Fabian Aebi Gemeinde Rickenbach/ Anzeiger Thal Gäu Olten
Im Gemeindehaus will er hoch hinaus - Fabian Aebi

«Ich möchte die Bevölkerung teilhaben lassen»

Sommerserie (III): Fabian Aebi und sein Lieblingsplatz im Gemeindehaus in Rickenbach

Wir treffen Fabian Aebi vor Sonnenaufgang im schmucken Gemeindehaus von Rickenbach, wo er eine Sitzung des Gemeinderatsteams, die jeweils um 7 Uhr in der Früh stattfinden, vorbereitet. Diese finden im heimeligen Saal im Dachstock des ehemaligen Schulhauses statt, das eine sehr gute Infrastruktur für ergebnisreiche Meetings bietet. «Da ich meine Vorbereitungen relativ oft in den Morgenstunden im Gemeinderatsaal erledige, geniesse ich an schönen Tagen via Dachlukarne den Sonnenaufgang », beschreibt er den Ort, den viele Rickenbacher und Rickenbacherinnen aus ihrer Schulzeit kennen.

Er habe diesbezüglich bereits viele spannende Geschichten gehört, dieser Umstand mache das schöne Gebäude für ihn, der vor 24 Jahren zugezogen sei, noch interessanter, beschreibt Fabian Aebi das an einer erhöhten Lage liegende, ehemalige Schulhaus. «Man spürt in den Innenräumen die lange Geschichte, ich bin sehr gerne in diesem Gebäude.»

Er habe früher nie politisiert, sei aber vor 14 Jahren erstmals angefragt worden, ob er im Dorf aktiv werden wolle, beschreibt der 58-Jährige seinen politischen Werdegang. Vor den letzten Wahlen wurde die FDP der Gemeinde wieder vorstellig beim Leiter und Inhaber der Mobiliar Generalagentur in Olten. «Nach einem Gespräch mit meiner Frau nahm ich die Herausforderung an, weil wir der Gemeinde, die uns als Familie immer gut behandelt hat, etwas zurückgeben wollen. » Sandra Aebi engagiert sich in der örtlichen Kulturkommission.

«Unsere Kinder sind alt genug, für mich ist es eine interessante Abwechslung zur Tätigkeit in meiner Firma», sagt Aebi. Er habe aber immer gesagt, dass er kein klassischer Politiker sei und die Sache anders angehe als andere. «Privatwirtschaft und Verwaltung zeigen doch einige markante Unterschiede auf, ich arbeite sehr gerne mit Menschen und in Teams», beschreibt er seine Motivation. Diese Herausforderung habe ihm nach Amtsantritt neue, interessante Tätigkeitsfelder ermöglicht: «Auch habe ich durch die Zusammenarbeit mit diversen kantonalen Amtsstellen vieles gelernt und auch neu verstanden». Mit viel Herzblut habe man im Gemeinderat eine gute Basis geschaffen, Aebi hat sein präsidiales Amt sehr gerne und hängt mit Freude eine weitere Periode an, wenn die Bevölkerung dies will. «Ich möchte die initiierten, erfolgversprechenden Projekte gerne weiterführen.»

Wo soll die Gemeinde hin?
Erst kürzlich wurde an einem Kick-Off in Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat eine Entwicklungskommission ins Leben gerufen, die neue Visionen der Gemeinde erarbeiten soll. Dabei geht es unter anderem um Schwerpunktthemen wie Umwelt, Wasser oder Energie. Aber auch das Leben im Alter, wie viele Einwohnerinnen und Einwohner man in der Gemeinde wolle und wie das Rickenbach der Zukunft aussehen soll, seien Themen dieser Innovation, die Aebi schon länger realisieren wollte. Vorrangig war etwa die Reorganisation innerhalb der Gemeinde, im Herbst sei aber ein zweites Meeting bezüglich dieses Mitwirkungsverfahrens geplant, an dem eine Auslegeordnung in Zusammenarbeit mit den bestehenden Kommissionen erarbeitet wird. «Ich möchte Jung und Alt motivieren, an diesem wertvollen Gedankenaustausch teilzunehmen », sagt Aebi, der als Initiator die Gruppe aktuell auch präsidiert.

Fabian Aebi Gemeinde Rickenbach/ Anzeiger Thal Gäu Olten
Rickenbach aus der Vogelperspektive. In den vergangenen vier Jahren wuchs die Bevölkerung um mehr als 150 Einwohnende.


Das fehlende Dorfzentrum
Rickenbach ist durch die Hauptstrasse in zwei Teile getrennt und durch die Hanglage in die Länge gezogen. «Wir verfügen leider über kein eigentliches Dorfzentrum mit Treffpunktlokalitäten», bedauert der Gemeindepräsident. Der Wunsch nach Austausch und Zusammenkommen sei aber gross in der Bevölkerung, das habe man auch am Frühlingsapéro mit 45-minütigem Info-Teil gesehen, an dem über 130 Personen teilnahmen. Auch die zwei öffentlichen Gemeinderatsitzungen, die jeweils im Juni und November in der Turnhalle stattfinden, seien gut besucht. Es gibt diverse Organisationen und Anlässe wie die Stiftung für ein glückliches Alter, den Aktiv-Treff 60+, den Mittagstisch der Frauengemeinschaft des Obstund Gartenvereins oder die Kulturkommission, die verschiedenste Anlässe und Zusammenkünfte für alle Altersklassen organisieren, aber für Aebi ist klar: «Es hätte durchaus Platz und auch Bedarf für die Realisierung weiterer Orte in unserem Dorf, wo man sich trifft und austauscht.»

Suche nach den richtigen Firmen
Die Gemeinde Rickenbach verzeichnet durch die gute Anbindung an den ÖV, die Nähe zur Autobahn, die sehr schönen Naherholungsgebiete – man ist im Nu auf den Höhen der ersten Jurakette – und ein gutes Schulangebot ein gesundes Bevölkerungswachstum. Die Bevölkerungszahl entwickelte sich von 534 im Jahr 1970 über 1061 Personen vor vier Jahren bis zum heutigen Stand von 1213 Einwohnern und Einwohnerinnen. Dies bestimmt auch wegen der regen Bautätigkeit im Dorf, für welche die neue Siedlung «Wendelin», mit attraktivem Wohnraum, steht. Auch der aktuell noch sehr tiefe Steuerfuss ist ein Standortvorteil. Leider habe man aber in der Industrie mit dem definitiven Wegzug der Firma Amcor einen schweren Aderlass hinnehmen müssen, bedauert Fabian Aebi. Die Hallen und Büroinfrastrukturen stehen zurzeit noch leer und man ist in Zusammenarbeit mit der Wirtschafsförderung der Region Olten und der Verwaltung Loreda Real Estate auf der Suche nach geeigneten Firmen. «Am liebsten natürlich solche, die auch den Firmensitz nach Rickenbach bringen.» Logistik-Betriebe hätte man sofort haben können, man müsse aber Vor- und Nachteile solcher Firmen mit Blick auf die Wohnqualität im Dorf immer sorgfältig abwägen.

Der hohe Anspruch an sich selber
ährend der Amtszeit Aebis wurde in der Kanzlei einiges ins Personal und in die IT-Infrastruktur investiert. Kommende Herausforderungen und grosse Investitionen sind etwa der Neubau des Schulhauses der Kreisschule Untergäu in Hägendorf oder die stetig wachsenden Sozialkosten. Auch mit dem Raumplanungsverfahren All-Gäu und der Agglo Olten, wo Rickenbach durch seine Lage stets beteiligt und direkt involviert ist, kommen «grosse Brocken» auf den passionierten Hobby-Imker zu. Zwar bereiten Gemeindeschreiber und Finanzverwalter diese Dossiers jeweils vorzüglich auf, aber er nimmt für sich in Anspruch, den Inhalt selber detailliert zu kennen. Entsprechend gross ist seine zeitliche Belastung. «Wäre ich nicht selbstständig, bräuchte ich einen grosszügigen Arbeitgeber, um das Amt seriös ausüben zu können.» Er schmunzelt, wenn er an sein – theoretisches – 20-Prozent-Pensum denkt. «Aber ich mache es gerne, das Gemeindepräsidium bereitet mir grossen Spass.»

Fabian Aebi Gemeinde Rickenbach/ Anzeiger Thal Gäu Olten
Der Lieblingsplatz des Gemeindepräsidenten: Fabian Aebi geniesst die Aussicht aus dem Gemeinderatssaal im Dachstock des ehemaligen Dorfschulhauses.


Fabian Aebi
Fabian Aebi ist 1966 geboren. Er ist gelernter Kaufmann und führt seit dem Jahr 2000 als Generalagent und Inhaber die Mobiliar Generalagentur in Olten mit 40 Mitarbeitenden. Seit 2021 bekleidet er in seiner Wohngemeinde für die FDP.Die Liberalen das Amt des Gemeindepräsidenten. Aebi ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Während vieler Jahre hat er als Gewerbepräsident den Zusammenschluss diverser kleiner Organisationen in Olten vorangetrieben. Er ist Verwaltungsrat in der EHCO AG.

Der Geniesser schätzt gute Gesprächsrunden bei gutem Essen, feinem Wein und tollen Zigarren. Seit acht Jahren sammelt er als Imker Erfahrungen, um nach der Pensionierung die Imkerei richtig zu verstehen und mit Herzblut betreiben zu können.

Text: MGT & Bild: ZVG