125 Jahre Oensingen-Balsthal-Bahn / Anzeiger Thal Gäu Olten

Josef Bloch hätte seine helle Freude gehabt

Die Oensingen-Balsthal-Bahn beging vergangene Woche feierlich den 125. Jahrestag ihrer Betriebsaufnahme

Am 17. Juli jährte sich die Betriebsaufnahme der Oensingen–Balsthal-Bahn zum 125. Mal. Nach dem Festwochenende im Juni liess sich die OeBB auch für den eigentlichen Geburtstag einige Besonderheiten einfallen. Höhepunkt war die Einsegnung des Triebwagens RBe 546 109 mit Sportschützen-Ass Jan Lochbihler und Pfarrer Jürg von Niederhäusern.

Nach zahlreichen, zum Teil auch gescheiterten Eisenbahnprojekten, erhielten Balsthal und die Region Thal 1899 ihren langersehnten Anschluss für Mensch und Güter an die grosse weite Schienenwelt. Möglich machten dies zur Hauptsache die Gemeinde Balsthal, die damalige Gesellschaft der von Roll’schen Eisenwerke mit ihrer «Schmelzi» in der Klus sowie die Cellulose- & Papierfabrik Balsthal. Anfänglich mit Dampf unterwegs, konnte 1943 der elektrische Betrieb aufgenommen werden. Anfang der 1970er-Jahre sollte die OeBB zur reinen Güterbahn werden, wogegen sich die Bevölkerung erfolgreich wehrte. In der Folge wurde die Gemeinde Balsthal Hauptaktionärin und der Wagenpark wurde nach und nach ergänzt oder ersetzt. So kam beispielweise 1974 ein «Roter Pfeil» der SBB nach Balsthal, wo er erst als Ersatzfahrzeug im Regelbetrieb und später für Extrafahrten wieder in der ganzen Schweiz zum Einsatz kam.

Nach etwas turbulenten Jahren um die Jahrtausendwende ist die OeBB heute erfreulich unterwegs. 2023 wurden Rekordmengen an Güterwagen transportiert und auch die Anzahl Reisende ist wieder höher als vor der Pandemie. Das Drittmarkt- und Bahnerlebnisgeschäft boomt und die Infrastruktur kann gemäss der Leistungsvereinbarung mit dem Bund nach und nach erneuert werden. Die OeBB ist heute ein Eisenbahnverkehrsunternehmen mit einer Sicherheitsbescheinigung für das ganze normalspurige Netz der Schweiz sowie mit einer bis 2073 gültigen Konzession für den Betrieb einer Eisenbahnstrecke zwischen Oensingen und Balsthal.

125 Jahre Oensingen-Balsthal-Bahn / Anzeiger Thal Gäu Olten
Der Güterzug am Jubiläumstag wurde mit Dampf geführt, zusätzlich wurden ein paar nostalgische Güterwagen mitgegeben.


Ein Weltmeister als Taufpate
Am vorletzten Mittwoch nun feierte die OeBB ihren Geburtstag mit vielfältigen Aktivitäten: Mit einem Regelgüterzug am Morgen, mitsamt Dampflok und historischen Güterwagen. Den Personenverkehr erledigte die Bahn während des ganzen Tages mit der OeBB-eigenen Fahrzeug- Komposition, am Nachmittag standen kostenlose Fahrten mit dem legendären «Roten Pfeil» auf dem Programm. Die Einsegnung des OeBB-Fahrzeugs am späteren Nachmittag war natürlich das emotionale Highlight des Tages. Die OeBB ist verpflichtet, eine eigene Fahrzeug- Komposition für den Personenverkehr bereitzuhalten, dies für den Fall, dass die Regelkomposition der SBB nicht zur Verfügung steht. Dieser Ersatzzug muss seit Ende letzten Jahres ebenfalls behindertengerecht sein. Die OeBB hat dazu mehrere Occasionsfahrzeuge beschafft und zu einem Zug zusammengestellt. Den Mittelwagen mit Niederflureinstieg übernahm sie von der BLS, der Steuerwagen wurde ursprünglich bei der Südostbahn eingesetzt. Die ehemalige SBB-Lok als Teil dieses Zuges wurde durch einen Triebwagen ersetzt, der im Jahr 2000 in der Schweiz bei Stadler für die Montafonerbahn gebaut wurde. Der Triebwagen erhielt dazu das gleiche neue OeBB-Kleid wie der Zwischenwagen und der Steuerwagen und trägt das Wappen der Gemeinden Balsthal und Oensingen. Weiter wurde das Fahrzeug eigens auf die Segnung hin mit «Joseph Bloch» beschriftet. Joseph Bloch war Oberamtmann des Bezirks Thal, Leiter des Initiativkomitees für den Bau der OeBB und der erste Verwaltungsratspräsident der OeBB.

Die feierliche Einsegnung nahm Pfarrer Jürg von Niederhäusern vor. Als Taufpate amtete Jan Lochbihler, Sportschütze und Weltmeister aus Holderbank.

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Feierliche Einsegnung des Triebwagens RBe 546 109: Pfarrer Jürg von Niederhäusern, OeBB-Geschäftsführer Markus Schindelholz und Taufpate Jan Lochbihler bei der Enthüllung des Namens «Josef Bloch».


Oberamtmann Josef Bloch: Mitbegründer und erster Verwaltungsrats-Präsident der OeBB
Der 1849 geborene Josef Bloch wuchs als Sohn eines Giessers der von Roll’schen Eisenwerke in der Klus auf. Nach dem Besuch der Primar- und Bezirksschule in Balsthal liess er sich in Solothurn zum Primarlehrer ausbilden. Nach Wanderjahren und längerer Tätigkeit als Bezirksschullehrer in Metzerlen- Mariastein wurde er 1890 von der Amtei Thal und Gäu zum Oberamtmann gewählt. Er verlegte sein Wirken wieder in seine Heimatgemeinde Balsthal, wo er mit seiner Frau Sophie Maria Anna Brunner und den sechs Kindern lebte.

Als Parteigenosse der damaligen Freisinnig-demokratischen Partei vertrat Bloch deren linken Flügel und setzte sich für seine Überzeugungen ein. Sein Einsatz als Oberamtmann galt nebst dem Aufund Ausbau des Schulsystems im Thal auch der Armensorge, die er teilweise mit eigenen Mitteln unterstützte. Durch sein Amt war er Mitglied in zahlreichen Kommissionen, die er oft präsidierte. So war Josef Bloch auch treibender Initiator einer Eisenbahnverbindung im Thal. Bei der 1898 gegründeten und im Folgejahr eröffneten Oensingen-Balsthal-Bahn AG (OeBB) wurde Bloch zum ersten Verwaltungsratspräsidenten gewählt. Mit der Betriebsaufnahme der OeBB konnte die wirtschaftliche Entwicklung im Thal und der angrenzenden Region massgeblich vorangetrieben und gefördert werden.

Kurz vor seinen ersten Ferien, die er aufgrund gesundheitlicher Probleme geplant hatte, verstarb er im 65. Altersjahr am 28. Dezember 1913. Mit dem unvorhergesehenen Ableben von Josef Bloch musste die noch junge OeBB erstmals einen neuen Präsidenten bestellen.

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Oberamtmann Josef Bloch: Mitbegründer und erster Verwaltungsrats-Präsident der OeBB