, sie hätten sich im Datum seines Geburtstages geirrt. Es stellte sich dann aber heraus, dass die «Ohregröble» sich auf diese Weise bedanken wollten für die jährlichen Unterstützungsbeiträge, welche die Dorfvereine von der Gemeinde erhalten. «Eine tolle und coole Geste, die mich sehr freute», sagt Grolimund. Solche Geschichten seien die schönen Seiten seines Amtes, von dem er sagt, es sei «eine grosse Lebensschule» mit unglaublicher Themenvielfalt.
André Grolimund
André Grolimund wurde am 20. März 1971 geboren. Er ist verheiratet und hat keine Kinder. Seit 2006 ist er im Gemeinderat, seit 2021 in einem 30-Prozent- Pensum Gemeindepräsident von Härkingen. In der Realität seien dies eher 50 Prozent, sagt er. Er ist selbstständiger Personalfachmann in der Rekrutierung von Fachspezialisten in der Energie- und Elektrobranche. Durch seine Selbstständigkeit sei das Ausüben des Amtes als Gemeindepräsident erst möglich. Grolimund ist Ehrenmitglied des FC Härkingen, bei dem er von 1994 bis 2006 verantwortlich war für die Junioren. Ausserdem ist er Vizepräsident des Verwaltungsrates der GAG Genossenschaft für Altersbetreuung und Pflege Gäu.