«Und, wohin fahrt ihr diesen Sommer in die Ferien?» Eine ganz normale Frage, finden Sie? Ich finde nicht. Diese Frage ist manchmal ein richtiger Balanceakt für diejenigen, die sie beantworten sollen. Sie kann jemanden stressen, in Verlegenheit bringen oder – wie sagt man heute so schön – triggern. Also etwas auslösen, das die betreffende Person meistens nicht wirklich möchte.
Ich will niemandem die Ferienzeit vermiesen, aber ich wünsche mir bei dieser Frage etwas mehr Sensibilität und Umsicht. Ja, für viele von uns ist es aus finanzieller Sicht selbstverständlich, im Sommer irgendwohin zu fliegen oder zu fahren. Andere können darauf gezielt hinsparen – und für wieder andere ist beides schlicht unmöglich. In der Serie «Die Abrechnung» des Konsumenten- und Beratungsmagazins Beobachter legen Menschen ihr Budget offen und sagen, wofür sie ihr Geld ausgeben (können). Der «Beobachter» beschreibt es selbst so: «Das Ergebnis macht mal neugierig, mal neidisch, mal nachdenklich.» Gerade Letzteres zeigt ziemlich deutlich, dass für viele Schweizer Haushalte – von Alleinerziehenden und Alleinstehenden verschiedenster Umstände bis zu Paaren mit vielen Kindern – an Ferien im Ausland nicht einmal zu denken ist oder sie auch ein Badi-Saisonabo gut abwägen müssen.
Vielleicht könnte man also das nächste Mal einfach fragen «Und was macht ihr diesen Sommer so?» Das ist abgeschwächter, unverfänglicher und lässt auch budgetfreundlichere Antworten zu. In diesem Sinne: allen eine schöne Ferienzeit!
Sabrina Glanzmann mag Ferien natürlich auch. Geniesst aber dazwischen auch den Alltag, der ja bekanntlich länger dauert als ein Abendessen am Strand.