Boningen / Anzeiger Thal Gäu Olten
Der Lieblingsplatz von Boningens Gemeindepräsident Bruno Stalder beim kleinen Weiher.

Vom Hobby-Sportler zum passionierten Politiker

Sommerserie (VI): Bruno Stalder und sein Lieblingsplatz beim kleinen Weiher in Boningen

Wir treffen Bruno Stalder, der seit drei Jahren als Gemeindepräsident in Boningen amtet, beim kleinen Weiher in unmittelbarer Nähe des schönen, alten Spychers und der Kapelle, dem Schmuckstück der 800-Seelen-Gemeinde. «Wenn man Gäste hat, sucht man oft diesen wunderschönen Platz auf», erzählt der 57-Jährige. Oft sei das Gewässer mitten im Dorf der Ausgangspunkt für Sonntagsspaziergänge oder diene als Treffpunkt.

Der Dorfweiher, der vom Boninger Bach gespiesen wird, welcher immer noch offen durch das Dorf fliesst und in die Aare mündet, diente in alten Zeiten als Depot für Löschwasser. Heutzutage finden unter anderem der sehr beliebte 1. August- Brunch und andere Events wie zum Beispiel Neujahrsapéro, Matinée, Racletteplausch und das 1. Mai-Fest gleich neben dem Weiher statt. Und das alte Feuerwehrlokal in unmittelbarer Nähe, das der Bürgergemeinde für einen symbolischen Preis überlassen wurde, werde in Bälde umgebaut, beschreibt der sportliche Gemeindepräsident die weitere Aufwertung des Dorfkerns. Bruno Stalder ist mit dem Mountainbike zum Treffen mit dem Anzeiger erschienen, Velofahren gehört zu einem seiner liebsten Hobbys. Sport ist dem aktiven Fussball-Schiedsrichter sehr wichtig. Seit 16 Jahren pfeift er Spiele für den FC Kappel, bis vor drei Jahren spielte er noch selbst beim FC Kappel, zum Schluss bei den Senioren. «Ich musste den Aufwand meinen neuen Aufgaben anpassen und reduzieren», erklärt Stalder.

Eine funktionierende, moderne Verwaltung
So hat er sich letzten Herbst auch mit seinem langjährigen Arbeitgeber auf eine Reduktion seines Pensums auf 60 Prozent einigen können, um die Aufgaben als Gemeindevorsteher seriös und mit weniger Zeitmangel erledigen zu können. Während seiner Amtszeit wurde in Boningen die Verwaltung mit der Anstellung eines Verwaltungsleiters reorganisiert, dem alle Gemeindeangestellten unterstellt sind und der sich um die alltäglichen Dinge im Dorf kümmert. Auf diese Weise kann Stalder sich prioritär um die politischen Aktivitäten kümmern. Ein laufender Prozess ist etwa die Digitalisierung der Gemeinde, die der Präsident persönlich vorantreibt. Sein Vorgänger, Manfred Zimmerli, habe diese als IT-Spezialist schon intensiv angestossen, betont er. Heute werden sämtliche Traktanden im Gemeinderat digital bearbeitet. Der Kanton gebe viele Geschäfte vor, man sei diesbezüglich in der Gemeinde gut unterwegs und habe eine moderne Verwaltung, zeigt er sich zufrieden ob dieser Entwicklung.

Auch in der Schule hat die Digitalisierung Einzug gehalten, so bekommen alle Schüler und Schülerinnen ab der dritten Klasse ein persönliches iPad, um am computergestützten Unterricht teilzunehmen. Die Geräte werden von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Seit 2013 wird wegen der wachsenden Bevölkerung die Schule wieder in Doppelklassen geführt, vorher bildeten je drei Jahrgänge eine Klasse. In den letzten 40 Jahren hat sich die Bevölkerung Boningens von rund 400 auf zurzeit 813 Personen mehr als verdoppelt.

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Boningen aus der Vogelperspektive. In den letzten 40 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl mehr als verdoppelt.


Ein klassischer Quereinsteiger
Bruno Stalder bezeichnet sich als Quereinsteiger in der Politik. «Ich war und bin eigentlich ein Vereinsmensch, bin seit vielen Jahren aktiv beim FC Kappel dabei. » Dort war er Präsident und amtete in verschiedenen Funktionen. Der Einstieg in die Dorfpolitik erfolgte via Mitwirken in der Kommission für öffentliche Bauten im Dorf, der er acht Jahre angehörte. Nach kurzer Zeit im Gemeinderat wurde er angefragt, ob er sich als Gemeindepräsident zur Wahl stellen würde. Er bejahte und wurde in stiller Wahl im Amt bestätigt. Bereut hat er seine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, noch nie. «Man bekommt Einblick in viele Projekte des Kantons und der Gemeinden und man lernt interessante Personen in und ausserhalb der Gemeinde kennen», beschreibt Stalder einige Vorzüge seiner Tätigkeit. So habe er zum Beispiel mit Regierungsrätin Sandra Kolly im Zusammenhang mit dem Projekt All-Gäu, das zur Entwicklung des Raumes Gäu/Untergäu beitragen soll, zu tun gehabt. Man sitze in vielen Gremien wie etwa der Gemeindepräsidenten- Konferenz, die alle sechs bis acht Wochen stattfindet und in der sich die Leiter der umliegenden Gemeinden austauschen können.

Kinder haben in Boningen viel zu sagen
Auf ein Projekt, das in den letzten drei Jahren umgesetzt werden konnte, ist er besonders stolz. Boningen erhielt das Label «Kinderfreundliche Gemeinde» der UNICEF Schweiz und Liechtenstein. Dieses Label steht für das Schaffen von Freiräumen, die individuell und autonom angeeignet werden können, die reichlich soziale und naturnahe Interaktion zulassen und die unter Einbezug der Kinder und Jugendlichen entstehen. «Mir ist sehr wichtig, dass unsere Gemeinde familien- und kinderfreundlich ist», erklärt Stalder sein Credo. Im Dorf können die Kinder mitbestimmen, so gibt es zum Beispiel einen Klassenrat in der Schule. Bruno Stalder geht offensichtlich auf in seiner Rolle als Gemeindepräsident und lobt die vielseitige und abwechslungsreiche Tätigkeit. «Ich freue mich über positive Feedbacks aus der Bevölkerung, aber auch über kritische oder gar negative Rückmeldungen, die mich in meiner Arbeit weiterbringen.»

Natürlich gebe es auch schwierige Herausforderungen, so sei die Bereitschaft für Freiwilligenarbeit nicht mehr so gross wie in vergangenen Jahren. «Früher war die Motivation für Mitarbeit im Dorf sicher grösser», erklärt er. Allerdings seien die Kommissionen nach wie vor gut besetzt. «Ich setze mich gerne für unsere Einwohnerinnen und Einwohner ein und stehe für eine weitere Legislatur zur Verfügung », beschreibt er seinen Willen, die aufgegleisten Projekte in «seinem» schönen Dorf weiterzuverfolgen.

Bruno Stalder
Bruno Stalder ist 57-jährig und verheiratet. Er lebt seit 27 Jahren in Boningen, aufgewachsen ist er «in der zweitschönsten Gemeinde im Kanton Solothurn»: in Kappel. Er arbeitet als Maschineningenieur in einem internationalen Unternehmen in Olten. Bei gutem Wetter fährt er jeden Tag mit dem Bike zur Arbeit. Der sportliche Gemeindepräsident hat eine grosse Passion für den Fussball und war mehr als drei Jahrzehnte lang aktiv als Spieler, Trainer und Funktionär. Aktuell ist er als Schiedsrichter tätig. Zu seinen weiteren Hobbys zählen Biken, Wandern und Skifahren.

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Bruno Stalder
Text & Bilder: ALA