Als 2009 Dorjee Phuntsok mit seiner Frau Jacqueline mit dem Projekt «Tagesstätte Mittelpunkt» in Oensingen startete, fragten wohl viele nach dem Warum. Man glaubte, das aktuelle Angebot des Kantons werde allen Bedürfnissen gerecht. Dorjee Phuntsok erkannte, dass damals ein niederschwelliges Angebot in der Tagesstruktur fehlte, welches eine differenzierte Behandlung beeinträchtigter Menschen ermöglichte. Jetzt wurde das 15-Jahr-Jubiläum gefeiert.
Dorjee Phuntsok stellte im familiären Rahmen ein erweitertes Betreuungs- und Beschäftigungsangebot auf die Beine, welches der Kompetenzentwickung sowie Förderung von Menschen mit Beeinträchtigungen diente und seine Handschrift trug. Als Nachfolger entwickeln seine Söhne Nyima und Sonam Phuntsok seit 2019 mit einem hochqualifiziertem Mitarbeiterteam das Angebot der «Tagesstätte Mittelpunkt» in Oensingen laufend weiter, gesichert durch eine strenge interne und externe Qualitätskontrolle.
In diesem Rahmen bietet die Tagesstätte Menschen mit Beeinträchtigungen eine überaus abwechslungsreiche und spezifisch ausgerichtete Tagesstruktur. Ein wohldosierter und geplanter Tagesablauf wird den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht, welche zur IV-Rente berechtigte Menschen mit einer psychischen Behinderung zusteht. Bei ihnen wird davon ausgegangen, dass eine Tätigkeit an einem geschützten Arbeitsplatz oder eine Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt nicht sinnvoll oder nicht möglich ist.
Das Angebot ist gross und vielfältig
Dazu gehören handwerkliche Arbeiten wie das Töpfern und die Holzwerkstatt, kreative Tätigkeiten wie das Musik-, Malund Kreativatelier, gemeinsames Kochen, Bewegung – Exkursionen, Spaziergänge, Velotouren – verschiedene Arbeiten im Garten und in der Natur (Naturatelier, allgemeine Gartenarbeiten), Miteinbezug der Klientel in externe Dienstleistungen (Räumungen, Reinigungen, Umzüge, Malerarbeiten, Gartenarbeiten), Fotografie, Backtage (Zopf und Brot vom Holzofen inklusive Verkauf der hergestellten Produkte in der Gemeinde Oensingen) und andere sinnvolle Beschäftigungen, die helfen, den Alltag der Besucherinnen und Besucher zu strukturieren und ein stabiles Umfeld zu schaffen.
Zusätzlich zum Tagesstrukturangebot wird regelmässig die Möglichkeit zur Teilnahme an kulturellen Anlässen geboten. Darüber hinaus findet mit Hilfe von Spendengeldern jährlich ein Ferienlager statt, dessen Teilnahme freiwillig ist, das aber von den Teilnehmenden sehr geschätzt wird. Alle Angebote sind niederschwellig und werden durch spezifisch geschultes Personal getragen.
Zwei Standorte in Oensingen
Mit zwei Standorten in Oensingen verfügt die «Tagesstätte Mittelpunkt» über genügend Raum und Platz für die Durchführung einer strukturierten Betreuung. Wurde sie 2009 mit 16 Platzkontingenten eröffnet, sind es heute 32 Plätze, die auf aktuell 50 Menschen mit Beeinträchtigungen verteilt werden. Die hohe Nachfrage führte dazu, dass die Institution stetig wachsen durfte. Trotz dem stetigen Ausbau des Angebotes behielten die Betreiber in der zweiten Generation, Nyima und Sonam Phuntsok, den vorgegebenen familiären Rahmen bei. Hohe Professionalität, menschliche Wärme und Geborgenheit bleiben oberstes Ziel, das Menschen mit einem nicht immer leichten Lebensweg in der Tagesstätte vorfinden sollen.
Feier mit prominenten Gästen
Am vergangenen Freitag nun wurde im Beisein von prominenten Gästen das 15-jährige Jubiläum der «Tagesstätte Mittelpunkt» mit einem schönen Fest gefeiert. Regierungsrätin Susanne Schaffner bemerkte in ihrer Rede, dass die positive Haltung, die hier herrsche, «gut spürbar» sei. Ihr Departement sei stetig bemüht, die Inklusion, wie sie hier in Oensingen gelebt werde, in der gesamten Gesellschaft zu fördern. Die Selbstständigkeit zu fördern, sei ein wichtiges Thema und dabei stehe immer der Mensch im Mittelpunkt, so die Vorsteherin des Departementes des Innern. Nationalrat Felix Wettstein wies darauf hin, dass der Zeitpunkt dieser Feier passend gewählt sei, weil tags zuvor in Bern die Inklusions-Initiative mit mehr als 108 000 Unterschriften eingereicht wurde. Ziel der Initiative sei eine Änderung der Sichtweise, so dass Menschen mit Behinderung auf Augenhöhe mit nicht behinderten Personen stünden.
Eine kurze, aber schöne Rede hielt spontan Reena Barras, Benützerin der Tagesstätte. «Ich bin seit vier Jahren hier und habe noch nie im Leben so viel Hilfe bekommen», erzählte die seit Geburt behinderte Frau sehr emotional und voller Freude. Andrin Wüthrich, seit Beginn in der Leitung Betreuung tätig, meinte in seiner Rede, dass die «Tagestätte Mittelpunkt» ein Vorbild für die gesamte Gesellschaft sein könne in Bezug auf Konfliktlösung und Zusammenarbeit. Weitere Redner an diesem herzlichen Fest waren Dirk Weber, Vize-Gemeindepräsident Oensingen, Ruedi Nützi, ehemaliger Präsident Stiftung Mittelpunkt, Peter Trübner, Präsident der Gesellschafterversammlung der «Tagesstätte Mittelpunkt » sowie Benny Löffel, Präsident Stiftung Mittelpunkt.